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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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eigene Interessen zu verfolgen. Nachdem wir bereits das letzte Fläschchen Tinte und das letzte Paket Papier gekauft hatten, die unser Schreibwarenladen im Ort vorrätig hatte, mussten wir nun nach Keighley gehen, um mehr zu erwerben.
    Wenige Tage nach der feierlichen Einweihung des neuen Geläuts machten Anne und ich uns auf den Weg nach Keighley. Emily blieb zurück und kümmert sich um Papa. Branwell lag wie üblich im Bett. Als wir Keighley nach einem zügigen Spaziergang erreichten, schlug es gerade vom Kirchturm ein Uhr.
    »Wie viel schöner doch unsere Glocken klingen«, sagte ich mit einem glücklichen Lächeln, als wir die Tür zum Schreibwarenladen öffneten und dabei noch weitere Glöckchen zum Klingen brachten, die an der Tür hingen. Es waren keine Kunden im Laden. Der Eigentümer, ein kleiner, bebrillter Mann mit Schnurrbart und rosigen Wangen, war uns wohlbekannt, da wir im Laufe der letzten zwanzig Jahre gelegentlich Schreibutensilien bei ihm erworben hatten
    »Nun, wenn das nicht die Misses Brontë sind!«, rief er und schaute hinter seinem Tresen hervor. Ich bemerkte die Besorgnis in seinem Blick und fragte mich, ob sie vielleicht mit Nachrichten zu tun hatte, die er über Branwells Befindlichkeiterhalten hatte. Das war, wie ich schon bald feststellte, nicht der Fall. »Es ist schon so lange her, dass Sie beide, meine Damen, meine Schwelle überschritten haben! Nun, ich hätte Sie beinahe nicht erkannt! Wie ist es Ihnen denn in der Zwischenzeit ergangen?«
    »Sehr gut, vielen Dank, Sir«, antwortete ich.
    »Was für eine Freude, Sie beide zu sehen! Miss Anne, ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als Sie ein Dreikäsehoch waren. Und wie geht es Ihrer Schwester – wie hieß sie doch gleich?«
    »Emily.«
    »Ja, Emily. Ich weiß nicht einmal mehr, wann ich Emily das letzte Mal gesehen habe. Sie ist recht schüchtern, nicht?«
    »Emily ist ein richtiger Stubenhocker«, antwortete ich, »aber sie ist emsig wie eine Biene, und sie ist sehr zufrieden.«
    »Viele Jahre lang habe ich immer ein Paket Papier auf einem besonderen Regal hinten im Laden zur Seite gelegt, falls ein Mitglied der Familie Brontë plötzlich und unerwartet hier auftaucht. Meine Frau hat stets zu mir gesagt: ›An wen schreiben diese jungen Leute bloß, dass sie all die Tinte und all das Papier brauchen? Die müssen wirklich eine Unmenge von Freunden haben!‹« Da klingelten die Glöckchen an der Tür erneut, und der Besitzer schaute kurz auf, ehe er lachend fortfuhr: »Und womit kann ich Ihnen heute zu Diensten sein?«
    »Wie immer, Sir«, antwortete ich. »Wir brauchen zwei Fläschchen Ihrer besten schwarzen Tinte, ein halbes Dutzend neue Stahlfedern und drei große Pakete Schreibpapier.«
    »Ah, das hatte ich befürchtet. Tinte und Federn kann ich Ihnen sofort geben, meine Damen. Aber es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass gegenwärtig das Schreibpapier völlig ausverkauft ist.«
    »Das Schreibpapier ist völlig ausverkauft?«, rief Anne verzweifelt.
    »Es tut mir leid, aber ich erwarte nächste Woche eine neue Lieferung.«
    »Das ist wirklich ärgerlich«, sagte ich, denn ich wusste, dass es im Umkreis von vielen Meilen kein anderes Geschäft gab, wo wir die benötigten Dinge erwerben konnten. »Wir werden einfach noch ein wenig länger ohne das Papier zurechtkommen müssen. Ich denke, wir kaufen dann am besten die Tinte und die Federn und kehren zurück, wenn das Papier geliefert worden ist.«
    »Sehr gut.« Während der Ladenbesitzer die erwähnten Gegenstände zusammensuchte und eine Rechnung schrieb, sprach hinter mir eine tiefe, vertraute Stimmte mit einem leichten irischen Akzent: »Miss Brontë, Miss Anne?«
    Ich drehte mich um und sah zu meiner Überraschung Mr. Nicholls hinter uns stehen.
    »Wie schön, Sie zu sehen, Mr. Nicholls«, sagte Anne, während wir seine Verbeugung mit einem Knicks erwiderten.
    »Was bringt Sie nach Keighley, Sir?«, fragte ich.
    »Kirchenangelegenheiten für Ihren Vater. Ich habe gerade mein Treffen mit dem Pfarrer von Keighley beendet. Und da erblickte ich Sie beide, wie Sie in den Laden gingen, und dachte mir, ich sollte herkommen und Sie begrüßen.«
    »Wie freundlich von Ihnen«, erwiderte ich höflich.
    »Ich möchte mich nicht aufdrängen«, fuhr Mr. Nicholls fort, »aber ich habe vorhin mit angehört, in welcher misslichen Lage Sie sind. Drei Pakete Schreibpapier, das ist sehr viel. Darf ich fragen, wozu Sie es benötigen?«
    Die Röte stieg mir in die Wangen, und meine

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