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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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verbitterten Züge nach. «Er war der größte Christ nach Christus.»
    «Dass nun alles vorbei ist, muss schwer für dich sein.»
    «Für dich ist es vorbei. Wir stehen erst am Anfang.»
    Ich wechsle das Thema. «Erzähl mir von Symmachus. Erzähl mir von Alexander.»
    «Beide sind tot.»
    «Dann erzähl mir von Eusebius. Was ist damals, während der Verfolgungen, in diesem Verlies geschehen? Hat es dich nicht geschmerzt, die Schuld seines Verrats auf dich zu nehmen? Ihn durch die Ränge eurer Kirche immer weiter aufsteigen und zum Günstling des Kaisers avancieren zu sehen, während du nicht einmal mehr ein Gotteshaus betreten durftest?»
    Ich habe einen Nerv getroffen. Er verzerrt das Gesicht.
    «Alexander wusste Bescheid», setze ich nach. «So auch Symmachus. Aber sie waren nicht die Einzigen. Es gibt noch jemanden, der Bescheid weiß und sogar bereit ist, auszusagen.»
    «Du weißt nicht, wovon du sprichst.»
    «Wirklich nicht?»
    Er zögert und ringt sich zu einer Entscheidung durch. Ein grausames Licht funkelt in seinen Augen.
    «Komm mit!»
    Wir drängen uns durch die trauernde Menge, eilen die Straße entlang und betreten die Gärten neben dem Hippodrom. Die Sonne ist untergegangen, und am Nordhimmel blinken die Sterne des Großen Wagens.
    Asterius wirft mir einen verschlagenen Blick zu. «Die Verfolgungen haben mir nichts ausgemacht, im Unterschied zu Eusebius, doch der neigt ja zur Panik. Deshalb haben sie ihn auch gleich zu Anfang erwischt.»
    «Erwischt?»
    «Und ins Gefängnis geworfen.»
    Seine Offenheit macht mich stutzig. «Es ist also wahr.»
    «Dass Eusebius Christenfamilien verraten hat und ich die Schuld auf mich nahm, um ihn zu schützen?» Er zuckt mit den Achseln, als versuche er, die Bedeutung seiner Worte herunterzuspielen. «Alexander hätte es nie beweisen können. Ein seniler Bischof, der sich auf die Aussage eines notorischen Christenhassers verlässt? Unmöglich. Er hätte auch noch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verloren. Kannst du dir vorstellen, wie es ausgesehen hätte, wenn er mit Symmachus im Schlepptau vor die bischöfliche Wahlversammlung getreten wäre? Eusebius hätte ohne Gegenstimme gewonnen.»
    Seit einem Monat lebe ich wie in einem Sarg. Asterius’ lässige Ehrlichkeit reißt den Deckel von meiner sorgsam eingezwängten Existenz. Ein gefährliches Hochgefühl steigt in mir auf.
    «Aber es ändert nichts daran, dass Eusebius zuerst Alexander und dann Symmachus getötet hat, der die Wahrheit ans Licht hätte bringen können.»
    Asterius verzieht das Gesicht. «Willst du wissen, warum Symmachus sterben musste? Ich kann’s dir verraten. In der Woche vor seinem Tod war Symmachus zweimal im Palast. Er wollte den Augustus sprechen und wurde aufsässig, als man ihn abwies. Er sagte Dinge, die er besser für sich behalten hätte.»
    «Über Eusebius?», frage ich, obwohl ich weiß, dass seine Version der Geschichte nicht stimmen kann. «Hat er behauptet zu wissen, was es mit Crispus’ Tod auf sich hat?»
    «Ich würde mich hüten, seinen Namen laut auszusprechen.» Asterius schaut sich nervös um. Familien schlendern umher, sprechen mit kummervollen Stimmen miteinander. «Konstantins Söhne werden nicht gern an ihn erinnert.»
    Asterius hält vor der Statue des olympischen Wagenlenkers Scorpus an, der mit gegrätschten Beinen auf seinem Sockel steht, eine Peitsche über der Schulter. Er dreht sich um. Seine Augen leuchten gehässig.
    «Symmachus hat in Alexanders geheimnisvollem Dokumentenkoffer etwas gefunden, das seit zehn Jahren verborgen war. Etwas, wovon nicht einmal der Augustus wusste.»
    Er will mich ködern, und ich habe nicht die Kraft zu widerstehen. «Was?»
    «Soll ich dir sagen, was mit Crispus geschehen ist?» Er legt einen Arm um meine Schulter und heuchelt Sympathie. Ich zucke unwillkürlich zusammen. «Aber das weißt du ja, natürlich. Und auch das, was der armen Fausta im Bad widerfuhr, nicht wahr? Aber hast du, der du über die Selbstauflösung des kaiserlichen Haushaltes die Aufsicht führtest – hast du dich jemals gefragt, warum sie es tat?»
    Ich verspüre eine Enge in der Brust, wie von einem Gurt eingeschnürt. «Sie wollte ihren Söhnen auf den Thron verhelfen», antworte ich.
    «Selbstverständlich. Aber wer hat ihr die Idee ins Gehirn gepflanzt? Wer hat ihr geholfen, die Verschwörungsformel aufzusetzen? Wer machte die Christen in der Leibgarde ausfindig, die bereitwillig aussagten, an Crispus’ angeblicher Verschwörung beteiligt gewesen

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