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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sagte ich und erhob mich.
    »Charles, sei ein Freund und leiste den anderen Damen Gesellschaft«, sagte Mr. Ashford und reichte mir den Arm.
    Zusammen spazierten wir über den Rasen. Als ich mich umschaute, sah ich auf Cassandras Gesicht ein glückliches Lächeln, bemerkte aber, dass sich Maria und ihr Ehemann einen Blick zuwarfen, den ich nicht recht einzuordnen wusste. Er gab mir Rätsel auf, und ich verspürte beinahe schon Schuldgefühle. »Vielleicht ist es unhöflich, dass wir die anderen verlassen«, sagte ich zögerlich.
    »Unsinn«, meinte Mr. Ashford, während er mich zur Abtei weiterführte. »Wenn die anderen den ganzen Nachmittag faul auf der Wiese sitzen wollen, dann lassen wir sie. Ich möchte noch einmal einen genaueren Blick auf das Ostfenster werfen.«
    »In der Nähe des Pfarrhauses von Steventon, wo ich aufgewachsen bin, war eine alte Ruine«, sagte ich, während wir durch die Abtei wanderten. »Sie war nicht so imposant wie diese hier, es waren nur die Reste eines Steinfundaments und einige bröckelige Mauern, aber als ich noch sehr klein war, haben meine Brüder, Cassandra und ich uns immer vorgestellt, es sei ein Schloss, und wir haben stundenlang dort gespielt. Wir waren die Ritter aus König Artus’ Tafelrunde und ihre Damen oder Robin Hood und seine fröhliche Bande.«
    »Und ich nehme an, Sie waren Maid Marian?«
    »O nein, das war Cassandras Part. Sie war drei Jahre älter und immer die Gute und Brave, beim Spielen undim Leben. Ich spielte gewöhnlich die Rolle des Dienstmädchens oder der Kellnerin mit dem Hinkefuß. Aber ich erinnere mich, dass ich auch gelegentlich den Little John gegeben und mich dabei hervorragend bewährt habe, mit donnernder Stimme und überragendem Geschick in der Kunst des Bogenschießens.«
    Mr. Ashford lachte. »Bogenschießen? Ich sehe, Sie haben viele verborgene Talente.«
    »Ich bezweifle, dass ich heute mit einem Pfeil auch nur eine Scheune treffen könnte. Das war nur Kinderspiel. So wie das Theaterspielen zu Hause, Kricket, Auf-Bäume-Klettern und Treppenrutschen.«
    »Treppenrutschen?«
    »Haben Sie das nie gemacht?« Als er verwirrt den Kopf schüttelte, erklärte ich es ihm. »Das war eine unserer Lieblingsbeschäftigungen. Meine Schwester und ich haben uns oben an der Treppe auf ein dickes, weiches Tischtuch gesetzt, als wäre es ein Zauberteppich, und unsere Brüder und die Schüler meines Vaters – meine Eltern betrieben in unserem Haus eine Schule für Jungen, müssen Sie wissen, sodass das Haus immer voller lärmender Knaben war –, die haben die Ecken des Tischtuchs gepackt und es bis nach unten gezogen. Wir kreischten immer vor Lachen, und am Schluss lagen alle in einem großen Knäuel da.«
    »Es klingt ganz so, als hätten Sie eine außerordentlich angenehme Kindheit verbracht«, meinte er mit leicht traurigem Blick.
    »O ja. Und Sie? Es muss doch schön gewesen sein, auf einem so großen Anwesen aufzuwachsen.«
    Mr. Ashford zögerte, ehe er antwortete. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, es war sehr einsam. Sie hatten das Glück, in einem quirligen Haushalt mit lauten, lebhaftenJungen aufzuwachsen. Ich war viele Jahre lang das einzige Kind. Ich hatte nur Charles zur Gesellschaft, und er lebte viele Meilen entfernt. Wenn ich auf meine Kindheit zurückblicke, so scheint es mir, als hätte ich all meine Zeit mit Unterrichtsstunden verbracht und Griechisch und Latein gelernt oder meine Flucht geplant.«
    »Ihre Flucht?«
    »Ich hatte nämlich einen Plan, wissen Sie. Als ich vierzehn war, wollte ich weglaufen und zur Marine gehen.«
    »Ich habe zwei Brüder, Frank und Charles, die beide Kapitäne in der Königlichen Marine sind.«
    »Wie stolz müssen Sie auf die beiden sein! Das war mein Kindheitstraum, auf einem großen Schiff in See zu stechen und die Welt zu sehen.« Er zuckte traurig die Achseln. »Doch das sollte nicht sein. Der Erbe von Pembroke Hall fährt einfach nicht zur See.«
    »Aber Mr. Ashford, gewiss können Sie nicht bedauern, was für ein Leben Sie führen. Sie sind für weit Größeres bestimmt.«
    »Weit Größeres? So sehe ich das nicht. Ich halte die Marine für einen überaus edlen Berufsstand.« Er hielt inne. »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weiß das Erbe und das Anwesen meiner Familie sehr zu schätzen. Ich liebe meinen Vater und meine Schwester von ganzem Herzen. Die Verwaltung eines solchen Gutes ist eine interessante und erfüllende Tätigkeit, und ich bin sehr dankbar für alles, was ich habe. Doch

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