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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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mitteilen.«
    »Ich weiß Ihre Ehrlichkeit zu schätzen«, erwiderte ich schließlich. »Vielleicht habe ich nur nach Ausreden gesucht, um nicht schreiben zu müssen. Und ich will jetzt keine weiteren Ausflüchte hinzufügen, aber selbst wenn ich meine Bücher überarbeiten würde und all die Fehler ausmerzen, die mir Sorgen bereiten, wohin sollte ich sie schicken? Ich kenne niemanden in der literarischen Welt, keinen einzigen Menschen.«
    »Was hat das schon zu sagen? Am Ende wird die Begabung doch siegen. Möchten Sie, dass ihre Romane veröffentlicht werden?«
    »Es ist alles, was ich mir je gewünscht habe.«
    Seine Augen senkten sich in die meinen, während eine leichte Brise die Zweige über uns erbeben ließ.
    »Dann sollen Ihre Romane veröffentlicht werden, Miss Jane Austen.«

Kapitel 11
    In jener Nacht zündete ich eine Kerze an, sobald ich mir sicher war, dass Cassandra schlief, legte mir ein warmes Tuch um die Schultern, zog mein Schreibpult unter dem Bett hervor, wühlte leise in den kostbaren Manuskripten, die darin verwahrt lagen, und betrachtete sie alle mit großer Zuneigung.
    Manche, so glaubte ich, überragten andere, was ihren Inhalt betraf. Ein, zwei Manuskripte taugten nicht viel. Wieder andere (zum Beispiel die drei Bände meiner Jugendtorheit, die ich säuberlich in Schulhefte abgeschrieben und mit Titelseiten versehen hatte, sodass sie beinahe wie ein veröffentlichtes Werk wirkten) waren nichts als alberne, kindische Schreibübungen. Und meine Tagebücher besaßen keinen literarischen Wert, außer dass sie mir nostalgisches Vergnügen bereiteten. Und doch liebte ich sie alle mit mütterlicher Zuneigung, denn ich hatte sie ja zum Leben erweckt und ich hatte einen beträchtlichen Teil meines Lebens mit ihnen verbracht.
    »Dann sollen Ihre Romane veröffentlicht werden, Miss Jane Austen«, hatte Mr. Ashford gesagt. Der Gedanke erregte und ängstigte mich gleichermaßen. Viele Jahre lang war ich meiner liebsten Beschäftigung nicht mehr nachgegangen, weil ich überzeugt war, dass meine Lebensumstände dem Schreiben nicht zuträglich waren und dass letztlich diese Arbeit auch sinnlos war. Plötzlich begriff ich, dass genau diese Einstellung die Wurzel meinesElends war, und ich wusste ohne jeden Zweifel, dass ich keinen weiteren Augenblick verschwenden durfte.
    Ich musste wieder schreiben, ganz gleich, was die Folgen sein würden.
    An welchem Buch sollte ich arbeiten? Das war nun die Frage.
Die Watsons
legte ich beiseite. Diesen Roman hatte ich während unserer Zeit in Bath angefangen, und ich wollte mich nicht mehr damit beschäftigen. Auch
Lady Susan
wurde verworfen, ein kurzer Briefroman aus meiner Jugendzeit, den ich jüngst noch einmal abgeschrieben hatte. Den Roman
Susan
, den Crosby & Co. noch in ihrem Besitz hatten, würdigte ich kaum eines Blickes.
    Einen Augenblick lang zog ich
Erste Eindrücke
in Erwägung, den Roman, der meinem Herzen vielleicht am nächsten lag. Ich wusste, dass er unbedingt gekürzt werden musste. Außerdem hatte er einen recht lahmen Abschnitt gegen Ende des zweiten Bandes, als Elizabeth (einige Monate, nachdem sie Mr. Darcys Brief erhalten hat) nach Kent zurückkehrt, um ihren Onkel und ihre Tante, Mr. und Mrs. Gardiner zu besuchen. Besonderen Kummer bereitete mir eine Szene, in der Mr. Darcy Elizabeth zum Tee auf seinem Anwesen in Eastham Park, Kent, einlädt.
    Nein, ich hatte das Gefühl, noch nicht so weit zu sein, dass ich diesen dicken Band in Angriff nehmen konnte. Erst musste ich eine befriedigende Lösung finden, die mit einem Schlag die Schwächen des Textes beheben könnte.
    Stattdessen richtete sich mein Augenmerk nun auf das Manuskript ganz unten am Boden der Kiste: einen Roman, dem ich den Titel
Vernunft und Gefühl
gegeben hatte. Dieser Versuch, einen früheren Briefroman mit dem Titel
Elinor und Marianne
umzuschreiben, hatte sich als außerordentlichproblematisch herausgestellt. Aber ich mochte die Heldinnen gern und glaubte, dass der Grundgedanke gut war und die Mühe einer weiteren Überarbeitung lohnen würde. Plötzlich kam mir eine Idee, wie ich dem Buch einen völlig neuen Anfang geben könnte.
    Mit pochendem Herzen suchte ich den ersten Teil von
Vernunft und Gefühl
heraus, schob den Kasten wieder unter mein Bett und stahl mich aus dem Zimmer.
    Die ersten Strahlen der Morgenröte hatten sich bereits unter den Fransen des Wohnzimmervorhangs in den Raum gestohlen, als ich hörte, wie die Tür knarrte und meine Schwester schlaftrunken mit einer

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