Die geheimen Jahre
sicherlich ein persönlicher Rekord. Nicht, daà er keine Lust gehabt hätte, sie war bloà nicht die Frau, die er begehrte â die Frau, nach der er sich sehnte, wollte ihn nicht. Ich will dich nicht heiraten, Daniel , hatte Thomasine gesagt. Der Ausdruck in ihren Augen war eindeutig gewesen. Sie war nicht interessiert, er hatte einen Narren aus sich gemacht.
Er verlieà den Raum und das Haus. Auf der StraÃe, wo feiner Nieselregen aufs Pflaster fiel, packte ihn plötzlich Lally Blythes kleine weiÃe Hand am Ellbogen.
»Ich möchte mit dir heimgehen, Daniel.«
Er schüttelte den Kopf, worauf ihre dunklen Augen ihn zornig anblitzten. »Warum nicht? Kannst du nicht?«
»Ich hab einfach keine Lust dazu«, log er. Er haÃte die Vorstellung seines leeren Betts.
»Ich glaube dir nicht.« Sie stand vor ihm und hielt sich an den Ãrmeln seiner Smokingjacke fest. »Vielleicht kannst du nicht mit mir schlafen. Ja â das würde einiges erklären, nicht wahr? Vielleicht hat sich Fay deswegen mit dem Arzt abgegeben?«
Sie lächelte. Im trüben Schein der StraÃenlaterne glänzten ihre Augen. »Lag es daran, Daniel? Konntest du Fay kein richtiger Ehemann sein? Hat sie dich deswegen betrogen?«
Einen Moment lang konnte er sich nicht rühren. Dann packte er sie am Handgelenk und zerrte sie zu dem Taxi, das auf der anderen StraÃenseite wartete.
Als sie seine Wohnung erreicht hatten, zerrte er Lally aus dem Taxi, suchte nach Geld in seiner Tasche, um den Fahrer zu bezahlen, und schob sie durch die Eingangstür. Mit dem Fuà stieà er die Tür wieder zu und streifte ihr rasch die schmalen Träger ihres Kleides über die Schultern. Er hörte, daà etwas riÃ, und der dünne Stoff glitt zu Boden. Er warf seine Jacke ab, und sie zog ihn auf den Teppich vor dem Kamin. Die Mühe, das Feuer anzuzünden, machte er sich nicht, also kam das einzige Licht von der nackten Glühbirne an der Decke. Sie trug nur weiÃe Seidenstrümpfe und einen Strumpfhalter unter dem Kleid.
Er hielt sich mit keinerlei Vorspiel auf. Ihre Finger öffneten geschickt seine Hose, ihr offener Mund suchte den seinen. Diesmal erwiderte er ihren KuÃ. Sie spreizte die Beine, er drang in sie ein und hörte sie keuchen. Mit der einen Hand strich er ihr durch das kurzgeschnittene Haar, mit der anderen drückte er ihren schlanken Körper an sich. Ihre kleinen Zähne bissen in seine Schulter, seine Brust. Ihre Brüste preÃten sich an ihn, als sie sich im gleichen Rhythmus mit ihm bewegte. Er hatte sich nicht ganz ausgekleidet. Ihr könnt von Glück sagen, wenn wir wenigstens vorher die Socken ausziehen .
Nicholas fuhr nach London, um Lally zu sehen. Jetzt, nach der Hälfte der Strecke, hatte er sich fast alles zusammengereimt. Er fuhr so schnell, wie der alte Daimler es erlaubte. Seine Gedanken arbeiteten mit ähnlicher Geschwindigkeit. Bäume und Hecken, die nur vom Licht der Scheinwerfer beleuchtet wurden, flogen vorbei.
Er wurde sehr müde. Die letzte Nacht hatte er kaum geschlafen, und die Ereignisse der beiden vergangenen Tage hatten ihn ziemlich mitgenommen. Er wuÃte, wenn er anhielt und zu schlafen versuchte, würde ihm dies nicht gelingen. Seine Gedanken rasten, erlaubten ihm keine Ruhe. AuÃerdem hatte er Geschwindigkeit immer genossen. Sie löschte alles andere aus. Er erinnerte sich, wie er mit Titus die Einfahrt entlanggesprengt war â an den Staub, der in der Hitze unter den Hufen des Pferdes aufwirbelte, an die Sonne, die auf seinen Rücken brannte. Daniel Gillory hatte dieses Wettrennen gewonnen, aber Nicholas hatte das nichts ausgemacht.
Er rieb sich die Augen und versuchte, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Wahrscheinlich war diese Fahrt umsonst, dachte er. Die Vergangenheit lieà sich nicht mehr ändern. Was immer er zu Lally oder sie zu ihm sagen würde, konnte nichts an dem ändern, was geschehen war. Es war wie der Rià in der Mauer von Drakesden Abbey: Ein einziger Schwachpunkt im Fundament, und das ganze Gebäude begann auseinanderzubrechen, tausend haarfeine Risse, und alles würde in sich zusammenstürzen.
Nicholas erkannte plötzlich, daà er nicht nach London zu fahren brauchte. Er war müde und muÃte sich ausruhen. Es war, als würde er Titus reiten. Er muÃte ihn nur ein biÃchen stärker antreiben, dann konnte er sich im Sonnenschein ins Gras legen.
Er
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