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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und Elizabeth sind uns beinahe wie liebe Schwestern. Harris mag ein ungehobelter, grüner Junge sein, aber du könntest etwas aus ihm machen. Die Verbindung könnte für beide Seiten von unschätzbarem Vorteil sein. Und …« Sie hielt inne, als müsste sie die nächsten Worte sorgfältig wählen. »Seit Tom gestorben ist, habe ich oft überlegt, dass du und ich wohl dafür bestimmt sind, unser Leben miteinander zu verbringen. Ich kann mir nicht helfen, ich musste einfach denken, wenn du Harris heiratest …«
    »Könnten wir zusammenbleiben.«
    Cassandra nickte, und ihre Augen flackerten vor Aufregung. »Und dem schrecklichen Bath entkommen.«
    »Endlich in einem eigenen Zuhause.«
    »Einem Zuhause auf dem Land!«
    »In unserem geliebten Hampshire!«
    Wir sahen einander an. Wir fassten uns begeistert an den Händen.

    Als ich an jenem Abend in den Salon trat, fand ich dort Harris verdächtigerweise allein vor. Er saß da und war eifrig damit beschäftigt, sein Gewehr zu putzen, während der Rest der Familie sich in das angrenzende Wohnzimmer zurückgezogen hatte. Mir klopfte das Herz bis zum Hals, als ich zu ihm hinüberging und ihm verkündete: »Ich habe über Ihren Antrag nachgedacht. Ich möchte ihn annehmen.«
    Harris sprang auf und trat mir in unbehaglichemSchweigen gegenüber. Unsere Blicke trafen sich in stummem Einverständnis meiner Zusage. Er lächelte kurz.
    Ich fragte mich, ob er wohl zu sprechen beabsichtigte? Wollte er mich küssen? Letztere Aussicht erfüllte mich mit einigem Unbehagen, und ich merkte, dass ich diesen Kuss nicht willkommen heißen würde. Zu meiner ungeheuren Erleichterung ergriff Harris jedoch nur meine rechte Hand und drückte sie sanft. Mir wurde bewusst, dass wir uns zum ersten Mal berührten seit jenem Tag, an dem ich damals hier in diesem Haus mit ihm, dem zwölfjährigen Jungen, getanzt hatte.
    Er schien gerade dabei zu sein, über eine in Worte gefasste Reaktion nachzugrübeln, als Alethea im Türrahmen auftauchte und uns beide zusammenstehen sah. Sie rief: »Hast du ja gesagt? Hast du, Jane?«
    Harris ließ meine Hand fallen und errötete, während er rasch zur Seite trat.
    Ich nickte und schaute zu Alethea hin.
    Die kreischte vor Entzücken, eilte dann zurück ins Wohnzimmer und rief: »Jane hat ja gesagt! Sie wird unsere Schwester!«
    Darauf folgte emsige Geschäftigkeit. Die Schwestern Bigg und Cassandra kamen hereingerannt, riefen und lachten laut und glücklich und aufgeregt und umarmten abwechselnd mich und Harris.
    »Mein innigster Herzenswunsch ist in Erfüllung gegangen«, sagte Catherine und nahm mit einem liebevollen Lächeln meine Hände in die ihren. »Jetzt bist du wirklich und wahrhaftig meine Schwester.«
    Allein den Squire schienen die Ereignisse völlig zu überraschen, doch er erholte sich rasch von seiner Verwunderung und mischte seine dröhnende Stimme in dieallgemeine festliche Stimmung. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich derlei unter meinen Augen zusammenbraute«, sagte er, schüttelte Harris die Hand und lächelte herzlich. »Mein Sohn, du hast größeren Verstand bewiesen, als ich je von dir erwartet hätte. Ich hoffe, ihr werdet sehr glücklich.«
    »D-d-d-danke, Sir«, sagte Harris.
    Der Squire umarmte mich herzlich und sagte: »Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, meine liebe Jane. Willkommen in der Familie.«
    Ich lächelte, von der Welle der Freude getragen, die den Raum erfüllte. Ich würde Harris Bigg-Wither heiraten. Ich würde ein Zuhause haben. Ich würde die Kinder bekommen, von denen ich immer geträumt hatte. Ich würde Teil einer Familie werden, die ich liebte. Meinen Eltern, meiner Schwester und mir würde es nie wieder an etwas mangeln.
    Wie Cassandra gesagt hatte: Es war eine außerordentlich erstrebenswerte Partie.

    Ich fand die ganze Nacht keinen Schlaf. Stunde um Stunde lag ich wach in der Dunkelheit und stellte mir das Leben vor, das nun vor mir lag. Ich setzte mich auf. Ich zündete eine Kerze an und ging unruhig im Zimmer auf und ab, erfüllt von wachsendem Schrecken und Abscheu über das, was ich da angerichtet hatte.
    Die ersten Strahlen der Morgenröte blitzten schon unter dem Vorhang hindurch, als Cassandra sich rührte und schlaftrunken und verwundert zu mir schaute. »Jane? Was ist los? Warum bist du nicht im Bett?«
    »Sechs Tage lang«, sagte ich in äußerster Qual, »war ich von unseren liebsten Freundinnen umgeben. Ich habe Manydowns herrlichen Park und seine wunderschönen, geräumigen, holzgetäfelten

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