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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Ich kann nicht lange bleiben.«
    »Aber wie seltsam«, meinte Isabella, während sie an ihrem Punsch nippte. »Warum sind Sie dann den ganzen Weg hierhergekommen, Ashford, wenn Sie kurz nach Ihrer Ankunft schon wieder gehen wollen?«
    »Ich bin gekommen, um …« Ihm fehlten offensichtlich die Worte, und ich entdeckte in seinem Blick eine Mischung von Gefühlen, die in seinem Herzen miteinander im Widerstreit zu liegen schienen – Scham, Verärgerung und etwas anderes, das nur an mich allein gerichtet zu sein schien – war es eine Entschuldigung? Endlich sagte er: »Ich bin gekommen, um eine Einladung auszusprechen.«
    All die liebevollen Gefühle, die ich in mir vergraben hatte, begannen nach einem einzigen ernsten Blick seiner Augen sogleich wieder, mein Herz zu ergreifen. Ich bemühte mich nach Kräften, sie zu ignorieren, und war entschlossen, mich an meine Wut und meine Entrüstung zu klammern, aber doch höflich zu bleiben. »Eine Einladung?«
    »An Sie und Ihre Freunde. Zu uns nach Pembroke Hall. Ich habe mir sagen lassen – meine Haushälterin hat das zumindest erwähnt –, dass Sie gestern den Park und die Wasserläufe nicht gesehen haben?«
    »Das stimmt, dieses Vergnügen hatten wir nicht. Obwohl wir einen sehr ausführlichen Rundgang durch das Haus unternommen haben, das ich für außerordentlich schön befunden habe.«
    »Danke. Ich freue mich – es freut mich, dass Sie die Gelegenheit hatten, es zu sehen. Ich hoffe, dass Sie mir die Ehre erweisen werden, am Freitag als unsere Gäste wieder zu uns zu kommen und natürlich zum Abendessen zu bleiben.«
    »Wie freundlich von Ihnen, das anzubieten. Ich bin sicher, dass meine Freunde über diese Einladung entzückt sein werden. Ich werden sie ihnen weiterleiten, sobald sie zurückgekehrt sind.«
    »Was für ein wunderbarer Einfall«, sagte Isabella. »Ich hatte eigentlich morgen nach Hause abreisen wollen, werde nun aber ganz gewiss noch bleiben. Was ist schon ein weiterer Tag oder zwei? Besser hätte man es gar nicht arrangieren können.«
    Der Blick auf Mr. Ashfords attraktivem Gesicht – die gerunzelte Stirn, die geschürzten Lippen, die geweiteten Nasenflügel – ließen seine Verärgerung und Wut ahnen, die er hinter einem gezwungenen Lächeln zu verbergen versuchte. Ich konnte nur hoffen, dass meine eigenen geschundenen Gefühle nicht so leicht von meinen Zügen abzulesen waren wie die seinen.
    »So haben Sie Zeit, meine kleine Geschichte zu lesen, Miss Austen«, fuhr Isabella fort, »und können mir Ihre Anmerkungen mitteilen, wenn wir uns wiedersehen.« Auf Mr. Ashfords ungläubigen Blick hin lachte sie. »Sie sind zu recht überrascht, Ashford, denn Sie wissen eben nicht alles. Erinnern Sie sich an die Geschichte, von der ich Ihnen erzählt habe, dass ich sie schreibe? Nun! Warten Sie, bis Sie das hören! Miss Austen hat sich bereit erklärt, sie zu lesen und mir ihre Meinung dazu zu sagen.«
    Er schaute mich an. »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
    »Wie konnte ich diese Bitte abschlagen?«, erwiderte ich.
    »Tatsächlich. Wie konnten Sie?« Mit einem angestrengten Stirnrunzeln stand Mr. Ashford auf. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, Miss Austen. Ichfreue mich sehr auf Ihre Antwort bezüglich der Einladung am Freitag. Und nun möchte ich mich verabschieden.«
    »Ich muss auch gehen«, meinte Isabella, erhob sich und nahm ihren Sonnenschirm auf. »Worte können meine Dankbarkeit nicht ausdrücken, Miss Austen, dass Sie mich in dieser kleinen Angelegenheit so unterstützen.«
    »Es ist mir ein Vergnügen«, antwortete ich.

    Oh! Die Genugtuung, die einem Feder und Papier bieten können, wenn man Ereignisse eines solchen Kalibers zu berichten hat und wenn man weiß, dass der Bericht einer so lebhaft interessierten Empfängerin überbracht würde! Man mag sich vorstellen, mit welchem Aufruhr an Gefühlen und Ängsten ich jedes Wort und jede Nuance des obigen Vorkommnisses wiedergab, als ich endlich in der Lage war, meinen Brief an Cassandra zu Ende zu schreiben. Ich war so sehr in diese Tätigkeit vertieft, dass ich gar nicht merkte, dass eine weitere Kutsche vorgefahren war, bis Alethea in den Salon trat.
    »Nun, Jane, was für einen Tag wir hatten!« Alethea zog sich die Handschuhe aus und ließ sich mit einem müden Seufzer in einen Sessel fallen. »Wenn man einmal so viele Dörfer und Schlösser und Herrenhäuser gesehen hat, beginnen sie alle gleich auszusehen. Alle außer Pembroke Hall natürlich! Der gestrige

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