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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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schlechten, unregelmäßigen Mahlzeiten …
    Besorgt fragte er: »Geht es Ihnen gut? Sie sehen schlecht aus.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mir geht’s gut. Nur ein bißchen müde, das ist alles. Und bedrückt.«
    Er nahm ihren Arm und sagte: »Erzählen Sie mir, was Sie bedrückt, Thomasine. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Er sah die Leere in ihren Augen. In dem kurzen Schweigen, das darauf folgte, vervielfachten sich in seiner Vorstellung die Anzahl der Leiden, die sie befallen haben mochten: Krankheit … Verletzung … Schwierigkeiten mit den Behörden …
    Â»Die Revue wurde abgesetzt, Nick. Es ist schrecklich albern und furchtbar peinlich, aber ich hab nicht genug Geld, um heimzufahren. Ich hab nicht genug für die Fähre und für die Bahnfahrt.«
    Zuerst wollte er vor Erleichterung fast lachen. Was für eine Banalität, der Mangel von ein paar Francs für eine Fahrkarte. Dann dachte er: Heimreise . Thomasine kehrte nach England zurück.
    Â»Ich sollte Sie nicht bitten, Nicholas, ich weiß, daß sich das nicht gehört. Aber die meisten meiner Freunde sind bereits fort, und ich kann keine neue Arbeit finden. Ich hab’s versucht, aber …« Ihre Stimme brach ab.
    Nicholas griff in seine Tasche und zog ein paar zerknitterte Scheine und Münzen heraus. »Sehen Sie. Hier. Nehmen Sie, soviel Sie brauchen.« Das Geld fiel in ihre Hände und auf den Gehsteig. Mehrere Hundert-Francs-Noten, ein Schwall Francs und Centimes.
    Â»Oh – so viel brauche ich nicht! Es ist wirklich zuviel, Nick …«
    Â»Wohin werden Sie gehen, wenn Sie nach England zurückkehren? Nach London? Nach Drakesden?« fragte er beunruhigt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    Â» Wollen Sie denn nach England zurück, Thomasine?«
    Endlich lächelte sie. Ein betrübtes, zögerndes Lächeln. »Eigentlich nicht. Aber ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.«
    Â»Bleiben Sie hier bei mir«, erwiderte er.
    Sie starrte ihn an. Nicholas kniete sich nieder und hob einiges von dem heruntergefallenen Geld auf. Ein Zehn-Francs-Stück rollte einfach in den Rinnstein, ein Windstoß fegte eine der Noten auf die Straße. Als er auf dem Boden kniete, wußte er mit einer lange nicht mehr dagewesenen Sicherheit, was er tun mußte. Der Einfall lähmte ihn, hinderte ihn fast am Sprechen.
    Â»Heiraten Sie mich«, krächzte er und sah zu ihr auf.
    Er wußte, daß sie einfach ja sagen mußte, nachdem er sie gefragt hatte. Er würde es nicht ertragen, sie noch einmal zu verlieren. Ohne sie würde sein Leben erneut in Stücke brechen.
    Â»Bitte, Thomasine«, fügte er verzweifelt hinzu. »Bitte heiraten Sie mich.«
    Er konnte sein Glück nicht fassen, als sie langsam, ohne den Blick von ihm zu wenden, den Kopf neigte. Daraufhin erhob er sich und legte den Arm um sie. Die Geste der Zuneigung erschien ihm natürlich, verdient. Er wußte, daß sie ihn ändern, daß sie etwas Besseres aus ihm machen würde. Er beugte sich hinunter und küßte sie auf den Kopf, und ihr Haar fühlte sich weich und seidig an seinem Gesicht an. Seine Hände umfaßten ihre schmalen, zarten Schultern, und er wunderte sich über seine neuentdeckte Fähigkeit, berühren und Liebe ausdrücken zu können.
    Â»Heiraten Sie mich«, hatte Nicholas Blythe gesagt, dann hatte er ein Taxi angehalten, sie zu seinem luxuriösen Hotel gebracht und mit Champagner und geräuchertem Lachs verwöhnt.
    Und sie hatte ja gesagt. Während der letzten Wochen hatte sie so heftige Gefühlsaufwallungen erlebt, daß sie jetzt nur noch zu einer Art beklommener Ungläubigkeit fähig war und nicht fassen konnte, daß Nicholas Blythe sie um ihre Hand gebeten und sie angenommen hatte.
    Â»Wir fahren nach Le Touquet«, sagte Nicholas. »Die andern sind schon alle dort. Wir nehmen uns ein schönes Hotel und gehen jeden Tag in Restaurants, und abends tanzen wir bis in die frühen Morgenstunden. Ich kaufe dir alle Kleider, die du willst, Thomasine, und allen Schmuck. Und im Herbst reisen wir durch Europa. Südfrankreich … Spanien … Italien …«
    Allmählich wurde sie von Nicholas’ Freude und Aufregung angesteckt. Sie brauchte nicht nach England zurück, sie konnte wieder reisen. Wie herrlich, diese Orte zu

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