Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
meinen Knoten stimmt alles, Mary«, erwiderteFrank ruhig. »Ich habe sogar in gewissen Kreisen sagen hören, dass meine Knoten unerreicht sind, dass sie zu den besten in der ganzen Königlichen Marine gehören.«
»So etwas würde niemand sagen, außer deiner eigenen Mutter«, antwortete Mary.
»Und es stimmt auch«, sagte meine Mutter stolz. »Mein Frank ist immer schon so geschickt mit den Händen gewesen, und seine Zeit auf See hat ihn sicherlich auf
diese
Beschäftigung bestens vorbereitet.«
Die Antwort wurde mit fröhlichem Gelächter belohnt, und das Gespräch lief noch eine Weile weiter in so heiterem Ton hin und her, während ich mich weiterhin bemühte, Worte zu Papier zu bringen.
»Was schreibst du da eigentlich so eifrig, Jane?«, erkundigte sich Henry plötzlich. »Ich hoffe, es ist ein neuer Roman?«
»Nein, es ist ein Brief an Fanny.«
»Du schreibst andauernd Briefe«, sagte Mary, während sie ihr schlafendes Kind sanft in den Armen wiegte. »Ich glaube, du schreibst mehr Briefe als jeder andere Mensch, den ich kenne.«
»Briefeschreiben ist eine sehr ehrenwerte Beschäftigung«, antwortete ich, während ich meine Feder in das Tintenfass tunkte. »Ich finde, es gibt nichts Befriedigenderes, als einen hervorragend geschriebenen Brief zu erhalten, der voller interessanter Neuigkeiten ist.«
Cassandra schaute von ihren Fransen auf und nickte eifrig. »Wenn Jane und ich voneinander getrennt sind, dann weiß ich nicht, was ich täte, wenn ich nicht regelmäßig von ihr hören würde.«
»Ich schreibe auch ab und zu einmal einen Brief«, sagte meine Mutter, »aber im Allgemeinen ziehe ich es doch vor,meine Energie für Gedichte aufzusparen und zu reimen, wann immer ich Zeit dazu finde.«
»Wir alle erfreuen uns seit Kindesbeinen an deinen Versen, Mama«, antwortete ich aufrichtig.
»Du bist eine echte Begabung, Mutter«, sagte Henry. »Das Gedicht, das du geschrieben hast, als du dich in Bath dank Dr. Bowens Fürsorge von deiner Krankheit erholt hattest – das war besonders gut.«
»Oh! Das stimmt!«, rief Martha. Sie legte ihre Handarbeit beiseite und schaute Cassandra in die Augen. Dann begannen die beiden, in fröhlicher Einstimmigkeit zu rezitieren:
»Der Tod spricht, jetzt versuche ich der Wochen drei bis vier,
Die Dame zu holen im Haus Nummer vier, fort von hier
Doch vergeblich, sie ward grad sechzig, trotz mir,
Nun frag ich, warum hatte keinen Erfolg mein Bemüh’n?
Wenn du die Lösung nicht von dir aus weißt,
Es sind meines Mannes Gebete, der seine Liebste mich heißt,
Dazu meiner Töchter Bemühen, die darob der Himmel preist,
Und die Kunstfertigkeit Doktor Bowens, Gott segne ihn!«
Gelächter und eine Reihe sehr netter und verdienter Komplimente für den Witz meiner Mutter folgten und erfreuten sie gar sehr.
»Dein Bruder James 7 ist ebenfalls ein hervorragender Dichter«, meinte meine Mutter bescheiden.
»Auch Janes Lyrik macht dem Namen Austen alle Ehre«, erwiderte Henry, »doch sie hat, denke ich, ein noch größeres Talent für Prosa. Es ärgert mich unendlich, dass Crosby ihr Buch
Susan
8 niemals veröffentlicht hat, trotz all seiner Versprechungen.«
»Ich verstehe nicht, warum ein Verlag gutes Geld für ein Manuskript bezahlt und es dann nicht druckt«, sagte meine Mutter.
»Es war einfach nicht gut genug«, sagte ich.
»Da kann ich dir nicht zustimmen«, meinte Martha. »
Susan
ist ein solcher Spaß! Wenn auch
Erste Eindrücke
9 mir am liebsten ist. Ich liebe Mr. Darcy und Elizabeth – und ich finde es sehr unfair, dass du mir nur dreimal gestattet hast, das Buch zu lesen, und das vor vielen Jahren.«
»Ein viertes Mal könnte ich nicht riskieren«, erwiderte ich mit einem Lächeln. »Nach nochmaliger Lektüre,fürchte ich, hättest du mir
Erste Eindrücke
gestohlen und würdest es aus dem Gedächtnis veröffentlichen.«
Martha lachte. »Als würde ich dergleichen tun.«
»Das Buch
sollte
aber veröffentlicht werden«, beharrte Henry.
»Papa hat es versucht«, erinnerte ich ihn. »Es wurde abgelehnt.«
»
Ungelesen
abgelehnt«, fügte Henry hinzu. »Das lässt keine Rückschlüsse auf die Meriten des Buchs zu. Es zeigt nur, dass ein Verleger sich nicht die Mühe gemacht hat, etwas zu lesen, was ein unbekannter Landpfarrer ihm zugeschickt hat. Ich wünschte, du ließest es mich jetzt noch einmal für dich einsenden. Vielleicht haben wir mehr Glück damit als mit
Susan
.«
»Das bezweifele ich. Es sind zehn Jahre vergangen, seit ich
Erste
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