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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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keine Minute länger hinauszögern. Meine vorherigen Briefe können dich in keiner Weise auf das vorbereitet haben, was ich dir jetzt mitzuteilen im Begriff bin. Erinnerst du dich daran, wie verstört ich bei dem Gedanken war, nach Derbyshire zu reisen? Nun, meine finstersten Befürchtungen in dieser Hinsicht haben sich gestern Nachmittag bewahrheitet. Mr. Morton bestand darauf, uns alle Sehenswürdigkeiten von Derbyshire zu zeigen, und dazu gehört unbedingt auch Pembroke Hall! Alle wollten dort hinfahren, und da Mr. Morton versicherte, die Familie sei in die Stadt gereist, wähnte ich mich in Sicherheit. (Und ich muss zugeben, dass ich sehr neugierig auf dieses Haus war.) Du wirst mir kaum glauben, wenn ich dir jetzt beschreibe, was geschehen ist!
     
    Ich war ins Schreiben vertieft, als ich hörte, wie draußen eine Kutsche vorfuhr. Es war erst halb zwei, und daher fragte ich mich, ob vielleicht etwas geschehen war, denn ich hatte nicht erwartet, dass Mr. Morton und die Bigg-Withers so zeitig zurückkommen würden.
    »Entschuldigen Sie, Miss«, sagte das Hausmädchen, das mit einem Knicks eingetreten war. »Es ist eine junge Dame gekommen, um Sie zu besuchen.«
    »Mich?«, fragte ich erstaunt.
    »Ja, Miss. Eine Miss Isabella Churchill ist da.«
    Ich fuhr zusammen und war beinahe sprachlos. »Führen Sie sie bitte herein.«
    Ich legte meine Feder nieder und stand sehr verwundertda. Was wollte Isabella wohl, dass sie ausgerechnet mich besuchen kam, den weiten Weg von Pembroke Hall auf sich genommen hatte? Mit fiel nichts ein – es sei denn, überlegte ich, sie hatte durch irgendeinen Zufall von meiner Freundschaft mit Mr. Ashford erfahren und hegte (völlig zu Unrecht) das Gefühl, ich könnte ihr gefährlich werden. Ich fragte mich ängstlich, was ich wohl sagen könnte, um ihre Ängste zu beschwichtigen, falls ich mit meiner Vermutung recht hatte.
    Wenige Sekunden später kehrte das Hausmädchen zurück. Die junge Dame schwebte hinter ihr ins Zimmer. Sie trug ein hübsches Kleid aus gelbgetupftem Musselin mit einer hellblauen Schärpe und führte einen passenden Sonnenschirm mit sich. Vom gleichen Arm baumelte ein besticktes Täschchen von mittlerer Größe.
    »Miss Austen«, sagte Isabella und streckte mir ihre behandschuhte Rechte entgegen. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht?«
    »Keineswegs«, meinte ich, schüttelte ihr die Hand und forschte in ihrem Gesicht nach einem Anzeichen von Boshaftigkeit. Als ich nichts dergleichen wahrnahm, fügte ich hinzu: »Bitte setzen Sie sich doch. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«
    »Danke, das wäre sehr nett. Mein Hals ist ganz ausgetrocknet.« Sie legte Tasche und Sonnenschirm ab und drapierte sich auf das Sofa. Ich ließ mich auf dem nächsten Stuhl nieder und nickte dem Hausmädchen zu, das verschwand, um etwas zu holen, was den trockenen Hals wieder anfeuchten könnte.
    »Mr. Morton und die anderen sind leider nicht da. Sie besichtigen Sehenswürdigkeiten«, meinte ich, »und werden wohl erst später am Nachmittag zurückkehren.«
    »Umso besser, denn ich bin gekommen, um Sie zu besuchen, Miss Austen.« Ihr herablassender Ton und ihr leutseliges Lächeln ließen keinen Zweifel daran, dass Sie dies für eine Ehre hielt, die sie mir erwies.
    »O wirklich!«, erwiderte ich und überlegte mir eine mögliche Antwort. »Es ist mir immer ein Vergnügen, Besucher zu empfangen.«
    »Ich weiß, dass Sie überrascht sein müssen, mich hier zu sehen. Denn schließlich kennen wir einander kaum. Aber es kann ja wahre Freundschaft zwischen den verschiedensten Menschen geben, nicht wahr? Nur durch wirklich außergewöhnliche Umstände haben Sie meinen Bruder und seine Frau und Mr. Ashford kennengelernt. Nun stellen Sie sich meine Überraschung vor, als mir Charles erst gestern Abend eröffnete, dass Sie alle zusammen eine Kahnpartie zu irgendeiner Klosterruine gemacht haben, als Sie in Southampton waren!«
    Mir tanzten Schmetterlinge im Magen, da ich aus ihrem Gesichtsausdruck nicht ablesen konnte, ob sie mir deswegen übel gesonnen war oder nicht. »Es stimmt, wir haben einen solchen Ausflug unternommen.«
    »Charles hat erzählt, dass Sie ein Picknick gemacht und sich bestens amüsiert hätten. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie neidisch ich war, als ich das hörte. Ich wäre ja selbst dabei gewesen, wäre ich nicht krank geworden und hätte zu Hause bleiben müssen. Ich sagte Ashford, dass ich wirklich ärgerlich war. Denn schließlich habe ich ihn kaum gesehen, während

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