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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Haushalt auslöste. »In Yarmouth bekommt man gewiss den Fisch beinahe umsonst, und ich wollte immer schon auf der Insel Wight leben.«
    Ich war erleichtert, weil Frank wohlbehalten von seiner Seereise zurückgekehrt war, und freute mich sehr, dass er und Mary nach einer so langen Trennung endlich wieder vereint sein würden. Ich konnte es ihnen nicht übelnehmen, dass sie sich wünschten, allein zu leben; außer den günstigen Fischpreisen würden sie auf der Insel Wight auch noch viel Geselligkeit genießen und viel voneinander haben, während sein Schiff im Hafen vor Anker lag. Ich wusste, sie würden dort glücklich sein.
    Meine Mutter war untröstlich.
    »Wieder werden wir in alle Winde verstreut«, rief sie, während sie händeringend zwischen dem Fenster unddem Kamin im Wohnzimmer hin und her lief, nachdem Mary mit Mary Jane und Martha zu einem Spaziergang aufgebrochen war. »Wieder werden wir gezwungen, alles aufzugeben und diese entzückende Stadt zu verlassen, um Gott weiß wohin zu ziehen! Denn so wie die Mieten unablässig steigen, können wir sicherlich nicht hier am Castle Square bleiben, wenn Frank und Mary weggehen.«
    »Wir könnten noch geraume Zeit weiter hier wohnen, Mama«, versicherte ihr Cassandra. »Frank hat sich bereit erklärt, seinen Anteil an der Miete so lange zu bezahlen, bis wir eine andere Bleibe gefunden haben.«
    »Wie kann ich Geld von Frank annehmen, jetzt da er eine eigene Familie zu ernähren hat und für einen weiteren Haushalt aufkommen muss?« Meine Mutter brach in Tränen aus und sank entkräftet auf den Diwan.
    »Beunruhige dich nicht, Mama«, sagte ich und reichte ihr mein Taschentuch. »Frank hätte dieses Angebot nicht gemacht, wenn er es sich nicht leisten könnte. In der Zwischenzeit können wir seine Bürde verringern, indem wir größere Sparsamkeit walten lassen. Wir schaffen es gewiss.«
    »Aber wohin sollen wir denn dann gehen?«, fragte meine Mutter unter Schluchzen. »Die vielen Umzüge verunsichern mich so sehr. Es tut mir leid, dass ich klage. Ich will nicht schwach und gefühllos erscheinen. Aber, o Jane, hättest du nur geheiratet! Hättest du nur damals Harris’ Antrag angenommen, wie es sich gehört hätte, dann würden wir jetzt alle schon seit sechs Jahren ein sorgenloses Leben auf einem großen Landgut führen.«
    Ich seufzte. Meine Entscheidung, den erwähnten Harris nicht zu heiraten, war ein Thema, das zwischen mir undmeiner Mutter bereits viele Male erörtert worden war und mich unweigerlich sehr bedrückte. Wahrhaftig, die Erinnerung daran ist mir auch heute noch schmerzlich.

Kapitel 5
    In den letzten Wochen des Jahres 1802, als mein Vater noch lebte und er und meine Mutter ihr zweites Jahr in Bath in vollen Zügen genossen, gelang es meiner Schwester und mir, der Stadt zu entkommen und eine Weile in Steventon bei meinem Bruder James und seiner Familie zu wohnen. Während dieses Aufenthaltes erreichte uns eine Einladung unserer alten Freundinnen, der Schwestern Bigg, sie doch für einige Wochen in ihrem Herrenhaus Manydown Park zu besuchen, das vier Meilen von Steventon entfernt lag.
    Ich war seit meinem vierzehnten Lebensjahr sehr eng mit den Schwestern Bigg befreundet. Damals hatte ihr Vater, Lovelace Bigg, ein reicher Witwer mit sieben Kindern, von seinen Vettern, den Withers, das Herrenhaus Manydown Park geerbt und war in unsere Nachbarschaft gezogen. Später dehnte Squire Bigg seinen Landbesitz noch aus, indem er über tausend Hektar Felder und Wälder hinzuerwarb. Um den Erbonkel zu ehren, fügten die Männer der Familie ihrem Namen »Wither« hinzu, während die Mädchen weiterhin nur den Namen »Bigg« trugen.
    Die beiden ältesten Töchter heirateten bald und verließen das Haus. Der älteste Sohn starb in jungen Jahren und hinterließ einen schüchternen kleinen Bruder, Harris, und drei Schwestern, Elizabeth, Catherine und Alethea, die im gleichen Alter waren wie Cassandra und ich. Sie wurden während der Jahre, in denen wir von jungen Mädchen zu Frauen heranreiften, unsere allerbestenFreundinnen, in jener Zeit der Gesellschaften, Bälle und Wochenendbesuche, der nächtlichen Zwiegespräche und flüsternd ausgetauschten Geheimnisse.
    Als Cassandra und ich an jenem klirrend kalten Nachmittag des 25. November 1802 aus dem Fenster der Kutsche schauten, während wir uns Manydown Park näherten, konnten wir nicht umhin, die herrliche Umgebung des Hauses zu bewundern. Obwohl es Spätherbst war und viele Bäume kahl standen, war die Anfahrt

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