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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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herrlich?«
    Ende Mai feierten sie Williams fünften Geburtstag mit einem Picknick auf dem Rasen neben dem Haus. Sie tranken hausgemachte Limonade und aßen Sandwiches und Hörnchen. Williams Geburtstagskuchen, den Thomasine am Abend zuvor gebacken hatte, war in der Mitte ein bißchen eingesunken, was ihm aber nichts auszumachen schien. Er blies begeistert die Kerzen aus und kniff die Augen fest zusammen, als er sich etwas wünschte. Sie paddelten auf dem Teich und spielten im Labyrinth Verstecken. Schon einmal hatte sie im Labyrinth Verstecken gespielt, aber das war lange her, in einer anderen Zeit. Hinterher räumten sie die Picknicksachen zusammen und wickelten alles in eine alte Tischdecke. William war gerade dabei, den Korken in die Limonadenflasche zu stecken, als er innehielt und aufs Haus starrte.
    Â»Was ist, William?«
    Er runzelte die Stirn. »Dieses Fenster sieht komisch aus.«
    Thomasine sah auf die Stelle an der Seitenwand des Hauses, auf die er deutete. Es stimmte, eines der Fenster sah eigenartig aus. Von fünf Fenstern wurde das Sonnenlicht im gleichen Winkel reflektiert, beim sechsten wirkten die Strahlen seltsam verzerrt. Sie lief aufs Haus zu. Das Fensterbrett war hinter der wuchernden Glyzinie verborgen, die graublauen Dolden hingen wie betaute Trauben über die gesamte Seiten- und Vorderfront des Hauses herab. Die Ecken des Fensters waren asymmetrisch. Aufgeregt begann Thomasine, durch den Blätterwald und den gewundenen drahtigen Stamm hindurchzutasten.
    Â»Hat es jemand eingeschlagen?« fragte William ängstlich.
    Thomasine schüttelte den Kopf. »Nein, Liebling. Schau – die Scheiben sind heil.«
    Die Glyzinie klammerte sich an das alte Mauerwerk und ließ sich nicht abreißen, aber sie konnte die Blüten und Blätter und die kleineren Triebe wegschieben. Dann hielt sie inne, weil ihr trotz des strahlenden Sonnenscheins plötzlich kalt wurde, als sie sah, was sie freigelegt hatte.
    Â»Was ist das, Mami?«
    Die Kehle schnürte sich ihr zu. Zögernd erwiderte sie: »Da ist ein Riß, William. Die Mauer ist gesprungen.«
    Sie berührte den heimtückischen Spalt zwischen Ziegeln und Mörtel. Sie wußte, was sie zu sehen bekäme, wenn sie mehr von die Glyzinie abreißen würde: einen Spalt, der sich bis zum Dach hinauf fortsetzte und auseinanderbrach, was jahrhundertelang zusammengehalten hatte.
    Thomasine nahm die zwölf Pfund von Hilda, um einen Gutachter aus Ely zu bezahlen. Eines strahlenden Junimorgens fuhr ratternd ein Austin Seven, beladen mit Werkzeug und Instrumenten, die Einfahrt herauf. Endlos lange kroch der Gutachter im Dachgeschoß herum, legte die Basis der Außenwände frei, sah sich alles an und führte Messungen durch. Während er arbeitete, beschnitten Thomasine und William die Tomatenpflanzen und sammelten Raupen vom Kopfsalat. Thomasines Hände, die normalerweise ruhig arbeiteten, zitterten vor Nervosität.
    Schließlich kam der Gutachter über den Rasen auf sie zu.
    Â»Oje, oje, Miss Thorne. Da haben Sie wirklich ein ziemliches Problem.« Er lächelte und rieb sich die Hände.
    Thomasine gelang es, ihre Ungeduld zu unterdrücken.
    Â»Wie alt ist das Haus, Miss Thorne?«
    Sie rechnete schnell nach. »Es wurde Anfang des achtzehnten Jahrhunderts erbaut, Mr. Purbeck. Davor stand ein Tudor-Bau auf dem Grundstück und davor eine Abtei.«
    Â»Es gibt keine Fundamente, Miss Thorne, keine Fundamente, das ist das Schlimme. Oder man hat an den Fundamenten gespart, alte Grundmauern benutzt, um die neuen Wände darauf zu setzen, und nur knapp einen halben Meter tief in den Boden gegraben. Die Bauleute damals hatten keine Ahnung, wie wichtig festes Grundmauerwerk ist, vor allem auf einem Boden wie diesem.« Mr. Purbeck schüttelte den Kopf und lächelte über die frühere Unwissenheit.
    Â»Aber das Haus hat fast zweihundert Jahre gestanden«, sagte sie verwirrt. »Wenn es abgesunken wäre, müßte es sich doch längst gesetzt haben?«
    Â»Das Haus setzt sich nicht, Miss Thorne – es bricht zusammen .«
    Thomasine starrte ihn entsetzt an.
    Â»Sie haben erst kürzlich einen neuen Brunnen graben lassen, nicht wahr, Miss Thorne?«
    Einen Moment lang konnte sie keinen Gedanken fassen. Dann erinnerte sie sich an die tiefen Gräben, die um die Zeit von Williams Geburt die Gärten durchzogen.
    Â»Mein Mann hat vor fünf Jahren

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