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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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Grund.

Kapitel 15
    E in gutes Stück vor der Straße, in der Hannah wohnte, hielt Avi am Straßenrand.
    »Wir müssen das Motorrad loswerden«, stellte er fest.
    »Unser prachtvolles Streitross?«, fragte Roosevelt. »Aber warum denn?«
    »Weil es ein Polizeimotorrad ist und auffällt. In Hannahs Haus können wir es nicht verstecken. Sie könnte schrecklichen Ärger bekommen.«
    Murrend stieg Roosevelt ab. Avi stellte sich vor, wie die Stoßdämpfer erleichtert aufatmeten. »Und wie genau gedenkst du, das Fahrzeug zu beseitigen?«
    »Wir lassen es hier stehen«, erwiderte Avi. »Das ist weit genug weg von Primrose Hill.«
    »Und wie sollen wir unsere Reise ohne Fahrzeug fortsetzen?«
    »Zu Fuß.«
    Roosevelt verzog entsetzt das Gesicht. »Ich finde wirklich nicht …«
    »Es ist doch deine Aufgabe, den Erben zu beschützen, oder?«, unterbrach ihn Avi und ging los. »Dann tu deine Pflicht.«
    Roosevelt murmelte etwas von »Undankbarkeit« und trottete hinterher.

    Hannahs Haus stand am Ende einer Sackgasse mit Blick über Primrose Hill. Es war halb hinter einer hohen Ligusterhecke verborgen, ein willkommener Schutz vor neugierigen Blicken.
    »Hat jemand einen Schlüssel?«, fragte Roosevelt.
    Ohne Vorwarnung gaben Avi die Beine nach. So sehr hatte er daran gedacht, ihr Ziel zu erreichen, dass er sich gar nicht überlegt hatte, wie sie ins Haus gelangen sollten. Plötzlich fühlte er sich unglaublich müde und musste sich auf den Kiesweg setzen. Sein ganzer Körper war bleischwer, doch am schwersten war sein Herz.
    »Kein Problem«, erklang eine leise Stimme aus seinem Mantel. »Ich habe noch ein paar Samen übrig.«
    Brucie kramte herum und förderte mit triumphierender Miene eine Handvoll Samen zutage. Sie flog auf, plazierte sie im Schlüsselloch, und das blitzschnelle Wachstum der Ranken löste den Mechanismus des Schlosses, sanft und ohne Schaden anzurichten.
    Als Brucie Avis Gesichtsausdruck bemerkte, verschwand ihr Lächeln.
    »Was hast du, Avi?«, erkundigte sie sich.
    »Es wäre mir lieber gewesen, Hannah hätte sie geöffnet«, antwortete er. »Sie sollte noch bei uns sein.« Traurig senkte er den Kopf und trat ein.
    Roosevelt steuerte sofort auf die Küche zu und überließ es Avi und Brucie, das restliche Haus zu erkunden. Avi kam sich wie ein Eindringling vor und zögerte, etwas zu berühren. Gleichzeitig fühlte er sich auf merkwürdige Weise zu Hause. Das Haus roch wie Hannah, so dass er sich beinahe vorstellen konnte, sie erwarte ihn im nächsten Zimmer.
    Das Wohnzimmer war elegant mit Ledersesseln und einem großen schwarzen Fernseher eingerichtet, der viel beeindruckender war als die kleinen Bildschirme im Krankenhaus. An den Wänden hingen gerahmte Filmplakate und Pastellzeichnungen, die Berglandschaften darstellten.
    Roosevelt kehrte mit einem gewaltigen mit Lebensmitteln beladenen Tablett zurück: Hähnchenkeulen, Kräcker und ein riesiges Stück Käse. In einer Ecke des Tabletts stand eine Dose Bier. Er ließ sich in den nächstbesten Sessel sinken und öffnete die Dose, dass Bier auf den Teppich spritzte. Nachdem er sie geleert hatte, zog er eine zweite aus der Tasche und wiederholte die Prozedur.
    »Ich hoffe, dass du hinterher deine Spuren beseitigst«, meinte Avi, als Roosevelt ein Päckchen Kräcker aufmachte und überall Krümel verteilte.
    Den Mund voller Käse, nuschelte Roosevelt etwas und kramte seitlich in dem Sessel, bis er auf die Fernbedienung stieß. Er drückte auf EIN, und auf dem Bildschirm war eine Sportveranstaltung zu sehen, bei der starke Männer nur unter dem Einsatz ihrer Zähne schwere Fahrzeuge über einen Pfad zogen.
    Angewidert ließ Avi Roosevelt sitzen und ging die Treppe hinauf, um Brucie zu suchen.
    Die Elfe befand sich ganz oben im Haus in einem großen Mansardenzimmer. Die Wände waren merkwürdig schief, und die Decke war schräg. Avi verliebte sich sofort in das Zimmer, und es wunderte ihn nicht, als es sich als das von Hannah entpuppte.
    Wenn man nach Hannahs Auftreten als Punkerin urteilte, wirkte der Raum mädchenhafter als erwartet. Die Lampenschirme hatten Rüschen, und der Kleiderschrank war rosa. Auf dem Bett lag eine Steppdecke. Eine Reihe von Stofftieren hielt am Kopfende Wache. Die Wände waren mit einem bunten Sammelsurium aus Fotos und Zeichnungen geschmückt, die Menschen und Tiere darstellten.
    Avi betrachtete die Fotocollage. Einige Fotos zeigten ein kleines Mädchen – offenbar Hannah vor vielen Jahren –, das mit einem lachenden Mann an

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