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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Tee mit Ihnen einnehmen«, sagte ich. Und so begaben wird uns unverzüglich ins »Devonshire Arms«.

ZWEITER BAND

ACHT
    Das »Devonshire Arms« war eine geschäftige Poststation. Es hatte einen ganz besonderen altmodischen Zauber, und wir waren schon bei vielen Gelegenheiten hier eingekehrt. Als wir gemütlich an einem Tisch beim Kamin saßen, eine dampfende Kanne Tee und einen Teller mit Scones und Marmelade vor uns, erzählte uns Miss Malone ihre Geschichte.
    »Ich bin in Dublin geboren«, sagte Bridget mit ihrem starken irischen Akzent und nippte am Tee. »Ich habe mein ganzes Leben dort verbracht. Mein Vater ist Geschäftsmann. Ihm gehören mehrere Läden, und wir wohnen in einem sehr schönen Haus.«
    »Ich habe es zwar noch nie selbst gesehen«, mischte sich Sylvia ein, »aber mein Vater schon. Er meint, es wäre wirklich sehr schön.«
    »Seit meinem sechzehnten Geburtstag«, fuhr Bridget fort, »habe ich unzählige Verehrer gehabt. Alle waren reiche und heiratsfähige Junggesellen, die meine Mama und mein Papa gern als Ehemänner für mich gesehen hätten. Aber ich habe stets gesagt: ›Nein, nur um des Geldes willen heirate ich nicht. Ich warte, bis ich die eine, wahre Liebe finde.‹ Dann brachte mein Bruder eines Tages einen jungen Mann mit zu uns nach Hause, euren Arthur Bell Nicholls. Er und mein Bruder waren Kommilitonen im Trinity College, müsst ihr wissen. Beinahe sechs Monate lange kam Mr. Nicholls so gut wie jedes Wochenende zu uns zu Besuch. In meinen Augen war dieser junge Mann ein Ausbund an Vollkommenheit, und er verliebte sich wohl genauso sehr in mich. Aber wir mussten unsere Gefühle geheim halten, denn Mr. Nicholls stammt aus einer sehrarmen Familie, wisst ihr. Er ist, glaube ich, eines von zehn Kindern.«
    »Davon hatte ich auch schon gehört«, sagte ich.
    Bridget legte eine Pause ein, bestrich ein Scone mit Butter und Marmelade und nahm einen winzigen Bissen. »Nun, schließlich machte mir Mr. Nicholls einen Heiratsantrag. Er sagte, er hätte keinen Penny und es müsste eine lange Verlobungszeit werden, da er noch Jahre am College vor sich hatte, ehe er sein Studium abschließen könnte und ordiniert würde. Ob ich trotzdem auf ihn warten wollte? Ich antwortete, ja, das wollte ich! Ich dachte, ich müsste vor Glück vergehen. Aber als Mr. Nicholls bei meinem Vater um meine Hand anhielt, lachte ihn der nur aus und schickte ihn ohne Umschweife fort. Er sagte, ich könnte gern heiraten, wen ich wollte. Er jedoch würde einer Tochter keinen Penny Mitgift geben, die den Sohn eines armen Bauern heiratete, der es niemals weiter bringen würde als zum Posten eines armen Hilfspfarrers.«
    »Wie kalt und gefühllos von ihm!«, rief ich, und sie tat mir in der Seele leid.
    »Und was haben Sie gemacht?«, fragte Anne.
    »Wenn ihr euch wirklich geliebt habt«, meinte Sylvia, »hättet ihr doch sicher heiraten können, auch ohne das Geld und ohne den Segen deines Vaters?«
    »Das habe ich Mr. Nicholls auch gesagt«, erwiderte Bridget. »Ich war bereit, alles aufzugeben und auf ihn zu warten. Aber am nächsten Tag ist er nicht gekommen, in der nächsten Woche ebenfalls nicht. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.«
    »Oh!«, rief ich aus, und meine Hand zitterte vor Empörung so sehr, dass ich die Hälfte meines Tees in die Untertasse verschüttete. »Sie einfach so zu verlassen, seine Zuneigung sokühl von Ihnen abzuziehen, ohne ein einziges Wort zu gehen – das ist unverzeihlich.«
    »Es hat mir beinahe das Herz gebrochen«, sagte Bridget, und erneut traten ihr Tränen in die Augen. »Ich habe mich so geschämt, dass ich ihn überhaupt geliebt habe. Erst Jahre später hat mir mein Bruder erzählt, Mr. Nicholls sei nach England gegangen. Er ist wirklich in meinen Augen der schlimmste unter allen üblen Schurken, denn er hatte es offensichtlich nur auf mein Geld abgesehen.«
    Nun sprudelte ein Schwall ähnlicher Schimpfworte aus Sylvias Mund hervor, während Anne in schweigender Empörung dasaß. Wir tranken unseren Tee aus, verließen das Gasthaus und setzten auf dem Rückweg nach Haworth unsere Unterhaltung fort. Während der ersten drei Meilen vertraute uns Sylvia nähere Einzelheiten über die vielen Enttäuschungen in Herzensangelegenheiten an, die sie bisher erlitten hatte. Während der letzten Meile erzählte uns Bridget, wie sie die Jahre seit Mr. Nicholls’ Verrat überstanden hatte, und von den zahlreichen Verehrern, die sich danach vergebens um ihre Hand bemüht hatten.
    »Ich

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