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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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dem Weg nach oben. »Was ist los?«, rief sie stattdessen und massierte sich die Schläfen.
    Levs weißes Unterhemd war voller Kaffeeflecken vom Frühstück, seine blaue Hose entlang der Schenkel verblichen. »Isst du zu Abend?«, fragte er.
    Sima sah ihn an und wandte sich dann ärgerlich ab. »Was, ich soll dir was kochen? Du siehst doch, dass ich mitten in der Arbeit bin.« Sie hatte ihm nicht erzählt, was mit Timna passiert war. Sie fürchtete sich vor seinem Ich-hab’s-dir-ja-gesagt-Kommentar, den sie selbst herausgefordert hatte, wie sie zugeben musste. Mit all ihrer Einmischerei hatte sie Timna weder geholfen, noch war sie der Wahrheit einen Schritt näher gekommen.
    »Es ist nichts da zum Essen.«
    »Na und? Dann geh doch was holen. Du kannst uns Falafel besorgen.«
    »Sima, es schüttet wie aus Kübeln. Ich will nicht rausgehen.«
    Sima nervte sein weinerlicher Tonfall. »Du bist wie ein großes Baby, das ständig gefüttert werden muss.«
    Lev antwortete nicht.
    Sie seufzte laut auf. »Okay, wenn du mir kurz hilfst, komm ich danach rauf und koche dir was, okay?«
    Lev nickte.
    »Also gut. Du musst mir den Karton da drüben aufmachen«, sie deutete auf ein kleines Päckchen an der Tür, »und prüfen, ob der Inhalt mit dem Lieferschein übereinstimmt. Ja?«
    Sima beugte sich über das Rechnungsbuch, während Lev das Päckchen inspizierte. Er zerrte an dem Verpackungsband, und als er es nicht aufreißen konnte, stand er auf und kam langsam mit suchendem Blick auf sie zu.
    »Was denn?«, fragte Sima.
    »Hast du eine Schere?«

    »Lev, wo glaubst du denn, dass du eine Schere findest - auf dem Ladentisch?«
    Lev sah sie an, antwortete aber nicht.
    »Nein, bei der Nähmaschine. Also komm, benutz deinen Verstand. Ich muss dir doch nicht alles sagen.«
    Lev ging zur Nähmaschine. Er schob verschiedene Gegenstände auf dem Nähtisch herum: einen Block, Stoffstücke, ein paar Garnspulen. Nachdem er nicht fand, was er suchte, drehte er sich zu Sima um, um sie zu fragen, schien sich dann aber eines Besseren zu besinnen, zog eine kleine Schublade unter der Maschine auf und nahm die Schere zwischen herumrollenden Nagellackfläschchen heraus.
    Dann ging er zum Karton zurück, schnitt das Packband auf und nahm den Lieferschein aus der Plastikhülle. Nachdem er den Karton geöffnet hatte, entfernte er vorsichtig das Seidenpapier, drehte sich zu Sima um und wartete eine Weile darauf, dass sie zu ihm aufblickte. Als sie das nicht tat, fragte er: »Sima, willst du das aufheben?«
    Ärgerlich sah Sima hoch, nickte aber, und Lev faltete das Papier sorgfältig zu einem kleinen Quadrat, das er auf den Boden legte. Dann griff er in den Karton und zog ein blaues Baumwollhemd in Übergröße heraus.
    »Oh, halt das mal hoch für mich.«
    Lev hielt es sich an.
    »Sehr hübsch. Findest du nicht, dass das hübsch ist?«
    Lev blickte an sich hinab. »Ja, wahrscheinlich. Sicher.« Er faltete das Hemd zusammen und legte es auf das Seidenpapier.
    »Warte mal, lass es mich von der Rechnung abstreichen.« Sima streckte die Hand aus, und Lev brachte ihr den rosafarbenen Lieferschein. »Okay«, sagte sie und strich das Hemdchen von der Liste, »was kommt als Nächstes?«
    Lev griff in die Schachtel. »Ein rotes Nachthemd.«

    »Durchscheinend, körpernah, dunkelrot.«
    »Ähm … grünes Baumwoll-Tank-Top.«
    »Camisole, jägergrün. Richtig. Nächstes.«
    »Blau … Was ist das?« Lev hielt ein puderblaues Korsett hoch, an dem an einer dünnen Plastikschnur ein Stringtanga baumelte.
    »Das ist ein Mieder mit Höschen.«
    Lev drehte es in der Hand. »Wirklich?«
    »Uhm.«
    »Wie zieht man das an?«
    Sima sah ihn hinterhältig an. »Steh auf.«
    »Warum?«
    »Steh auf.«
    Lev erhob sich.
    »Zieh dein Hemd aus.«
    »Sima?«
    »Na komm schon, Lev. Timna macht das auch.«
    »Aber Timna ist eine Frau.«
    »Ach, die Hälfte der Frauen, die ich bediene, haben Körper, die sich von deinem nicht allzu sehr unterscheiden. Alle diese Artikel sind Übergrößen, und Timna kann sie nicht für mich anprobieren, aber du schon.«
    »Du genauso.«
    »Nein, es wäre nicht richtig, wenn ich das täte - das sollte eine Angestellte machen, nicht die Geschäftsinhaberin.«
    »Aber ich bin keine Angestellte.«
    »Es sieht aber nicht so aus, als ob du einen anderen Job hättest, das macht dich zu meinem Angestellten.«
    Lev hielt das blasse Wäschestück in der Hand und überlegte. Sima sah ihn gespannt und leicht genervt an. »Komm schon, Lev, das macht doch Spaß.

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