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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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können so lange nichts tun, wie wir nicht wissen, was wir tun sollen«, sagte Lucinda.
    Tyler seufzte. Seine Schwester kapierte es einfach nicht. »Wenn du nicht mit drinhängen willst«, meinte er, »dann überlass es einfach mir.«

    Er fand Oma Paz hinter dem Haus, wo sie den Hühnern aus einem Plastikeimer Futter ausstreute.
    »Legefutter sagt man dazu«, erklärte sie ihm, als ob er danach gefragt hätte, »nicht Legofutter, wie Steve als Kleiner immer gesagt hat. Es soll das Eierlegen fördern.«
    Die kleine alte Frau, merkte Tyler allmählich, erzählte gern Geschichten über alles mögliche, nicht bloß die Tinkerfarm. Beim Essen gab sie häufig lange und zum Teil lustige Anekdoten zum Besten, darüber, wie einer ihrer Verwandten mal in Schwierigkeiten geraten war oder einen peinlichen Fehler begangen hatte. Manchmal sprach sie sogar über ihre indianische Großmutter und die fernere Vergangenheit, aber sie sagte nie etwas über die Themen, die Tyler eigentlich interessierten, und so hatte er auf diese Gelegenheit gewartet, ungestört mit ihr zu reden.
    |232| Er folgte ihr über den Hof, während sie das Hühnerfutter ausstreute, das ihm wie normales Vogelfutter aussah. »In Australien sagen sie zu Hühnern ›chooks‹«, erklärte Paz, als ob er auch danach gefragt hätte. Die Vögel trippelten hinter ihr her, ruckten mit dem Kopf und machten leise Gackertöne in der Kehle.
    Tyler fasste sich ein Herz. »Neulich Abend haben Sie was erzählt von … von einer Spukmine.«
    »Aha, das hast du mitgekriegt, was? Ich habe mir schon gedacht, dass einer von euch mich darauf ansprechen würde. Du bist der, der immer alles wissen will, was? Da steckst du bestimmt oft in Schwierigkeiten.« Sie lachte.
    Tyler bemühte sich, ihre Heiterkeit zu teilen. »Ja, der bin ich wohl. Gibt es denn wirklich so eine Mine hier in der Nähe?« Seitdem er davon gehört hatte, musste er daran denken – es klang ihm sehr nach der Verwerfungsspalte. Und wenn irgendjemand hier deutlich gemacht hatte, dass sie seltsame Dinge über die Tinkerfarm wusste, dann war es Oma Paz.
    »La Mina Frecuentada. So haben mein Vater und mi abuelo, mein Großvater, sie genannt. Steven hat recht, das heißt ›Spukmine‹. Aber sie sind dort nicht hingegangen. Zu viele Geschichten. Es gab zu viele Geschichten darüber.«
    »Und was für welche?« Tyler hoffte, dass er sich nicht allzu interessiert anhörte, denn das war ein sicheres Mittel, um Erwachsene abzuschrecken. Sie dachten gleich:
Wenn der Junge jetzt in Gefahr gerät? Dann bin ich schuld!
Dann klappten sie zu wie eine Auster. »Geistergeschichten?«
    »Manchmal.« Sie war jetzt halb um den Zaun herum, an dem sich die Hühner und Küken zu ihren Füßen drängten wie Touristen, die zur Freiheitsstatue aufschauten. »Von allem möglichen. Von Ungeheuern. Über diese Hügel hat es schon lange vor der Zeit meiner Großmutter Geschichten gegeben. |233| Ich habe euch doch von dem Indianer erzählt, der das Land der Toten fand, nicht wahr?«
    Tyler erinnerte sich gut daran, doch es war selten, dass man allein mit ihr reden konnte. »Erzählen Sie doch noch mal.«
    »Mach keine Mätzchen, Junge. Ich habe es einmal erzählt, das reicht. Er zog los, um seine tote Frau zurückzuholen, und gelangte bis zum Wohnsitz der Geister. Das war in diesen Hügeln hier. Als ich ein Mädchen war, nannten die Alten sie Las Lomas Embrujadas, die Verhexten Hügel.«
    »Verhexte Hügel?«
    Sie richtete sich auf. Tyler hatte noch nicht so richtig angefangen, in die Länge zu schießen, aber ihr konnte er bequem in die Augen gucken. Was im Moment allerdings gar nicht so einfach war, denn sie sah ihn so scharf an, als hätte er ein Schimpfwort zu ihr gesagt. »Ich habe gesagt, du sollst keine Mätzchen machen. Du weißt etwas von diesen Dingen. Ich sehe doch, wie du mich anguckst, wie du zuhörst, was für Fragen du stellst. Du machst genauso ein Gesicht wie der alte Octavio, als er das erste Mal herkam.«
    »Sie haben Octavio Tinker gekannt?«
    »Gekannt? Mein Großvater hat ihm sein verrücktes Haus zum größten Teil gebaut. Ich war eine junge Frau, als Octavio ankam, deshalb erinnere ich mich sehr gut an ihn, durchaus. Ständig fragte er meine Großmutter nach Geschichten, genau wie du mich. Sie war vom Stamm der Yaudanchi … aber das hatte ich dir auch schon erzählt.« Sie lächelte abermals. »Ja, du bist wie er – du siehst ihm sogar ein bisschen ähnlich. Er mochte den Namen gern, Las Lomas Embrujadas. Und genau wie

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