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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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Viecher absichtlich herausgelassen, wie Colin es selbst einmal getan hatte? Konnte es Tyler gewesen sein? Der Saftsack stellte ständig irgendwas an, aber selbst in seiner äußersten Abneigung gegen den Kerl konnte Colin nicht recht glauben, dass Tyler, so unmöglich er war, vorsätzlich eine solche mörderische Bestie freilassen würde.
    Im Haus angekommen, schloss Colin die Haustür hinter sich ab. Der Strom war aus, stellte er verwundert fest, aber mit seiner Taschenlampe konnte er sich zurechtfinden. Das Haus war wie ausgestorben. Das Schlangenzimmer neben der Eingangsdiele wies Spuren eines Kampfes auf, und Gideons Bett war leer. Kleinere Möbel waren umgestoßen worden, und Flecken am Boden sahen Colin verdächtig nach Blut aus. Er bekam Angst. Was war hier geschehen? Wo war Gideon? Und vor allem, wo war seine Mutter?
    Azinza, Pema und Sarah hatten sich in der Küche eingeschlossen und wollten nicht herauskommen. Sarah schrie etwas von Kampf und Schüssen, weigerte sich aber, die Tür aufzuschließen, als ob Colin nicht ebenso in Gefahr wäre wie die drei Frauen. Er eilte die Treppe hinauf zu den Zimmern seiner Mutter. Erleichtert vernahm er ihre Stimme, als er oben ankam, aber was sie sagte, war hässlicher als alles, was er je von ihr gehört hatte.
    »Der treulose Hund! Wie kann er es wagen! Ich werde ihm |345| das Herz aus der Brust reißen und es ihm noch schlagend und dampfend vor die Nase halten!«
    »Mutter?« Er trat in ihr Arbeitszimmer. Ihr Tisch und der Fußboden davor waren mit Papieren übersät. »Was ist passiert?«
    Sie blickte bei seinem Eintreten scharf auf, und der Anblick ihres wutverzerrten Gesichts jagte Colin einen solchen Schreck ein, dass er unwillkürlich einen Schritt zurücktrat und die Hände hob, wie um sich vor einem Schlag zu schützen. Die Miene seiner Mutter erstarrte und nahm dann einen weniger furchterregenden Ausdruck an. »Colin Needle, wo bist du gewesen? Ich habe dich überall gesucht. Du hättest auf deinem Zimmer sein sollen.« Ihre Augen weiteten sich, als sie seinen Rucksack sah. »Bist du draußen gewesen? Obwohl ich dir klipp und klar gesagt hatte, dass du im Haus bleiben sollst?« Einen Moment lang dachte er, sie würde durchs Zimmer stürzen und ihn schlagen, doch dann schüttelte sie nur den Kopf, der Mund so dünn wie ein gespannter Faden. »Geh auf dein Zimmer.«
    »Wo ist Gideon? Was ist passiert?«
    »Nicht jetzt.« Sie wandte sich wieder den Papieren zu und durchwühlte sie fieberhaft, als ob der ganze Wust ein Heuhaufen wäre und sie gerade ihre letzte Nadel darin verloren hätte.
    »Mutter, hör auf! Da draußen ist die Hölle los! Einer der Mantikore ist ausgebrochen, und um ein Haar hätte er …« Doch sie beachtete ihn gar nicht mehr, ganz als ob ihr einziges Kind plötzlich zu existieren aufgehört hätte. »Was hast du da geschimpft, als ich reingekommen bin, Mutter? Was suchst du?«
    »Nicht jetzt, Colin«, wiederholte sie bissig.
    »Du hörst mir gar nicht zu! Einer der Mantikore läuft frei herum – vielleicht sogar alle! Wir müssen Walkwell finden. Er ist der Einzige …«
    |346| Sie fuhr wütend herum. »Du bist ein sehr ungezogener Junge geworden. Geh sofort auf dein Zimmer und schließ die Tür zu! Das ist ein
Befehl

    So ungleich war ihre Beziehung und so groß die Gewalt, die ihre Stimme über ihn hatte, dass Colin prompt das Zimmer seiner Mutter verließ und sich in sein eigenes begab. Er ließ den Rucksack auf den Boden fallen und schob ihn mit dem Fuß unters Bett. Was auch geschah, das Kontinuaskop musste in Sicherheit sein. Kaum vorstellbar, wie aufgekratzt er vor einer halben Stunde noch gewesen war, wie optimistisch, wie siegessicher.
    Da sah er, dass der Laptop auf seinem Schreibtisch aufgeklappt war.
    Aber Colin Needle ließ seinen Laptop niemals aufgeklappt stehen. Die Vorstellung war ihm zuwider, der durch das alte Haus wehende Staub, der Schmutz aus den mottenzerfressenen Teppichen und den ungeputzten Zimmern könnte in seine Tastatur eindringen. Er klappte den Laptop immer zu. Aber wer war dann an seinem Computer gewesen? Und warum?
    Immer noch mit seinen nassen und schmutzigen Sachen bekleidet stand er da und überlegte, ob die Jenkins-Gören die Übeltäter sein konnten oder ob vielleicht sogar der alte Caesar einen senilen Abstaubversuch unternommen und den Laptop dann so stehengelassen hatte. Aber es wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen, dass seine Mutter ihn früher am Tag in der Tat angewiesen hatte, im Haus zu

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