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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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deinen Augen. Sie ändern sich ständig, Avi, als würden sie den Himmel spiegeln. Jetzt sind sie schwarz, aber wie Spiegel. Liegt es daran, dass …?«
    »Er aus dem Feenreich kommt?«, meinte Brucie und streckte den Kopf aus Hannahs Handtasche. »Tja, ich habe noch nie jemanden mit solchen Augen getroffen. Nicht einmal im Feenreich. Ist es in Ordnung, wenn ich rede?«
    Avi blickte sich um. Sie waren allein. »Im Moment ja. Erzähl mir vom Feenreich, Brucie. Ich erinnere mich zwar an ein paar Dinge, doch es sind nur Bruchstücke wie die Teilchen eines Puzzlespiels. Ich kriege einfach kein Gesamtbild zusammen.«
    Er brauchte unbedingt weitere Informationen. Im Haus der Obdachlosen hatte er noch nicht genug erfahren.
    »Also gut«, erwiderte Brucie. »An was erinnerst du dich noch?«
    »Dass es ein bisschen wie London aussieht. Nur anders. Viel älter. Der Fluss ist ganz ähnlich.«
    Brucie nickte. »Früher waren die beiden Reiche vereint. Nun, das stimmt nicht ganz. Sie unterschieden sich zwar, hingen aber eng miteinander zusammen. Kannst du mir folgen?«
    »So einigermaßen«, antwortete Avi. »Mach weiter.«
    »Das bedeutet, dass man mühelos und manchmal sogar ohne nachzudenken von einem Reich ins andere wechseln konnte. Doch dann wurde alles anders.«
    »Was ist geschehen?«
    Die kleine Elfe zuckte mit den Achseln. »Das weiß niemand so genau. Die beiden Reiche entwickelten sich einfach auseinander. Das Reich der Sterblichen wurde schneller, und die Menschen fingen an, Maschinen zu bauen, und das Feenreich, tja, das wurde irgendwann abgehängt.«
    »Und wann war das?«, fragte Hannah.
    Brucie wand sich verlegen in der Handtasche. »Elfen haben kein Händchen für Daten. Vor mehr als hundert und weniger als tausend Jahren. Möglicherweise.«
    »Also irgendwann im Mittelalter«, überlegte Hannah laut.
    »Jedenfalls«, fuhr Brucie fort, »ist der Abstand zwischen den beiden Reichen sehr groß geworden – sogar so groß, dass man einen eigenen Namen dafür erfunden hat. Man nennt es Déopnes. Mittlerweile ist ein Wechsel nahezu unmöglich, außer natürlich, man ist eine Elfe.«
    »Was ist an Elfen so besonders?«, wollte Hannah wissen.
    »Ich werde mal so tun, als hätte ich das nicht gehört.« Brucie verschränkte die Arme und kehrte Hannah beleidigt den Rücken zu. Avi musste ein Lächeln unterdrücken. »Elfen besitzen außergewöhnliche Fähigkeiten, Avi. Sie können in jede beliebige Richtung reisen: hinauf, hinunter, hinein, hinaus und vor allem hinüber. In Letzterem sind Elfen besonders gut. Es ist ihr Spezialgebiet.«
    »Nun«, wandte Avi ein. »Ich fürchte, dass Kellen auch ziemlich gut darin ist.«
    Brucie runzelte die Stirn. »Ja«, sagte sie nur.
    Das Boot näherte sich einer Brücke aus hellem Beton. Als es unter einem der geschwungenen Bögen hindurchfuhr, legte Brucie den Kopf in den Nacken und schlang ihre Flügel um den Leib.
    »Was hast du?«, fragte Avi.
    »Dieser Ort ist uralt«, erwiderte sie träumerisch. »Hier sind die Abstände zwischen den Welten sehr gering. Echos anderer Zeiten und anderer Brücken.«
    »Das ist doch nur die London Bridge«, widersprach Hannah. »Ich dachte immer, die wäre ziemlich neu.«
    Brucie riss sich aus ihren Tagträumen und sah Hannah finster an. »Was verstehst du schon davon? Du bist ja nur eine Sterbliche.« Sie kletterte ein Stück aus der Handtasche und umfasste Avis Finger mit ihren winzigen Händen. »Aber wir brauchen Stellen mit geringen Abständen, Avi.«
    »Fahren wir deshalb nach Greenwich?«
    »Genau! Das ist eine der besagten Stellen, ein Ort, wo das Déopnes sich verengt und jeder über die Lücke treten kann. Solche Stellen nennt man Brücken. Es sind keine Brücken, wie sie sich über Flüsse spannen, o nein. Diese Brücken sind anders. Und außerdem selten. Greenwich ist als einzige übrig geblieben. Und es ist eine der ältesten. Ein sehr kluger Mann namens Dr. Flamsteed hat geholfen, sie auszuhöhlen. Er war königlicher Astronom und sehr an Sonnenfinsternissen interessiert. Und natürlich auch am Kontakt mit Fabelwesen.«
    »Ein Wissenschaftler, der mit Fabelwesen spricht?«, wunderte sich Hannah.
    »Es gibt einige Sterbliche, die das können«, erwiderte Brucie. »Du würdest erstaunt sein.«
    »Zum Beispiel dieser Dr. Flamsteed?«
    »Wohl kaum – er ist seit Hunderten von Jahren tot!«
    »Dann stimmt es also«, sagte Avi und spähte über das Wasser. »Ich kann wirklich wieder nach Hause.«
    Die Entscheidung, die er in dem

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