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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und warteten darauf, dass in unserem zukünftigen Zuhause in Chawton die Umbauarbeiten abgeschlossen würden. Im Gegensatz zu meinen vorherigen Besuchen weckte in mir nun jeder Tag, den ich im eleganten Lebensumfeld auf dem großartigen Anwesen meines Bruders in Kent verbrachte, eine schmerzliche Erinnerung an ein noch eindrucksvolleres Gebäude und einen Park in Derbyshire und an den Herrn, der dort wohnte. Jedes Mal, wenn mir ein Gedanke an Mr. Ashford kam, schalt ich mich und versuchte, ihn für immer aus meinem Kopf zu verbannen. Mit der Zeit redete ich mir tatsächlich ein, dass mir dies gelungen wäre.
    Edward, der immer noch seiner Frau nachtrauerte, die er im Herbst zuvor verloren hatte, freute sich über unsere Gesellschaft, wenn er auch sehr viel von Zuhause fort war, um die Arbeiten am Chawton Cottage zu beaufsichtigen. Es war wunderbar, eine längere Zeit mit meinen Nichten und Neffen zu verbringen, aber natürlich fand ich keine Gelegenheit zum Schreiben. Und wie immer hatte ich das Gefühl, nicht ganz in diese Umgebung hineinzupassen. Als der Figaro kam, um die Mädchen zu frisieren, berechnete er meiner Mutter, meiner Schwester und mir für die gleiche Bemühung eine geringere Summe, eine Erkenntlichkeit, für die wir ihm angesichts unserer beschränkten Geldmittel dankbar waren, die uns aber gleichzeitig in größte Verlegenheit versetzte.
    Voller Erleichterung und mit angespannter Erwartung verabschiedeten meine Mutter und ich uns am 7. Juli 1809 aus Godmersham. Cassandra musste noch einige Tage länger bleiben, und Martha würde sich bald zu uns gesellen, aber Mama und ich waren sehr erpicht darauf, das Heim herzurichten, das wir endlich unser Eigen nennen konnten.
    Während unseres früheren Aufenthaltes in Alton hatte sich meine Mutter nicht wohl genug gefühlt, um zu einem Rundgang durch das Häuschen in Chawton in der Lage zu sein, während dort die Renovierungsarbeiten vorgenommen wurden und das Gebäude voller Arbeiter war. So hatten wir nur eine Gelegenheit gehabt, es kurz im Vorübergehen von außen zu betrachten.
    »Meine Güte, es steht wirklich sehr nah an der Straße«, sagte meine Mutter jetzt und schnalzte missbilligend mit der Zunge, als wir aus der Kutsche meines Bruders ausstiegen und Chawton Cottage in der heißen Julisonne vor uns sahen. »Dieser kleine eingezäunte Bereich ist alles, was das Haus vor der Gefahr eines Zusammenpralls mit einem außer Kontrolle geratenen Gespann bewahrt.«
    »Aber der vorüberziehende Verkehr wird eine interessante Unterhaltung bieten«, meinte ich und erhob meine Stimme, weil gerade eine sechsspännige Kutsche kaum vier Schritte von uns entfernt vorbeidonnerte und den Boden unter unseren Füßen erbeben ließ.
    »Ja, wirklich sehr interessant«, erwiderte meine Mutter, während sie hustend den wirbelnden Staub von sich wegwedelte.
    Chawton liegt (und lag schon immer und wird es wohl auch lange, nachdem ich nicht mehr hier lebe, noch weiter tun) mitten in einer sehr hübschen bewaldeten Gegend,deren grüne Täler und Wiesen mit Buchen bestanden sind. Edwards Anwesen war sehr ausgedehnt. Es umfasste unter anderem das Herrenhaus, das an einem nahen Hang oberhalb der Kirche stand, einen Park und Bauernhöfe, sowie ein Dorf von etwa dreißig Häuschen, deren Pächter zumeist Arbeiter in Edwards Wäldern und auf seinen Bauernhöfen waren.
    Das vor mindestens einem Jahrhundert erbaute Häuschen des Verwalters war kein Bauernhaus im üblichen Sinne. Es war ein zweistöckiges, solide wirkendes Gebäude aus dem roten Backstein von Hampshire, mit Schiebefenstern und einem steilen Dach, das zwei Mansardenfenster hatte. Zunächst war es eine Postkutschenstation gewesen und für diesen Zweck recht großzügig bemessen. Es stand mitten im Dorf Chawton, unmittelbar an der Ecke, wo sich die Straße von Gosport mit der Winchester Road kreuzte, der geschäftigen Hauptstraße, die Portsmouth mit London verbindet.
    »Nun, wir stehen in Edwards Schuld, und wir haben großes Glück, dass wir überhaupt eine Bleibe unser Eigen nennen«, meinte meine Mutter und musterte die strenge Ziegelfassade, deren asymmetrische Aufteilung ihrer Geschichte und vielen Umbauten geschuldet war. »Wenn mir auch die Gesellschaften und die Geschäfte und die Unterhaltungen von Southampton fehlen werden.«
    »Ich jedenfalls bin begeistert von der Aussicht, endlich wieder auf dem Land zu leben«, sagte ich, während der Kutscher unsere Schrankkoffer ablud und wir auf die Haustür zuschritten.

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