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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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weißes Haus auf der Ile de Ré, wohin ich mich, wann immer es mir möglich ist, zurückziehe, um mich zu regenerieren und ansonsten die ganz einfachen Dinge zu erleben, die sich im Laufe der Jahre in mein emotionales Gedächtnis eingegraben haben: das Rauschen des Windes auf dem Fahrrad, die Liebkosungen der Sonne, den Geruch der Gezeiten, der sich mit dem der Felder, der Weinberge, des Pinienwaldes und vielen anderen Düften mischt, diese so besondere Mischung aus Land und Meer auf dieser Atlantikinsel. Ich beginne die Visualisierung immer mit einem einfachen und unbeweg ten Bild, auf dem ich vollkommen allein bin. Wenn ich mir die alte Steinmauer auf der Terrasse, das Grau der Fensterläden und der Tür vor den weißen Mauern vorstelle, versetzt mich das fast augenblicklich in einen anderen Zustand und löst in mir ein Empfinden von wiedergefundener Zeit, von Augenblicken der Fülle, aus.

    Der Imagination die Macht überlassen
    Diese Fähigkeit, Reisen im Kopf zu unternehmen, beinhaltet noch weit mehr, als nur mithilfe der Visualisierung Empfindungen auszulösen oder einen Ort der Geborgenheit aufzusuchen: Sie ermöglicht auch, sich von Blockaden zu befreien, Ängste zu überwinden, kreativer zu sein und anders mit anderen zu kommunizieren. Man kann sich auf eine echte Fantasiereise begeben und in Situationen versetzen, die sich von unseren gewöhnlichen Abwehrstrategien unterscheiden.
    Die Visualisierung hilft nicht nur, angenehme Empfindungen auszulösen. Man lernt mit dieser Technik, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen; sie wird zu einem virtuellen Lern- und Übungsfeld.
    Bei vielen Tätigkeiten, vor denen wir uns fürchten, ist die Visualisierung ein sehr effektives Werkzeug zur Befreiung und zu einer anderen Art des Lernens. Sie macht es uns möglich, unsere unbegreiflichsten Ängste und Phobien zu überwinden, wie etwa die Angst, sich in einer Menschenmenge, einem Auto oder einem Flugzeug aufzuhalten, aber auch am Arbeitsplatz vor anderen das Wort zu ergreifen, eine bestimmte Sportart oder das Tangotanzen zu lernen etc.
    Ich konnte die Erfahrung machen, dass die Visualisierungsübungen eine ungeahnte Hilfe darstellen, wenn man lernen will, sich von seinen Blockaden und Hemmungen zu befreien. Sie ergänzen oft die psychologischen Ratschläge und üblichen mentalen Übungen, mit denen man uns überhäuft.
    Ich fahre Ski im Kopf
    Als Kind und Jugendlicher fuhr ich ein wenig Ski und danach lange nicht mehr. Als ich viele Jahre später meine Frau kennenlernte, fing ich wieder damit an. Sie half mir, mich wieder auf die Bretter zu stellen. Sie bog sich mehrmals vor Lachen, als sie sah, wie ich buchstäblich blockiert und voller Panik oben auf einer harmlosen Anfängerpiste stand. Die Angst verwandelt unser Erleben und hemmt den Körper bei der Suche nach der natürlichsten Position. Der Körper verspannt sich, man hat nichts mehr unter Kontrolle, und der Sturz ist vorprogrammiert. Ich beobachtete die anderen Skifahrer. Eine Gruppe von befreundeten Psychiatern ermutigte mich. Sie zeigten mir, dass meine Haltung auf dem Abhang die Auflage meiner Skier auf dem Schnee und mein Körpergewicht auf den Skiern veränderte. Ich ließ den Film im Kopf immer wieder durchlaufen. Ich stellte mir die ideale Haltung und das Geschwindigkeitsgefühl vor. Durch diese wiederholte Visualisierungsübung bekam ich langsam Spaß an der Sache und konnte vor allem meine Angst und meine Blockaden überwinden. Auch wenn ich von Natur aus nicht besonders sportlich bin, habe ich inzwischen wirklich Freude am Skifahren und bin stolz darauf, dass ich durch die Visualisierungsübungen alles in allem bescheidene Fortschritte gemacht habe, natürlich in Verbindung mit Beharrlichkeit und Übung.

    Meditieren, um nicht mehr an das zu denken, was Leiden auslöst
    Vor einiger Zeit wollte eine junge Psychologin bei einem meiner Seminare über Achtsamkeit von mir wissen, ob ich selbst übte und was es mir brachte. Ich versuchte, ihre Frage aufrichtig zu beantworten. Ich erinnere mich an eine Zeit vor einigen Jahren, als mich die Gesundheit eines meiner Kinder beunruhigte, eine Sorge, die inzwischen glücklicherweise verflogen ist, aber die damals viele Ängste auslöste. Wenn man in seinen Gedanken feststeckt und die Dinge gerade erlebt, ist es schwierig klarzukommen, nicht später, wenn die Situation vergangen ist oder die Sorgen durch die

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