Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
Vom Netzwerk:
ziemlich«, antwortete sie. Sie flog senkrecht nach oben, um besser sehen zu können, kehrte zurück und deutete selbstbewusst in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren.
    »Ja, eindeutig hier entlang.«
    Roosevelt humpelte los und murmelte etwas über seine Gicht.
    Wenige Minuten später stellte Avi fest, dass sie am Fluss waren.
    »Natürlich!«, rief er aus, als sie über den letzten Zebrastreifen zu der niedrigen Steinmauer hasteten. »Warum ist mir das nicht gleich eingefallen?«
    Brucie platzte fast vor Stolz.
    »Ich komme da nicht ganz mit«, meinte Hannah.
    »Goblins hassen Wasser«, verkündete Avi.
    An einem nahe gelegenen Steg war ein mit Lichterketten geschmücktes Boot voller Sitzreihen vertäut. RUNDFAHRTEN NACH GREENWICH stand auf dem Schild daneben. Die nächste Abfahrt war in zehn Minuten.
    Keuchend hinkte Roosevelt herbei und fasste sich an die Brust. »Glückwunsch, meine Freunde«, stieß er hervor. »Ich glaube, wir haben die Verfolger abgeschüttelt.«
    Als die Ampel an der Kreuzung umsprang, kamen einige Autos auf sie zu. Hannah stellte sich rasch vor Brucie, um sie vor Blicken zu verbergen.
    »Wir sollten dich besser verstecken, Brucie«, schlug sie vor. »Hier in der Öffentlichkeit fällst du zu sehr auf. Nimm es nicht persönlich.«
    »Kein Problem«, erwiderte die Elfe. »Das bin ich gewöhnt.« Sie warf Avi einen finsteren Blick zu. »Ich mag es bloß nicht, wenn man mich in Schubladen einsperrt.«
    Was sollte er dazu sagen? Avi zuckte nur entschuldigend mit den Schultern.
    »Hier«, meinte Hannah und öffnete ihre Handtasche. »Es ist zwar ein bisschen eng da drin, aber es dauert ja nicht lang.«
    Fasziniert beobachtete Avi, wie sie den Inhalt ihrer Handtasche in ihre Kleidertaschen umpackte. Papiertaschentücher, Schminkzeug, ein Mobiltelefon, ein Päckchen Pfefferminzbonbons … ein schier endloses Sammelsurium von Gegenständen, ohne die Frauen offenbar nicht leben konnten. Nach all den Gesprächen über Parallelwelten erhielt er nun Einblick in wieder eine andere, die er noch nicht kannte.
    Als die Tasche leer war, sprang Brucie hinein.
    »Sehr gemütlich«, stellte sie fest. »Rosafarbenes Leder. Echt cool.«
    Unten am Bootssteg tutete das Boot zweimal.
    »Alles an Bord!«, rief Brucie.

    »Ich halte Wache auf dem Achterdeck«, verkündete Roosevelt, nachdem er den Kapitän davon überzeugt hatte, dass es sich bei dreien seiner Visitenkarten um Fahrkarten nach Greenwich handelte.
    Während Roosevelt zum Heck marschierte, bemerkte Avi die Bar, die ihn dort erwartete. Der Barkeeper hatte schon drei Getränke bereitgestellt. Offenbar verfügte der Wächter tatsächlich über eine erstaunliche Überzeugungskraft.
    »Komm«, sagte Avi. »Vorne sind noch Plätze frei.«
    Sie fanden eine leere Bank an der Bugreling. Sobald sie saßen, drang ein Rumpeln aus dem Bauch des Bootes, und das Gefährt setzte sich langsam in Bewegung.
    Der Himmel war zwar dunkel, doch auf dem Fluss tanzten Tausende von Lichtern. Am Ufer ragte ein gewaltiges Gebäude mit einer kunstvoll gestalteten Fassade auf, die golden zu schimmern schien. An einem Ende erhob sich ein riesiger Glockenturm mit einem spitzen Dach. Als sie vorbeituckerten, schlug die Uhr zehnmal. Das Geräusch der Glocken sorgte dafür, dass Avi sich ganz klein fühlte. Diese Uhr gab nicht nur der Stadt die Zeit an, sondern der ganzen Welt.
    »Was ist das für ein Gebäude?«, fragte er.
    »Der Westminster Palace«, erklärte Hannah. »Die Uhr nennt man Big Ben. Genau genommen ist das der Name der Glocke, der Turm heißt irgendwie anders. Hab ich aber vergessen.«
    Avi konnte den Blick nicht von dem Gebäude abwenden, während das Boot daran vorbeifuhr. Es hatte etwas an sich – den Sog der Vergangenheit –, das ihn magisch anzog. »Es scheint sehr alt zu sein. Wozu dient es?«
    Hannah lachte auf. »Du hast wirklich keine Ahnung, was? Hier tagt das Parlament. Die Leute, die unser Land regieren. Ich war einmal auf einem Schulausflug dort. Die ersten Gebäude wurden vom Sohn von Wilhelm dem Eroberer errichtet. So gegen elfhundertirgendwas, glaube ich. Also ist es tatsächlich sehr alt.«
    Das Boot fuhr weiter. Am gegenüberliegenden Ufer ragte das Riesenrad empor, das sie nach dem verhängnisvollen Autounfall gesehen hatten.
    »Das ist das London Eye«, sagte Hannah. Allerdings betrachtete sie nicht das Riesenrad, sondern Avi. Als sie näher zu ihm herüberrutschte, spürte er ihren warmen Atem auf dem Gesicht. »Es spiegelt sich in

Weitere Kostenlose Bücher