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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Schuldirektors. Wir hatten das große Glück, hier viele Jahre lang zu leben, zunächst weil mein Vater die Stellung bekleidete, und nun, weil unser Bruder James sie innehat.«
    »Meine Familie bewohnt das Pfarrhaus von Haworth unter ziemlich ähnlichen Bedingungen«, erklärte ich. »Ich verstehe das also sehr gut. Aber, oh, unser Haus ist nicht mit diesem hier zu vergleichen! Was für ein herrliches Heim!«
    »Den Bells gehören jedoch andere, kleinere Häuser«, wandte Alan ein. »Mein Onkel hat viel Land in der Umgegend gekauft. Das ist verpachtet und wird landwirtschaftlich genutzt.«
    »Papa war zwölf Jahre älter als Mama«, fügte Mary Anna hinzu. »Die Leute haben sie immer geneckt, sie hätte wegen seines Geldes einen alten Mann geheiratet – aber es war Liebe, wahre Liebe. Sie hat ihn bis zu seinem Todestag regelrecht angebetet.«
    Als wir nun vor dem Portal vorfuhren und aus der Kutsche stiegen, kamen sehr viele Menschen – Familienangehörige und Bedienstete gleichermaßen, sowie vier äußerst lebhafte Hunde verschiedenster Form und Größe – auf die Auffahrt gelaufen.Man hieß Arthur und mich willkommen, und unter viel Rufen, Umarmen und Küssen wurden mir alle vorgestellt.
    Alan Bell, mit dreißig der älteste Sohn, war Geistlicher; James Bell, achtundzwanzig, war Direktor der Schule; und Arthur Bell, sechsundzwanzig, hoffte Chirurg zu werden. Alle hatten offensichtlich eine höhere Bildung genossen und schienen von Natur aus und durch ihre Erziehung wahre Gentlemen zu sein. Selbst der jüngste Sohn William, gerade einmal fünfzehn Jahre alt, erwies sich als ein charmanter Bursche, der sicherlich in die Fußstapfen seiner Brüder treten würde. Die beiden verheirateten Töchter, erklärte man mir, seien verhindert, aber Harriette Lucinda Bell, zwanzig Jahre alt, war anwesend – eine sehr hübsche junge Frau, deren Manieren so angenehm und liebenswürdig waren wie die ihrer Schwester Mary Anna. Mir wurden so viele neue Menschen auf einen Schlag vorgestellt, dass ich ganz überwältigt war. Aber ich spürte sofort, dass Arthurs Cousinen und Vetter alle intelligente, freundliche und höchst kultivierte Menschen waren und dass ich sie sehr mögen würde.
    Über diese ganze glückliche und lebhafte Schar herrschte Mrs. Harriette Bell, Dr. Bells Witwe und die Tante und »Adoptivmama« von Arthur und Alan Nicholls.
    »Sie können kaum ermessen, wie sehr ich mich auf diesen Augenblick gefreut habe«, sagte Mrs. Bell, als sie mir liebenswürdig beide Hände entgegenstreckte. Sie war eine außerordentlich schöne Frau mit elegant frisiertem dunklem Haar, trug ein dunkelblaues Seidenkleid nach der neuesten Mode und zeigte die innere Ruhe und Eleganz einer englischen Hausdame: nichts als Freundlichkeit und gutgelaunte Vornehmheit. Zu meiner Überraschung klang auch ihr Akzent eher englisch als irisch. »Ich mache das Personal nun schon tagelang ganz kopfscheu, weil unbedingt alles rechtzeitig fürIhren Empfang bereit sein sollte. Ihr habt das grüne Zimmer, Arthur, im Erdgeschoss – das hat einen so schönen Kamin und meiner Meinung nach die beste Aussicht. Ich hoffe, dass es euch gefällt.«
    »Es ist gewiss genau das Richtige für uns. Vielen Dank, Tante«, sagte Arthur und küsste sie, während wir ins Haus gingen. Die große hohe Eingangshalle hatte einen Marmorfußboden. Ich erhaschte einen Blick in das angrenzende Esszimmer, das luftig und geräumig schien. Nach kurzer Zeit wurde in dem großen Salon, der mit Eiche getäfelt und auch sonst sehr schön und bequem eingerichtet war, auf elegante englische Manier der Tee gereicht. Alle saßen auf einer Ansammlung verschiedenster Stühle und Sofas und aßen, tranken und unterhielten sich fröhlich.
    Während ich an meinem Tee nippte und mir das herrliche Haus und all die neuen Gesichter ringsum anschaute, übertrafen doch alle und alles meine kühnsten Erwartungen so sehr, dass ich es beinahe nicht fassen konnte. Ich hatte so viel von irischer Nachlässigkeit gehört, und doch hatte ich, seit ich dieses Land betreten hatte, noch keinerlei Anzeichen davon wahrgenommen. Alles, was ich jetzt vor mir sah, sprach von höchster englischer Vornehmheit und Ruhe.
    Während ich den Gesprächen lauschte, erfuhr ich hier und da neue Dinge über die Bells: dass Mrs. Bell und ihre Töchter alle Klavier spielten und begeistert Handarbeiten machten und im Garten werkelten. Dass alle in der Familie so viel wie möglich lasen. Dass alle von ganzem Herzen Tiere

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