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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unbeschwerten und luxuriösen Verhältnissen, wie es seinem Einkommen und der Herkunft seiner Frau entsprach. Das große, prächtige Herrenhaus aus rotem Backstein lag weitab von allen anderen Ansiedlungen in einem schön gestalteten Park, hinter dem sich bewaldete Hügel erstreckten. Das Haus, das von Dutzenden Bediensteten geführt wurde, hatte eine hervorragende Bibliothek und einen sehr elegant eingerichteten Saal mit Salon, beide mit herrlichen Stuckarbeiten und Holzschnitzereien und marmornen Kamineinfassungen. Die übrigen Räume waren zwar zahlreich, aber recht schlicht eingerichtet. Es war ein angenehmer Zeitvertreib, durch die säuberlich gepflegten Gärten und den Obsthain zu spazieren oder zu dem griechischen Tempelchen zu gehen, das auf einem kleinen Hügel an der anderen Seite des Parks lag. Es gab immer etwas zu tun, viel gute Unterhaltung und feines Essen. Während unserer Aufenthalte in Godmersham aß ich Eis, trank hervorragende Weineund genoss es, einmal über etwas so Vulgäres wie Sparsamkeit erhaben zu sein.
    Besonders gefielen mir die Spiele mit den Kindern, damals neun oder zehn an der Zahl. Wir fuhren Boot auf dem Fluss. Ich faltete mit den Jungen Papierschiffchen, die wir mit Kastanien bombardierten. Ich spielte mit den Mädchen Schule und Karten und Mikado und Scharaden, und wir dachten uns Rätsel aus. Verschiedentlich zog ich mich auch mit den ältesten Töchtern Lizzie und Fanny in eines der Schlafzimmer im Obergeschoss zurück und las ihnen zu ihrem großen Ergötzen aus einem meiner alten Manuskripte vor.
    Cassandra war in Godmersham stets besonders willkommen und kümmerte sich bei Elizabeths vielen Niederkünften bereitwillig mit um die anderen Kinder. Doch obwohl Elizabeth uns alle mit großer Freundlichkeit behandelte, war es meiner Mutter und mir immer schmerzlich bewusst, dass wir nur die armen, verwitweten oder ledigen Verwandten waren. Wir waren uns darüber im Klaren, dass wir zu einer Last geworden waren.
    Glücklicherweise endete unser unstetes Wanderleben, das uns von der Güte anderer abhängig machte, schon zwei Jahre später, als mein Bruder Frank uns einen unerwarteten Vorschlag machte. Frank hatte sich kürzlich in Mary Gibson, eine junge Dame aus Ramsgate, verliebt, die er kennengelernt hatte, als er im North Foreland die Sea Fencibles, die Küstenverteidigung, befehligte. Mit zweiunddreißig Jahren lag ihm sehr viel daran, bald zu heiraten, und mit dem Preisgeld in der Hand und einem guten Einkommen konnte er sich dies endlich leisten. Er schlug vor, wir sollten zu ihm und seiner jungen Frau nach Southampton ziehen.
    Obwohl Cassandra und ich einwandten, wir wollten keine Eindringlinge im jungen Eheglück sein, beharrte Frank darauf, dies sei ein ideales Arrangement. Er würde häufig viele Monate auf See sein, und wir könnten dann seiner Mary Gesellschaft leisten. Wir konnten uns die Lebenshaltungskosten teilen, was seine und unsere Belastung erheblich verringern würde. Als ich mich vorsichtig erkundigte, ob unsere liebe Freundin Martha Lloyd sich ebenfalls zu uns gesellen könnte, da sie seit dem Tod ihrer Mutter auch heimatlos geworden war, reagierte Frank äußerst freundlich. Eine so fröhliche, aufgeweckte und liebenswürdige Person wie Martha müsse in jedem Haushalt herzlich willkommen sein, meinte er. Martha war eine nette Frau, zehn Jahre älter als ich und seit meinen Kindertagen meine allerbeste Freundin. Sie gehörte zudem zur Familie, da ihre Schwester Mary mit meinem Bruder James verheiratet war.
    Wir waren alle entzückt von dem Gedanken, wieder ein eigenes Zuhause zu haben, und verließen Bath mit dem glücklichen Gefühl, dieser Stadt entronnen zu sein. Zunächst war ich jedoch nicht sonderlich begeistert von der Aussicht, nach Southampton umzuziehen. Als ich gerade einmal sieben Jahre alt war, hatte man Cassandra und mich dort auf eine Schule geschickt, und wir wären beide beinahe einer ansteckenden Krankheit zum Opfer gefallen.
    Schon bald stellte ich jedoch fest, dass Southampton mit dem exzentrischen burgähnlichen Bau auf dem Hauptplatz und seinen alten Häusern, die man unlängst neu mit modischen gewölbten Fensterfronten ausgestattet hatte, eine sehr idyllische und angenehme Stadt war. Mit seiner Lage an der Mündung des Flusses Itchen, amZusammenfluss zweier großer Gewässer, umgeben von einer mittelalterlichen Stadtmauer, mit schönen, offenen Promenaden am Meeresufer, war dieser Ort ideal für Franks Zwecke, da sein Schiff oft im nahe

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