Die geheime Welt der Frauen
winkte ab. »Er hat nur Trödel verkauft. Ich hab alles verändert, als ich ihn übernommen habe.«
»Aber«, sagte Sima, »wahrscheinlich würde es nicht funktionieren.«
Faye erwiderte darauf nichts, und Sima nahm ihr Schweigen als Zustimmung. Sie hätte gern protestiert - obwohl sie sich nicht sonderlich für Mode interessierte, war es erstaunlich einfach,
die Ware zu bestellen, die man unbedingt brauchte, und eingeführten Trends zu folgen. Und was die Kundschaft anging, so wusste sie, dass manche ihre sachliche Umgangsform lieber mochten als Fayes anstrengende Bemühungen, ständig zu unterhalten. Aber statt sich auf eine Diskussion einzulassen, verwarf sie die Möglichkeit selbst, bevor Faye es konnte. »Es war nur so ein Gedanke«, sagte Sima, »nichts Ernstes …«
»Ich hab’s!« Faye öffnete die Arme, als würde sie einen Vorhang aufziehen. »Simas Lädchen! Simas Lädchen - ist das nicht perfekt?«
Sima grinste.
24
S ima hatte vorgehabt, Timnas Mutter vor dem Frühstück anzurufen, aber stattdessen lag sie im Bett und suchte nach Ausreden. Das Zimmer war so kalt und das Bett so warm, und vermutlich wäre Timnas Mutter ohnehin nicht zu Hause - sie würde später anrufen. Aber dann war den ganzen Tag im Laden viel los, Timna war da, und sie hatte das Gefühl, es wäre nicht richtig, die junge Frau allein zu lassen, während sie sich nach oben schlich, um deren Mutter anzurufen. Zwei Mal stellte sie Timna auf die Probe. »Wie geht’s Shai?«, fragte sie einmal und: »Welchen Film haben Sie noch mal mit Shai gesehen?« Aber Timna antwortete ganz unbefangen, nannte irgendeine Komödie, und Sima fiel nicht ein, wie sie weiter hätte nachbohren können.
Um die Mittagszeit stand Timna auf, streckte sich und murmelte, dass sie ein paar Erledigungen machen müsse - eine Geburtstagskarte für ihre Mutter kaufen, eine Jacke von der Reinigung abholen. »Kein Problem«, erklärte Sima, dankbar, eine Weile allein zu sein, »gehen Sie nur, lassen Sie sich Zeit.«
Sobald Timna fort war, setzte Sima sich hinter den Ladentisch und legte den Kopf in die Arme. Du musst etwas sagen, du kannst sie heute Abend nicht gehen lassen, ohne zu versuchen, ihr zu helfen. Sie legte sich im Kopf Sätze zurecht - »Wir müssen reden, Timna«, könnte sie sagen, oder »Da gibt’s etwas, was ich Sie fragen wollte« -, aber jedes Mal hallten die Worte hohl in ihr nach. Timna würde ihre Besorgnis wieder einfach abtun, und sie selbst käme nicht dazu, ihre Ängste auszusprechen.
Als die Türglocke klingelte, lächelte Sima der Frau entgegen,
die zögernd in den Laden spähte, sie war froh über die Ablenkung. »Wenn Sie nach BHs suchen, sind Sie am richtigen Ort«, erklärte sie und kam hinter dem Ladentisch hervor.
Die Frau erwiderte ihr Lächeln. »Das tue ich«, antwortete sie und zog ihren Mantel aus. Sie trug einen schwarzen Pullover, an dem weiße Katzenhaare hingen. Mit einer scheuen, verlegenen Geste strich sie das Haar hinter die Ohren.
»75 D«, sagte Sima nach einem Blick auf ihren Busen. »Also, was darf ich Ihnen zeigen?«
Die Frau zog die Augenbrauen hoch. »Ich hab gehört, Sie seien ein Profi, aber …«
»Es ist leicht, auf dem Gebiet ein Profi zu sein«, antwortete Sima und führte sie zur Umkleidekabine. »Da herrscht kein großer Wettbewerb.« Sie trat zur Seite und ließ die Kundin eintreten: eine große Frau, die leicht gebückt ging. »Wie ist Ihr Name?«, fragte Sima, während ihr warm ums Herz wurde, wie immer, wenn sie bei jemandem Unsicherheit spürte. »Was darf ich Ihnen bringen?«
»Ich heiße Louise. Ich suche nach irgendwas, das minimiert.«
»Sind Sie sicher? Zu mir kommen Frauen, die was dafür bezahlen würden, wenn sie Ihren Busen hätten.«
»Ich bezahle dafür, ihn loszuwerden.«
»Na schön, wir wollen mal sehen, was wir ohne Operation machen können, ja? Warten Sie einen Moment, und ich zeige Ihnen eine kleine Auswahl.«
Louise probierte den BH, den Sima brachte - »Unser bestverkaufter Minimizer, er wird Ihnen gefallen.«
»Er sitzt perfekt«, erklärte Sima und rückte die Träger zurecht, »aber eine junge Frau wie Sie sollte ein bisschen mehr aus sich machen. Dieser BH ist gut für die Arbeit, aber ich werde Ihnen etwas für abends holen, wenn Sie ein bisschen sexy aussehen
wollen.« Sima verließ die Kabine, bevor Louise protestieren konnte. »Etwas in Schwarz, tief ausgeschnitten, was Hübsches, aber nicht zu übertrieben.« Sie sprach schnell, während sie die Leiter
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