Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
Vom Netzwerk:
Goldrings Hinterkopf, und der alte Mann im schmutzigen Bademantel sank augenblicklich in sich zusammen.
    »Ich wollte ihm das nicht antun.« Walkwells Hufe steckten tief in der schlammigen Erde. »Aber das Ding hat ihn versklavt.«
    »Oh, danke, danke …!«, begann Lucinda, aber Simos Walkwell schritt bereits an ihr vorbei zum Treibhaus.
    »Hol die anderen. Ich werde Hilfe brauchen«, sagte er zu ihr.
    |338| Sie war so erschöpft, dass sie sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. »Wo sind denn alle hin? Wo ist Ragnar?«
    »Er kann nicht kommen.« Walkwell watete durch das grüne Dickicht, wie ein Märchenriese, der durch einen Wald stapfte. »Die Mantikore laufen frei herum«, rief er. »Und ein paar sind im Reptilienstall.«
    »Im Reptilienstall …?« Kein Wunder, dass Desta so verängstigt gewirkt hatte. Lucinda stellte sich auf die Beine und wollte zum Haus laufen, da sah sie, dass Gideon sich schon wieder regte und Anstalten machte, zurück in den Garten zu kriechen. »Simos! Warte!«
    Der Mann mit den Ziegenhufen war bereits dicht am Treibhaus.
    »Darum musst du dich kümmern!«, schrie er. Ein Blitz flammte über den Himmel und tauchte den ganzen Garten in gleißende Helligkeit. Eine große Wolke aus weißem Staub stob aus dem Treibhaus auf und hüllte Walkwell wie ein Nebelschleier ein. Abermals donnerte und blitzte es. Walkwell fuchtelte mit den Armen und versuchte, die Pulverwolke wegzuschlagen, da ringelten sich schon zahllose weiße Röhren oder Stengel aus dem Gestrüpp, umschlangen und fesselten ihn wie Gulliver am Strand von Liliput. Er wehrte sich und zerfetzte viele der schwach schimmernden Stengel, aber für jeden, den er zerriss, wickelten sich mehrere andere um ihn, flink und geschickt wie Finger. Binnen Sekunden war er eine einzige wimmelnde Masse von Pilzfäden, und seine Gegenwehr ließ schon nach.
    »O Gott, so hilf doch jemand!«, kreischte Lucinda.
    Gideon war dabei, in den Garten zurückzukriechen. Sie schlang die Beine um seine Taille, warf sich auf ihn und hielt sich an den dicksten, bestverwurzelten Pflanzen fest, die sie zu fassen bekam, aber sie wusste, dass ihre schwindenden |339| Kräfte dem Ruf des Pilzes im Treibhaus nicht lange standhalten konnten. Der Regen spritzte ihr Schmutz in die Augen. »Hilfe, bitte!«
    Da sah sie zu ihrer unendlichen Erleichterung jemanden mit einer Taschenlampe auf sie zukommen. Sie betete, dass es Ragnar war oder einer der mongolischen Hirten, irgendjemand, der ihr helfen konnte, Gideon vom Treibhaus fernzuhalten. Der Lichtstrahl strich über Gideons wahnverzerrtes Gesicht.
    »Liebe Güte, was macht der Idiot da?«, fragte Ed Stillman.
    »Helfen Sie mir!«, bat Lucinda. »Halten Sie ihn!«
    Stillman sah sich die Szene eine Weile regungslos an. »Weißt du was«, sagte er schließlich, »das werde ich, glaube ich, nicht tun. Ich habe dafür gesorgt, dass heute Nacht niemand mehr das Testament ändert. Das ist alles, was mich interessiert hat.« Er blickte über den wind- und regengepeitschten Garten auf den fast nicht mehr zu erkennenden Simos Walkwell in seinem Gespinst weißer Fasern. »Wenn da, wie es aussieht, eines von Gideons botanischen Experimenten in die Hose gegangen ist, dann werde ich das Ende lieber nicht abwarten … zumal mein alter Freund offenbar wild entschlossen ist, sich umbringen zu lassen.« Er lachte und richtete seine Lampe abermals auf Gideons Gesicht. Gideon knurrte und schnappte nach dem Strahl wie ein gefangenes Tier. »Und ich habe keinerlei Interesse daran, hierzubleiben und Polizeifragen zu beantworten. Nein, das überlasse ich lieber dir und den übrigen aus Gideons kauziger kleiner Kultgemeinde.«
    »Sie … Sie Ratte! Wir werden der Polizei sagen, dass Sie hier waren.«
    »Ach, ich kann mir kaum vorstellen, dass euch das jemand abkaufen wird.«
    |340| Da kam noch jemand aus der Dunkelheit herangestolpert, eine hünenhafte Gestalt, doch Lucindas Hoffnung, Ragnar wäre endlich da, zerschlug sich rasch.
    »Mr. Stillman«, sagte der Mann namens Cater atemlos und aufgeregt, »irgendwas … ich weiß nicht was … hat das Auto angegriffen!«
    »Tatsächlich?« Der Milliardär lächelte säuerlich. »Und ihr beide mit eurem Waffenarsenal und das Auto mit seiner Panzerung? Wo kann da ein Problem sein?«
    »Keine Ahnung. Aber es hat an zwei Stellen den Stahl aufgerissen und hätte beinahe Deuce erwischt! Als im Haus der Strom ausfiel, haben wir im Wagen das Licht angestellt, und da ist es einfach … zack, auf uns drauf!

Weitere Kostenlose Bücher