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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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jugendliche Bemühungen, von denen ich wusste, dass sie noch keine Veröffentlichung verdienten. Dafür hatte ich Beweise. Mein Vater hatte eines,
Erste Eindrücke
, vor einigen Jahren einem Verleger zugesandt, aber postwendend eine Absage erhalten. Meinen Bruder Henry war es gelungen, ein anderes Manuskript mit dem Titel
Susan
für 10 Pfund zu verkaufen, doch das Versprechen des Verlegers, das Buch zu veröffentlichen, wurde nie in die Tat umgesetzt. Nun waren die Manuskripte alle zusammen mit anderen jugendlichen Ergüssen in einem stabilen Holzkasten untergebracht (und harrten dort der dringend notwendigen Korrekturen). Dieser Kasten reiste überall mit, wohin ich auch ging. »Bitte, Papa, denke nicht an meine Bücher.«
    »Ich kann gar nicht anders«, erwiderte er unter großen Mühen. »Du hast eine Begabung, Jane. Vergiss das nicht.«
    Ich wusste, er meinte es gut mit mir. Aber in Wahrheit sprachen hier nur väterlicher Stolz und Vaterliebe. Meine Brüder waren alle hervorragende Schriftsteller; meine Arbeiten waren nichts Besonderes. »Nichts, was ich bisher geschrieben habe, Papa, scheint mir von großem Wert zu sein, außer vielleicht als Zerstreuung für meine Familie. Ich habe das Schreiben aufgegeben. Ich habe mir geschworen,in Zukunft meine Bemühungen mit der Feder nur meiner Korrespondenz zu widmen.«
    Mein Vater schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf. »Das wäre sehr falsch. Deine Arbeiten, sie sollten veröffentlicht werden. Wenn es mir wieder besser geht, werde ich mich dafür einsetzen, dass das geschieht.«
    Am folgenden Morgen war er von uns gegangen.

    Das Ableben meines Vaters brachte viel Trauer über seine ganze Familie, hatte aber zusätzlich auch katastrophale Auswirkungen auf die finanzielle Lage der drei Frauen seines Haushaltes. Bei seiner Pensionierung war die Pfarrstelle in Steventon seinem Nachfolger, meinem ältesten Bruder James, zugefallen. Und seine kleine Leibrente endete mit seinem Tode.
    »Vierzig Jahre lang ist er das Licht meines Lebens gewesen! Meine Liebe, mein Anker!«, schluchzte meine Mutter und betupfte ihre rot verquollenen Augen mit einem Taschentuch, während wir nach der Totenmesse in der Walcot Church in Bath mit meinen Brüdern James und Henry im Salon unserer angemieteten Wohnung saßen. »Dass er mir nun entrissen wurde, und so plötzlich! Wie soll ich ohne ihn nur weiterleben?«
    »Es war ein schwerer Schlag; er war ein hervorragender Vater«, sagte James, während er seine Teetasse absetzte. Er war mit seinen vierzig Jahren ein würdevoller, ernsthafter und verlässlicher Hilfspfarrer, und hatte Frau und Kinder in Steventon zurückgelassen, um zu uns zu eilen und mit uns zu trauern.
    »Aber wir müssen auch Trost darin finden, dass diesesEreignis so plötzlich eintrat«, meinte Henry. Er war dreiunddreißig Jahre alt und immer der witzigste, ehrgeizigste, charmanteste und optimistischste, meiner Meinung nach auch der attraktivste unter meinen Brüdern gewesen. »Denn es bedeutet, dass sich sein Leiden nicht lange hingezogen hat.«
    »Wahrhaftig«, stimmte ich ihm zu und kämpfte gegen die Tränen an. »Ich glaube, dass er sich seines ernsten Zustands gar nicht bewusst war.«
    »So blieb ihm der Trennungsschmerz erspart«, fügte Cassandra stoisch hinzu. »Dafür bin ich dankbar.«
    »Ihn lange leiden, stundenlang mit dem Tode ringen zu sehen, das wäre schrecklich gewesen!«, ergänzte ich.
    »Oh! Aber was sollen wir jetzt machen?«, jammerte meine Mutter. »Ich bin so schwach, dass ich kaum sprechen kann. Ihr wisst doch, dass die Kirche für die Witwen und Kinder von Geistlichen nichts tut! Wenn ich daran denke, dass ich mich in meiner tiefen Verzweiflung auch noch mit solchen Dingen belasten muss! Aber wir stehen jetzt ohne ein Heim und ohne einen Penny da, Mädchen! Nun, da die Leibrente Eures Vaters endet, verringert sich mein Einkommen auf weniger als 200 Pfund. Jane hat gar nichts. Und selbst mit den Zinseinkünften aus Cassandras Erbe ist es nicht genug für unseren Unterhalt. Wie sollen wir nur überleben?«
    Ich spürte, wie bei diesen Worten die Schamesröte meine Wangen überzog. Dass ich keinen Penny eigenes Geld besaß, hatte mich schon immer außerordentlich peinlich berührt.
    Cassandra hatte ihr Erbe einer Tragödie zu verdanken. Mit zweiundzwanzig Jahren hatte sie sich mit dem jungen Geistlichen Reverend Thomas Fowle verlobt; da Tomnur über ein geringes Einkommen verfügte, hatten sie mit der Heirat gewartet. Zwei Jahre später

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