Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë
nicht zu teuer ist.«
»Mir macht es nichts aus, dafür zu bezahlen«, meinte Emily,»aber wir wollen hoffen, dass das Buch gute Kritiken bekommt, sodass wir wenigstens einen Teil unserer Investition zurückerhalten.«
»Wenn das Buch den Weg für die Veröffentlichung unserer Romane ebnet, dann ist es das wert«, stimmte Anne zu.
Ich schrieb also eine weitere Reihe von Briefen, die ich an verschiedene Verleger schickte:
28. Januar 1846
Sehr geehrte Herren,
könnten Sie mich bitte darüber in Kenntnis setzen, ob Sie die Publikation einer Sammlung kurzer Gedichte in einem Band im Oktavformat erwägen würden.
Falls Sie nicht bereit sind, das Werk auf eigenes Risiko zu veröffentlichen, würden Sie es auf Kosten des Autors übernehmen?
Ich verbleibe, meine Herren,
Ihre untertänigste Dienerin
C. Brontë
Zu unserem Entzücken erklärte sich schon bald Aylott & Jones, ein kleines Verlagshaus in London, bereit, das Werk »auf Kosten des Autors« zu drucken. Aufgeregt verpackten wir unser vollendetes Manuskript in zwei Pakete und schickten es an den Verlag. Ich erklärte, die Autoren wären »die Bells« und fügte nur hinzu, dass wir »drei Personen – miteinander verwandt« wären und dass alle weitere Korrespondenz zu Händen ihrer Vertreterin, »Miss C. Brontë«, zu schicken sei.
Nach einem kurzen, geschäftsmäßigen Briefwechsel erfuhren wir zu unserem Erstaunen, dass die Kosten für den Druck unseres Gedichtbandes sehr viel höher sein würden, als wir erwartet hatten.
»Einunddreißig Pfund!«, rief ich aus, als wir die Nachrichterhielten. »Das ist zweimal so viel, wie ich in einem ganzen Jahr in Brüssel verdient habe!«
»Es ist mehr als zwei Drittel meines Jahresgehalts in Thorp Green«, meinte Anne.
»Vielleicht sollten wir es uns noch einmal überlegen«, schlug Emily vor.
Ich ließ mich schwer in den Sessel fallen und schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben alle viel zu hart an diesem Vorhaben gearbeitet, als dass wir es jetzt aufgeben könnten. Monatelang habe ich mir dieses Buch vorgestellt. Ich sehne mich danach, es endlich gedruckt zu sehen und in der Hand zu halten. Da darf eine bloße Summe Geldes kein Hindernis sein. Ich schicke Aylott & Jones einen Wechsel über die genannte Summe.«
Während wir darauf warteten, dass unser Gedichtband in Druck ging, und meine Schwestern und ich fleißig an unseren Romanen schrieben, machte mir Papas Behinderung das Herz und die Gedanken schwer. Ich war mit dem, was unser Arzt am Ort hinsichtlich der Gesundheit unseres Vaters in Aussicht stellte, überhaupt nicht zufrieden und beschloss, eine kurze Reise nach Brookroyd zu unternehmen, um Ellen zu besuchen, wo ich mich mit dem Ehemann ihrer Cousine besprach, einem Chirurgen, der seine Praxis in Gomersal hatte. Der Besuch erwies sich als außerordentlich aufschlussreich.
»Es gibt eine Operation gegen den grauen Star«, erklärte Mr. Carr, ein praktisch und nüchtern denkender Arzt mit einem freundlichen Gesicht.
»Würden Sie diese Operation auch einem Mann anraten, der beinahe neunundsechzig Jahre alt ist?«
»Ja, das würde ich. Obwohl ein gewisses Risiko besteht – ein geringer Prozentsatz der Patienten erblindet nach dem Eingriff –, ist dieses Risiko bei Ihrem Vater, der ohnehin beinahenichts mehr sieht, zu vertreten. Bei den meisten Patienten ist das Ergebnis hervorragend. Sie erlangen ihr Augenlicht in vollem Umfang zurück.«
»Wohin müssten wir uns begeben, um einen solchen Eingriff vornehmen zu lassen, Mr. Carr?«
»Es gibt eine Einrichtung in Manchester, die sich auf die Heilung von Augenleiden spezialisiert hat. Ich bin sicher, dort könnten Sie den richtigen Chirurgen finden. Sie müssen jedoch wahrscheinlich noch eine Weile warten. Man kann erst operieren, wenn der graue Star hart genug geworden ist, und Ihrer Beschreibung nach kann ich nicht sagen, ob die Augen Ihres Vaters schon so weit sind.«
Ich kehrte am 2. März mit neuer Hoffnung nach Hause zurück. Papas Blindheit ließ sich heilen! Meine Schwestern hatten mir geschrieben, dass sie mich vom Bahnhof abholen würden, aber ich ging den ganzen Weg nach Hause, ohne auch nur ein Anzeichen von Ihnen zu sehen.
»Sie werden wohl die neue Straße nach Keighley genommen haben«, meinte Papa, den ich mit Mr. Nicholls in seinem Studierzimmer vorfand. »Zweifellos habt ihr einander verpasst.«
Mr. Nicholls und ich tauschten kühle, aber höfliche Begrüßungsworte aus. Obwohl er täglich ins Pfarrhaus kam, um mit Papa
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