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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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meiner Schwester versicherte mir, dass sie glücklicherweise immer noch im Esszimmer beschäftigt waren.
    »Und doch verweigern Sie die Annahme?«, fragte der Postbote verwundert.
    »Ja«, bestätigte ich ihm mit Bestimmtheit, »und ichwäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie in Zukunft alle weitere Korrespondenz dieser Person, die an meine Adresse gerichtet ist, zurückschicken, falls es noch welche geben sollte.«
    Er zog die Augenbrauen in die Höhe und nickte in stummem Verständnis. »Sehr wohl, Miss. Ich werde das veranlassen. Einen schönen Tag Ihnen, Miss.«
    »Wer war das?«, rief meine Mutter aus dem Nebenzimmer. »Ist es die Post, Jane?«
    »Ja, Mama«, antwortete ich. »Aber freu dich nicht zu früh, es sind nur Rechnungen.«

Kapitel 21
    Anders als während unserer Jahre in Steventon war unser geselliges Leben in Chawton nicht gerade lebhaft. Es gab keine Bälle und nur wenige Einladungen zum Abendessen. Wir fanden die benötigten Bediensteten und stellten sie ein. Mein Pianoforte wurde geliefert, zusammen mit einigen weiteren Möbelstücken, die uns noch gefehlt hatten. Und schließlich verfielen wir in eine gemütliche tägliche Routine.
    Meine Mutter widmete sich voller Freude dem Garten, wo sie die meisten Tage damit verbrachte, Kartoffeln zu legen und die Blumenbeete und Gemüsebeete zu bepflanzen und zu jäten. Jeden Nachmittag erschien sie in blendender Laune im Haus, trug ihren grünen Tagelöhnerkittel und hatte bei der Arbeit ihre Stiefel und Kleidung mit Erde verschmutzt.
    Cassandra und Martha übernahmen die Verantwortung für den größten Teil der täglichen Mahlzeiten und halfen, wenn es nötig war, in der Küche. Unsere neue Köchin war eine liebenswerte, sehr fähige Frau, die jeden Penny ihres Jahresgehaltes von £8 verdiente. Aber da sie sich auch alle vierzehn Tage um unsere Wäsche kümmerte, war oft mehr zu tun, als zwei Hände zu schaffen vermochten. Cassandra nahm ihre Liebhaberei des Aquarellmalens wieder auf. Eines Nachmittags zwang sie mich, ihr für ein Porträt Modell zu sitzen, das mir (wie jedermann zur Beschämung meiner Schwester versicherte) nicht sonderlich schmeichelte. Niemandhat es seither wieder versucht, mein Ebenbild zu zeichnen. 39
    Die einzige mir zugewiesene Verantwortung war, dass ich den Schlüssel für den Weinschrank in Verwahrung hatte und ein einfaches Frühstück zubereiten musste – wenig anspruchsvolle Pflichten, denn die Frauen in meinem Haushalt hatten beschlossen, dass ich meine Zeit jener Beschäftigung widmen sollte, die mir so lieb war – dem Verfassen meines Buches.
    Ich hatte ungeduldig darauf gebrannt, mich wieder an die Arbeit zu machen. In jedem ruhigen Augenblick der vergangenen Monate, sei es bei einem langen Spaziergang, auf einer Kutschfahrt oder im Bett, wenn ich nicht einschlafen konnte, waren meine Gedanken zu
Vernunft und Gefühl
oder
Erste Eindrücke
geschweift, zu Büchern, die in unvollendetem Zustand in meinem Kopf schlummerten. Neue Einfälle waren mir in den seltsamsten Augenblicken zugeflogen, aber ich hatte kaum je die Gelegenheit gehabt, sie auch niederzuschreiben. Endlich, dachte ich, war die Zeit dafür da!
    Mein jüngster Ausflug nach Derbyshire – von dem mir das Bild von Pembroke Hall noch so lebhaft vor Augen stand – hatte mich mit Ungeduld erfüllt, endlich
Erste Eindrücke
zu überarbeiten, das verändert und stark gekürztwerden musste. Aber gleichzeitig waren meine Gedanken auch mit Elinor und Marianne, Edward und Willoughby beschäftigt. Der kreative Schwung, den jene wenigen Wochen in Southampton entfesselt hatten, tobte unterschwellig noch immer in mir. Ich hatte bisher ja kaum mit der Überarbeitung begonnen, aber ein Anfang war gemacht, und ich wusste, dass ich dieser Angelegenheit für einige Zeit meine ungeteilte Aufmerksamkeit widmen musste, wenn ich sie je zu einem Ende führen wollte. Wie sehr freute ich mich darauf, zur Feder zu greifen, um diese würdigen Gestalten wieder zum Leben zu erwecken!
    Die Ruhe des Landlebens (trotz der regelmäßigen Postkutschenparade vor der Haustür), die Einsamkeit und meine neu gefundene Zufriedenheit mit unserer täglichen Routine, all das waren ideale Bedingungen für eine Schriftstellerin. Ich machte mich voller Energie und Begeisterung ans Werk.
    Ich stand früh auf, setzte meine weiße Haube auf und ging nach unten, ehe irgendjemand sonst auf war. Wenn es ein kalter Morgen war, hatte das Hausmädchen bereits das Feuer im Kamin des Esszimmers angezündet, und manchmal

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