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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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standhalten.
    «Du sagtest, Symmachus musste sterben, weil er die Wahrheit über Crispus wusste. Wer hat ihn umgebracht?»
    «Einer von Constantianas Männern. Sie hat ihm den Auftrag gegeben, die Tat als Selbstmord erscheinen zu lassen.»
    Kein Ausweichen und nicht das geringste Anzeichen von Schuldbewusstsein. Das ist das Problem mit Männern, die allzu lange über Gott nachdenken. Bis sie den Wert endlichen Lebens vergessen haben. Vielleicht ist es auch Konstantin so ergangen.
    «Und Alexander? Der Mord an ihm muss doppelt süß gewesen sein. Du hast dich an deinem Gegner von Nicäa rächen und einen Mitwisser deiner Tat beseitigen können.»
    Asterius lacht. «Ich habe tatsächlich keine Ahnung, wer Alexander getötet hat.» Er rückt wieder viel zu nahe an mich heran. «Seltsam, nicht wahr?»
    Er genießt meine Verblüffung.
    «Eusebius war’s jedenfalls nicht, obwohl er, hätte er Gelegenheit gehabt, nicht davor zurückgeschreckt wäre. Ich war es auch nicht. Anfangs dachte ich, Konstantin hätte vielleicht den Befehl dazu gegeben, um verschwinden zu lassen, was Alexander entdeckt hat. Aber wahrscheinlich ist das nicht.» Er zuckt mit den Schultern. «Ich tippe auf Aurelius Symmachus. Schließlich war der Dokumentenkoffer in seinem Besitz. Ein ironischer Umstand, findest du nicht auch? Immerhin kannst du dich damit trösten, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.»
    Ich starre ihn aus dumpfen Augen an. Sein hinfälliger Körper ist voller Bitterkeit und Hass. Wie kann er eine Religion vertreten, die für Liebe und Frieden steht?
    «Warum hast du es getan?», frage ich. «Warum hast du die Schuld von Eusebius’ Verrat auf dich genommen?»
    Er reibt die Armstümpfe aneinander. «Das hier verdanke ich Symmachus. Er wollte mich töten. Eusebius verriet die Christen, um mich zu retten.» Seine Stimme klingt verzweifelt. Es scheint, dass er die Beherrschung verliert. «Er hat sich selbst für mich geopfert.»
    «Und du hast mich geopfert.»

[zur Inhaltsübersicht]
    43
    Istanbul, Türkei – Gegenwart
    «Sie gehen allein rein, schauen sich um, machen ein paar Fotos und kommen wieder zurück.»
    Abby saß auf der Rückbank eines Taxis in einer belebten Einkaufsstraße im Nordwesten Istanbuls. Das Taxi war echt, doch am Steuer saß Barry. Er hatte immer noch seine dunkle Sonnenbrille auf, trug aber jetzt eine Lederjacke und eine Goldkette um den Hals. Mark saß auf dem Beifahrersitz und zeigte auf die Kuppeln der Fatih-Moschee, die sich zwischen vier Minaretten übereinandertürmten.
    «Versuchen Sie gar nicht erst, uns zu entwischen», drohte Barry. «Wir haben Sie im Auge.»
    Sie waren vor zwölf Stunden in Istanbul gelandet. Busse, geliehene Autos und gefälschte Pässe hatten unter Marks Kommando ausgedient. Mit einem nicht markierten Learjet waren sie von Split auf direktem Weg zum Flughafen Atatürk geflogen, wo sie eine Delegation grimmig dreinschauender Männer in dunklen Anzügen in Empfang genommen und an der Passkontrolle vorbeigeführt hatte.
    «Die hiesige Regierung brennt darauf, Dragović zu fassen», hatte Mark auf der Fahrt vom Flughafen erklärt. «Vor drei Jahren saß er hier in U-Haft, konnte aber entkommen, bevor es zum Prozess kam. Peinliche Geschichte. Schließlich sollte er nicht etwa wegen irgendwelcher Gaunereien vor Gericht gestellt werden, sondern wegen seiner Verbrechen an bosnischen Muslimen. Deshalb haben wir freie Hand.»
    «Woher wollen Sie wissen, dass sich Dragović hier blicken lässt? Wäre das für ihn nicht viel zu riskant?»
    «Er kommt», hatte Mark voller Zuversicht erwidert. «Alle unsere Kontaktleute berichten, dass er absolut scharf auf dieses Ding ist und für dessen Beschaffung keinen seiner Männer einschalten wird, weil er niemandem wirklich trauen kann.»

    Abby verließ das Taxi, steckte dem Fahrer ostentativ einen Zehnliraschein durchs Fenster zu und ging über die Straße in Richtung Moschee. Sie war schon einmal in Istanbul gewesen, bei einer Konferenz des Internationalen Strafgerichtshofs, doch damals im Sommer hatte die Stadt unter Touristen, Staub und Hitze geächzt. Jetzt im Herbst schien sie nicht nur abgekühlt, sondern auch geschrumpft zu sein. In der frischen Luft kam Abby der Abstand zwischen den Häusern größer vor. Die Geräusche der Schiffe auf dem Bosporus klangen unnatürlich laut.
    Auch ohne Touristen war viel Betrieb auf der Straße. Menschen kauften ein oder gingen zur Moschee. An der Ecke stand ein weißer Polizeitransporter; zwei

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