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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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mich zu fügen. Ich legte mein Buch weg, ergriff Marys Hand, und schon rannten wir über den Rasen zu den anderen Mädchen, die auf uns warteten. Sie sagten, welches Spiel sie bevorzugten.Ich gab zu, es noch nie gespielt zu haben. Eine rasche Erklärung folgte, und plötzlich ging es los. Ich rannte mit den anderen nach dem Ball und bemühte mich nach Kräften, mitzumachen. Wenn der Ball jedoch in meine Richtung flog, waren meine ungeschickten Versuche, ihn zu fangen, stets vergebens.
    »Was ist denn mit dir los, Irin?«, rief ein pummeliges, dunkelhaariges Mädchen namens Leah Brooke, deren Samtumhang und schwarze Biberfellmütze deutlich zeigten, dass sie aus sehr reichem Hause stammte. »Bist du blind oder nur blöd?«
    »Ich habe es euch doch gesagt, ich weiß nicht, wie man das spielt.«
    »Spielt ihr in Irland nicht Ball?«, neckte mich Amelia.
    »Ich bin nicht aus Irland!«, rief ich.
    »Sie braucht eine Brille«, schlug Mary vor. »Das ist das Problem. Sie kann den Ball nicht sehen.«
    »Dann verschwinde vom Spielfeld, Irin!«, schrie Leah. »Wir kommen ohne dich besser zurecht.«
    Zutiefst beschämt über meine Unzulänglichkeit und doch erleichtert, dass ich nicht weiter mitspielen musste, floh ich vom Spielfeld und zog mich wieder auf mein stilles Fleckchen unter dem Baum zurück, wo ich den Rest der Stunde lang in meinem Buch las.
    Niemand bat mich jemals wieder, bei Spielen mitzumachen. Die restliche Woche über widmete ich mich dem Lernen. Die Lehrerinnen waren aufmerksam und geduldig, aber eine Gruppe von Mädchen, angeführt von Leah und Amelia, nutzte jede Gelegenheit, um mich zu verspotten, meinen Akzent, mein Aussehen und meine Unwissenheit. Wenn ich nicht in der Lage war, den Unterschied zwischen einem Artikel und einem Substantiv zu erklären oder irgendeinen obskurenFluss in Afrika zu benennen, ging ein gehässiges Kichern durch den Raum. Oh, wie ich mich danach sehnte, ihnen zu sagen, dass ich mich vielleicht mit Grammatik oder dem Globus nicht sonderlich gut auskannte, dass ich aber mein ureigenes Königreich im tiefsten, finstersten Afrika geschaffen hatte, dass ich Unmengen von Geschichten, Aufsätzen und Gedichten geschrieben hatte; aber ich wagte nicht, ihnen das zu entdecken, aus Angst, sie würden mich danach nur noch mehr schmähen.
    Eines Nachmittags, acht Tage nach meiner Ankunft, spitzte sich die Situation zu. Die Mädchen hatten sich im Flur vor dem Schulzimmer versammelt und schwatzten fröhlich, während man ihnen ihre Umhänge und Hauben für die Spielstunde im Freien aushändigte. Ich ging an ihnen vorbei, auf dem Weg zum Schulzimmer, ein Buch in der Hand, als Amelia mit stolzem Lächeln verkündete: »Hast du schon gehört, Charlotte? Du bist die Letzte auf der Liste!«
    »Auf welcher Liste?«, fragte ich.
    »Wir haben abgestimmt, wer das hübscheste Mädchen in der Schule ist. Mary kommt an erster Stelle, ich bin die zweite. Und du bist die Letzte.«
    Ich erstarrte, war wie benommen vor Bestürzung bei diesem erneuten Beweis ihrer Grausamkeit. Mary fügte noch ganz sachlich hinzu: »Reg dich nicht auf, Charlotte. Jemand muss ja die Letzte sein. Es ist nicht deine Schuld, dass du so hässlich bist.«
    Hässlich? War ich wirklich hässlich? Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mich jemand so bezeichnet hatte; ich war so tief beschämt, dass ich am liebsten gestorben wäre. Ich sah, wie Marys Augen sich weiteten, als sei sie über meine Reaktion überrascht, als ich vor ihnen floh.
    Das Lachen der anderen Mädchen verfolgte mich, währendich ins Schulzimmer huschte, wo ich mich vor dem Erkerfenster auf den Boden warf und weinte. Nie hatte ich mich so unendlich einsam gefühlt, so zutiefst beschämt und so überaus unzulänglich. Meine Trostlosigkeit an diesem fremden Ort war vollkommen; ich glaube, ich lag eine gute halbe Stunde da und weinte aus den tiefsten Tiefen meiner Seele.
    Schließlich bemerkte ich, dass jemand ins Schulzimmer getreten war. Ich trocknete mir die Augen und erhob mich, wich zum Fenster zurück und hoffte, unentdeckt zu bleiben. Aus dem Augenwinkel nahm ich ein Mädchen in einem hellgrünen Kleid wahr, das am Bücherregal stand – eine Neue. Ich fragte mich, ob sie vielleicht die Schülerin war, mit der ich das Bett teilen sollte.
    »Was ist los?«, fragte das Mädchen leise und gesellte sich zu mir ans Fenster.
    Ich wandte mich stumm ab, peinlich berührt, weil man mich in so einem schwachen Augenblick erwischt hatte.
    »Warum hast du geweint?«,

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