Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
Vom Netzwerk:
wie du und schnell wie ein Windhund.«
    Neben ihr der Fluss, hinter ihr Kingaree, vor ihr der lange Streifen des Dammwegs. Es war aussichtslos. Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um, atemlos vor Angst.
Gib lieber auf,
|320| sagte sie sich. Er würde ihr nichts tun, er brauchte sie. Aber ihr rasendes Herz glaubte nicht ganz daran.
    »Braves Mädchen«, sagte er und kam jetzt auf dem Betonweg im Spazierschritt auf sie zu, in der einen Hand das Messer, die andere Hand ausgestreckt.
    »Bleiben Sie stehen!«, sagte sie. »Warum sollte ich Ihnen vertrauen?«
    Er blieb tatsächlich stehen und legte den Kopf schief. Er hatte irgendwo seinen Hut verloren, und vom Regen klebten ihm die schwarzen Haare am Kopf. »Mir vertrauen? Vertrauen hat nichts damit zu tun.« Er schüttelte sich den Regen aus den Augen. »Du wirst mit mir kommen, bis ich sicher von diesem Gelände bin, und du wirst tun, was ich sage, oder du bekommst mein Messer zu spüren. Ich muss dich nicht umbringen, damit du dir wünschst, du hättest mir brav gehorcht, weißt du.«
    Lucindas Aufmerksamkeit wurde von einer Bewegung im Dunkeln hinter Kingaree abgelenkt. Vor Angst und Kälte zitternd sah sie, wie etwas aus dem Fluss stieg, ein großer Schatten, der sich aus der Dunkelheit löste. Zuerst dachte Lucinda, das lange Schilfgras im Kumish Creek hätte sich vom Grund losgerissen und wäre auf den Damm gekrochen, da sah sie zwei große runde Augen im Mondschein glänzen, Augen groß wie Tennisbälle, die hinter dem ahnungslosen Kingaree in die Höhe stiegen, bis sie ihn um Haupteslänge überragten. An der dunklen, triefenden Gestalt, die einem Heuhaufen auf Beinen glich, waren sie das einzig Helle.
    Onkel Gideons Flussungeheuer,
dachte sie.
Mit dem komischen Namen.
Dann fiel er ihr wieder ein.
Bunyip.
    Kingarees nasses Gesicht legte sich irritiert in Falten. »Was glotzt du so? Das ist ein dämlicher alter Trick, Kleine. Da ist niemand hinter …« Ein Laut ließ ihn herumfahren. Jackson |321| Kingaree blieb nicht einmal die Zeit aufzuschreien, ehe der Schattenkoloss ihn packte und rückwärts in das hohe Schilf drängte. Da fand er endlich die Stimme wieder und stieß heisere Entsetzensschreie aus, während er immer wieder auf seinen unheimlichen Gegner einstach. Beide gingen zu Boden, der fluchende Mann und das stumme Fabelwesen, und kullerten den Damm hinunter, bis sie mit lautem Platschen in dem dunklen Fluss landeten.
    Lucinda wartete den Ausgang des Kampfes nicht ab. Sie kletterte über den Zaun zurück, so schnell sie konnte, ohne auf Schnitte und Schrammen zu achten. Beim Absprung glitt sie aus und landete so hart, dass sie schon dachte, sie hätte sich das Fußgelenk gebrochen. Während sie sich mühsam aufrappelte, blitzte und donnerte es erneut. Der Kampf hinter ihr ging weiter, aber als sie dann über das dunkle, regennasse Gelände zurück zum Haus humpelte, verklangen nach und nach die fürchterlichen Geräusche, die Kingaree und sein Angreifer machten.

|322|
    36
EHCÜK
    S teve blickte mit Schaudern die dunkle Treppe empor. »Hast du sie noch alle? Warum sollten wir da rauf? Du hast gesagt, die Zimmer der Hexe sind da oben.«
    In einem anderen Teil des Hauses, näher an der Haustür, stritten unbekannte Stimmen lautstark miteinander. Tylers Herz schlug heftig: Jeden Moment konnte jemand hereinkommen und sie entdecken. »Da steht der Spiegel jetzt«, beschwor er seinen Freund leise und schob erneut, aber Steve Carrillo hatte genug Masse aufzubieten, um sich nicht bewegen zu lassen, wenn er nicht wollte. »Im Ernst! Mrs. Needle hat ihn sich genommen. Onkel Gideons Frau Grace ist darin gefangen, genauso wie du damals, und wir müssen sie retten.«
    |323| »Das ist voll was anderes, als was du vorher gesagt hast«, beschwerte sich Steve. »Da hast du gesagt, wir müssten Colin stoppen: Er hätte das Kontoskopdingsbums und würde die Weltherrschaft übernehmen oder so, wenn wir nicht herkommen und ihn stoppen. Er würde die Zeit zerstören wie so ein Superschurke.«
    »Genau!«, sagte Tyler und schob ihn wieder. »Dafür müssen wir Grace aus dem Spiegel rausholen, und dann wird Onkel Gideon … keine Ahnung, er wird irgendwie aus diesem Zustand rausschnackeln, in dem er ist. Er muss wieder gesund werden, damit er Colin stoppen kann.«
    »Was? Das macht doch überhaupt keinen Sinn! Vergiss es, ich werde nicht mal in die Nähe von diesem Spiegel gehen. Das ist der Wahnsinn da drin, und letztes Mal hatte ich das Gefühl, ich wäre da jahrelang

Weitere Kostenlose Bücher