Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
einzuschenken.
»Ich habe eine Flasche meines besten Rotweins mitgebracht«, erklärte Mr. Ashford, »da wir einen besonderen Trinkspruch auszubringen haben.«
»Einen Trinkspruch?«, erkundigte ich mich überrascht und aufgeregt und fragte mich, ob Mr. Ashford sich doch entschlossen hatte, das Geheimnis unserer Verlobung preiszugeben, noch ehe sein Vater zurückgekehrt war.
»Allerdings. Wir haben ein bedeutsames Ereignis zu feiern«, meinte Henry und warf Mr. Ashford ein verschwörerisches Lächeln zu.
»Ein außerordentlich bedeutsames Ereignis«, stimmte ihm Mr. Ashford zu.
»Eines, von dem ich annehme, dass es für alle hier Versammelten von großem Interesse ist«, fuhr Henry fort.
»Es ist ein Augenblick, der französischen Champagner verdient hätte«, meinte Mr. Ashford, »aber so sehr ich mich auch bemüht habe, es war weder für Geld noch gute Worte eine Flasche zu bekommen.« 45
»Oh, schaut euch nur die beiden an!«, rief Eliza gereizt. »Die sind wie zwei selbstzufriedene kleine Jungen, die es kaum erwarten können, ein Geheimnis zu verraten. Raus damit, Männer! Was ist los? Was habt ihr den ganzen Nachmittag über ausgeheckt?«
»Was wir ausgeheckt haben?«, erwiderte Henry. »Nun, wir waren in Whitehall.«
»Und was habt ihr in Whitehall gemacht?«, erkundigte ich mich.
»Wir haben dem Kontor der Militärbibliothek einen Besuch abgestattet«, sagte Mr. Ashford.
»O je«, meinte Eliza und drehte gelangweilt die Augen zur Decke. »Bitte sagt mir nicht, dass ihr dieses ganze Theater nur deswegen veranstaltet, weil du für deine Bank einen neuen Kunden aus der Armee, aus der Marine oder aus dem Parlament geworben hast, Henry!«
»Wohl kaum, meine Liebe«, sagte Henry mit funkelnden Augen. »Machen Sie schon, Ashford. Es ist Ihre Sache. Erzählen Sie es.«
»Thomas Egerton von der Militärbibliothek ist ein alter Freund meiner Familie.« Mr. Ashford schaute in meine Richtung. »Ich habe ihm vor vierzehn Tagen Ihr Buch gebracht, Jane.«
»Mein Buch? Aber warum? Was sollte denn eine Bibliothek mit einem unveröffentlichten Manuskript anfangen wollen? Besonders eine
Militärbibliothek
?«
»Nun, wie es der Zufall will, ist diese auch ein Verlagshaus …«, hub Mr. Ashford an.
»Ein Verlagshaus!«, rief Eliza dazwischen.
»Man weiß, dass sie dort ein sehr gutes Händchen haben«, fuhr Mr. Ashford fort, »und zudem an einer großen Vielfalt von Themen interessiert sind.«
Das Herz begann mir in den Ohren zu pochen. »Aber sicherlich meinen Sie doch nicht … eine Militärbibliothek würde sich doch niemals für …«
»Sie lieben Ihren Roman«, sagte Mr. Ashford, »und haben angeboten, ihn zu veröffentlichen.«
Ich starrte ihn in schweigender Verwunderung an, starrte einfach nur.
»Meinen Sie das ganz ernst?«, rief Eliza. »Henry, ist das wahr?«
»Jedes Wort, meine Liebe.«
»Jane!«, rief Cassandra und ergriff meine Hand. »Wie wunderbar!«
»Was? Und du? Hast du nichts zu sagen, meine liebe Schwester?«, erkundigte sich Henry lächelnd bei mir. »Keine witzige Anmerkung? Keine pfiffige Beobachtung? Hat es dir die Sprache verschlagen?«
Ich konnte nicht sprechen. Während ich mich in den freundlichen Blicken sonnte, die sich mir zugewandt hatten, all diese Gesichter voller Liebe und Stolz sah, überkam mich eine Welle der Hitze, und Tränen traten mir in die Augen. Plötzlich wurde mir klar, dass ich beinahe mein ganzes Leben lang von diesem Augenblick geträumt hatte. Ich hatte ihn herbeigesehnt, ohne zu wissen, ob er überhaupt möglich sein würde, mit einer Sehnsucht auf ihn hingefiebert, die tiefer und stärker war, als selbst ich es hätte vermuten können. Und so konnte ich die wahre Bedeutung dieses Augenblicks unmöglich in so kurzer Zeit erfassen.
»Meine Glückwünsche, Miss Jane Austen«, sagte Mr. Ashford, hob sein Glas und trank mir zu. Die anderen taten es ihm nach. »Sie sind eine Schriftstellerin, und Ihre Werke werden veröffentlicht.«
»Ist Ihnen klar, was das bedeutet?«, fragte ich später, als Mr. Ashford und ich einige Augenblicke allein im hinteren Salon waren und nachdem ich ihm wortreich für seine Bemühungen bei der Suche nach einem Verlag für mein Buch gedankt hatte.
»Dass endlich Hunderte, vielleicht Tausende von Menschen sich an Ihrem Buch in gedruckter Form erfreuen können?«, erwiderte Mr. Ashford mit einem warmen Lächeln, während er sich neben mich auf das Sofa setzte und seinen Arm behaglich hinter mir auf die Lehne legte.
»Es ist
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