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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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etwas war, das ich gut konnte; es sollte sich als die kleinste meiner Sorgen erweisen.
    Es war schade, dachte ich oft, dass Papa nicht lange genug geblieben war, als er mich und meine Schwestern in die Schule brachte. So hatte er die trostlosen Lebensumstände, die brutalen Strafmaßnahmen und die ungenießbaren Mahlzeiten, unter denen wir täglich zu leiden hatten, nicht in ihrem ganzen Ausmaß erfassen können.
    Das Essen war sehr schlecht und zudem noch außerordentlich knapp; wir waren ständig kurz vor dem Verhungern. Die Köchin war sehr schmuddelig; sie säuberte ihre Töpfe auch nicht immer, ehe sie sie wieder verwendete. Meist setzte man uns eine wässrige Suppe aus verkochten Kartoffeln und kleinen Stücken von verdorbenem, sehnigem Fleisch vor, das so schrecklich roch und schmeckte, dass ich es nicht essen konnte. Auch viele Jahre danach brachte ich kein Fleisch herunter. Der Haferbrei, den es zum Frühstück gab, war oft angebrannt und enthielt auch noch Stückchen anderer unbestimmbarer fettiger Substanzen. Die Milch war häufig sauer, und zur Teestunde stellte man uns jeder nur eine kleine Tasse Kaffee und eine halbe Scheibe dunkles Brot hin – das uns zudem meist von einem der beinahe verhungerten älteren Mädchen gestohlen wurde. Ansonsten bekamen wir nur noch ein Glas Wasser und einen vielgefürchteten Haferkeks vor dem Abendgebet.
    Was die Gebete betrifft, so bin ich zwar fest davon überzeugt,dass die Religion das Herzstück jedweder Existenz ist und die Grundlage aller Erziehung sein sollte, aber die unvernünftig langen Stunden, die in der Schule für Pfarrerstöchter der Andacht, den Predigten und der Bibellektüre vorbehalten waren, und das oft auch bei leerem Magen, trugen eher dazu bei, die Erlösung unserer unsterblichen Seelen zu behindern, als sie zu befördern.
    In meiner zweiten Woche in der Schule beobachtete ich gerade während der mittäglichen Spielstunde die anderen Mädchen, die in dem klosterähnlichen Garten umherrannten, als ich bemerkte, dass meine Schwester Maria unter einer überdachten Veranda in einer stillen Ecke Zuflucht vor der Sonne gesucht hatte. Ein Buch lag aufgeschlagen in ihrem Schoß, aber sie schaute es nicht an. Stattdessen starrte sie ins Leere, auf irgendeinen Punkt jenseits der hohen, mit Spitzen bewehrten Umzäunungsmauer. Ich ließ mich neben ihr auf der Steinbank nieder und sagte: »Ich wüsste zu gern, was du gerade denkst.«
    Maria blickte erstaunt auf und lächelte ein wenig verlegen. »Ich habe an Zuhause gedacht.«
    »Oh! Wie gern wäre ich jetzt daheim! Ich hatte gehofft, dass es mir hier gefallen würde, aber inzwischen glaube ich nicht, dass das jemals so sein wird.«
    »Es tut nichts zur Sache, ob es uns hier gefällt oder nicht, Charlotte. Es ist nur wichtig, dass wir gute Leistungen erzielen und eine anständige Bildung mitbekommen, denn dies ist die einzige Schule, die sich Papa leisten kann. Wusstest du, dass er zusätzlich noch eine Gebühr bezahlt hat, damit du und ich zu Gouvernanten ausgebildet werden?«
    »Zu Gouvernanten?« Ich schnitt eine Grimasse. »Und was ist mit Elizabeth? Soll die auch Gouvernante werden?«
    »Nein, Papa findet, dass Elizabeth besser dazu geeignet ist,ihm den Haushalt zu führen, wenn sie erwachsen ist. Du und ich, wir haben Glück, Charlotte. Wir werden viel mehr lernen als die anderen Mädchen. Wir müssen so gut sein, wie wir nur können, alles erledigen, was man uns aufträgt, sauber und ordentlich und immer pünktlich sein – und darauf achten, Miss Pilcher nicht zu ärgern.«
    Miss Pilcher, die in der dritten Klasse Geschichte und Grammatik unterrichtete, war eine kleine, dünne Frau, auf deren wettergegerbtem Gesicht ständig ein Ausdruck der Erschöpfung lag, der sie ein Jahrzehnt älter als ihre sechsundzwanzig Jahre aussehen ließ. Sie schlief in einer Kammer, die an den Schlafsaal angrenzte, und war dafür verantwortlich, dass wir alle ordentlich gekleidet und pünktlich zum Morgengebet kamen, eine Pflicht, die sie offenbar nur äußerst ungern erfüllte. Ebenso schien sie eine besondere Abneigung gegen Maria gefasst zu haben, die sie zu meinem Entsetzen regelmäßig für die geringsten Verfehlungen verfolgte und bestrafte.
    Wenn Marias Gedanken während des Unterrichts abschweiften, zwang Miss Pilcher sie, einen ganzen Tag lang auf einem Stuhl mitten im Zimmer zu stehen. Wenn eine Schublade nicht ordentlich aufgeräumt war, heftete Miss Pilcher Maria einige Teile der Unterwäsche ans Kleid und band

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