Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
dazu bereit gewesen wäre.
Diese
Hilfe kam aus einer anderen Ecke.«
»Von wem?«, wollte ich wissen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, obwohl ich die Antwort kannte, ehe ich sprach.
»Von deinem
Freund
«, sagte Henry betont. »Von Mr. Ashford.«
»Was ist, wenn das Buch kein Erfolg wird?«, fragte ich mich an jenem Nachmittag besorgt, während ich mit Nadel und Faden dasaß und einen Riss in einem meiner Kleider flickte.
»Es
wird
aber ein Erfolg«, antwortete Cassandra.
»Aber was, wenn nicht? Zweihundert Pfund! Es müssen viele Exemplare des Buchs verkauft werden, um eine solche Summe wieder hereinzubekommen. Ich werde in den nächsten beiden Jahren jeden Penny meines Nadelgeldssparen, den ich mir abzwacken kann. Wenn das Buch keinen Gewinn einbringt, zahle ich ihm das Geld zurück.«
»Ich bin mir sicher, dass er das nicht erwartet. Und da du ihn schon bald heiraten wirst, kann ich nicht verstehen, was das ausmachen sollte.«
»Trotzdem bin ich dazu entschlossen. Ich frage mich, warum ich noch nichts von ihm gehört habe. Er hat versprochen, heute Morgen, spätestens heute Nachmittag vorbeizukommen.«
»Es ist noch früh.«
Elizas Zofe trat ein. »Es ist Besuch für Sie gekommen, Mesdemoiselles. Eine Mrs. Jenkins.«
»Bitte führen Sie sie herein«, sagte ich. Es war nun beinahe schon eine Woche her, dass wir Mrs. Jenkins gesehen hatten. Das letzte Zusammentreffen war, kurz nachdem Isabella ihrem Vater die erstaunliche Neuigkeit von ihrer aufgelösten Verlobung mitgeteilt und seinen Segen für ihre Heirat mit Mr. Wellington eingeholt hatte. Mrs. Jenkins war über die Nachricht recht bestürzt, ja, beinahe außer sich gewesen. Was um alles in der Welt, hatte sie damals gerufen, konnte das undankbare Geschöpf dazu bewogen haben, sich hinter ihrem Rücken mit diesem Herren zu treffen, da sie doch mit einem anderen verlobt war? Und wie konnte sie solch schlechten Geschmack zeigen und einen Mann wie Mr. Ashford aufgeben? Selbst wenn er, wie Isabella so oft betont hatte, zweimal so alt war wie sie? Das Mädchen hatte den Verstand verloren, da war sie sich sicher.
Cassandra und ich hatten sie damals beruhigt. Wir überzeugten sie, dass man Herzensangelegenheiten eben nicht erklären konnte und dass eine Liebesheirat sicherlich mehr wert war und wohl erfolgreicher sein würde alseine Eheschließung, die Jahre zuvor ohne das Zutun und die Zustimmung der beiden Partner arrangiert worden war.
Ich fragte mich, was Mrs. Jenkins wohl heute zu uns geführt hatte. War Mr. Ashfords Nachricht von unserer heimlichen Verlobung irgendwie zu ihr durchgedrungen, ehe er die Gelegenheit fand, zu mir zurückzukehren, um die Freude darüber mit mir zu teilen?
Bevor ich mich noch eingehender mit dieser Frage beschäftigen konnte, kam Mrs. Jenkins schon ins Zimmer gestürzt.
»Gott sei Dank, Sie sind zu Hause!«, rief die großartige Dame und war sichtlich in einem erregteren Zustand, als ich sie je gesehen hatte. »Mir ist gerade eine so schreckliche Nachricht übermittelt worden, dass ich einfach nicht still sitzen konnte, weil ich so aufgewühlt bin.«
»Was ist denn los, Mrs. Jenkins?«, fragte Cassandra.
»Meine liebste Isabella hat sich doch, wie Sie wissen, in diesen Mr. Wellington verliebt, von dem wir so oft gesprochen haben. Und ihr Vater hat es, gegen meinen Rat übrigens, für richtig gehalten, dieser Heirat zuzustimmen. Nun, ich habe es ihm ja tausende Male gesagt: George, dieser Mr. Wellington ist kein Gentleman, und er taugt nicht für Isabella. Aber hat er auf mich gehört? Nein, das hat er nicht! Und jetzt ist herausgekommen, dass ich doch recht hatte!«
»Was ist denn geschehen?«, fragte ich bestürzt und mit wachsender Unruhe.
»Es scheint, dass Isabellas Vater, der ein wenig mehr über den zukünftigen Mann seiner Tochter herausfinden wollte, einige Nachforschungen über ihn angestrengt hat. Es sieht so aus, als hätte Mr. Wellington einige Jahre langin Saus und Braus gelebt, weit über seine Verhältnisse, und dass er ungeheure Schulden gemacht hat, im Glücksspiel und auch sonst. Sein Onkel, von dem er finanziell abhängig war und den er beerben sollte, hat ihn längst verstoßen, was dieser Schurke natürlich niemandem verraten hat. Mr. Wellington ist allem Anschein nach völlig ruiniert, in einer verzweifelten finanziellen Situation, und war nur hinter Isabellas fünfzigtausend Pfund Mitgift her!«
»Er liebt sie also nicht?«, fragte ich wie benommen.
»Nicht genug, um zu ihr zu stehen«,
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