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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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sprang aus dem Schrank. Selbst ohne Hausmeisterkittel erkannte Avi ihn sofort an der langen Nase und der unangenehmen Stimme.
    »Du bist es«, sagte er. »Der Mann aus dem Krankenhaus.«
    »Ich hatte so ein Gefühl, dass du wieder meine Hilfe brauchst«, verkündete Foster vergnügt und wackelte mit seinen ledrigen Stummelflügeln. Dann zog er eine rote Narrenkappe aus der Tasche und setzte sie auf. »Also, wer hat ein wenig Aufmunterung nötig?«

    Zuerst jonglierte Foster mit Äpfeln. Dann versuchte er es mit akrobatischen Tricks wie Salti, Handstand und Purzelbäumen und schlug Räder, wobei er immer auf dem Kopf landete. Dabei sprühten Sterne aus seinen Ohren.
    Während der ganzen Vorstellung saß Fugit ungerührt da und verzog keine Miene.
    »Wie kommt es, dass ihr so verschieden seid?«, flüsterte Avi Brucie zu.
    »Sind wir das?«
    »Nun, er ist viel größer als du und hat eine Nase«, meinte Avi.
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Mein Bruder ist im Gegensatz zu mir keine Wahrheitselfe. Vielleicht liegt die Nase ja am Pinocchio-Effekt.«
    »Pinocchio?«
    »Schon gut.«
    Inzwischen leicht verschwitzt, zog Foster eine Pastete aus der Tasche und stopfte sie sich vorne in die Hose. Dann zauberte er einen riesigen Hasen aus seiner Narrenkappe hervor und ritt darauf wie auf einem Esel. Er zog an seinen Ohren, bis Dampf herauskam.
    Immer noch lachte niemand.
    Mit finsterer Miene verstaute Foster den Hasen wieder in der Narrenkappe.
    »Ihr seid ein schwieriges Publikum«, brummte er.
    »Und du bist ein Idiot«, gab Fugit zurück.
    »Warum versuchst du es nicht mit einer lustigen Geschichte?«, schlug Avi vor. »Vorausgesetzt, du kennst eine.«
    »Ich halte keine Monologe«, zischte Foster. »Meine Spezialität sind Einzeiler und Slapstick. Das ist eine alte und ehrwürdige Kunst.«
    »Es ist ein erbärmliches Gehampel«, murmelte Fugit gähnend.
    Foster überlegte eine Weile, dann spielte ein spitzbübisches Grinsen um seine Mundwinkel.
    »Ich habe letzte Woche Blink getroffen«, sagte er schließlich.
    Fugit verzog das Gesicht. »Jetzt will er mich auch noch ärgern.«
    »Dein Bruder war ziemlich sauer.«
    »Denkst du, das interessiert mich?«
    »Er hatte nämlich Streit mit Kellen.«
    Scheinbar gelangweilt, bohrte Fugit in seinem Ohr, allerdings merkte Avi ihm an, dass er neugierig geworden war. »Streit? Worüber denn?«
    Foster verschränkte die Hände und blickte zur Decke. »Wenn ich recht verstanden habe, hat Kellen von Blink verlangt, die Sicherheitsvorkehrungen am Weißen Turm zu verbessern.«
    »Pah! Was versteht mein schwachsinniger Bruder schon von Sicherheitsvorkehrungen?«
    »Ganz richtig! Offenbar hat Kellen gehofft, Blink würde etwas Schlaues einfallen, wie man den Burggraben unendlich breit oder die Mauern unendlich hoch machen kann. Aber Blink hatte da eine eher ungewöhnliche Idee.«
    Fugit ließ von seinem Ohr ab und beugte sich vor. »Ungewöhnlich?«
    »Ja, wirklich sehr ungewöhnlich.« Foster zwinkerte Avi zu.
    »Und was genau hat er getan?«
    Foster sonnte sich in der Aufmerksamkeit seines Publikums und fuhr fort.
    »Nun, es geschah Folgendes. Während Kellen ihm den Rücken zukehrte, hat Blink den ganzen Turm mit einem Größenzauber belegt und ihn auf das Format eines Kieselsteins schrumpfen lassen. Dann hat er das Ganze genommen und am Flussufer versteckt!«
    »So ein Spinner«, meinte Fugit kopfschüttelnd.
    »Warum hat er das getan?«, erkundigte sich Avi.
    »Mich würde eher interessieren, wie Kellen den Verlust seiner Burg verkraftet hat«, schaltete sich Roosevelt ein.
    Foster begann zu kichern. »Blink hat Kellen erklärt, niemand könne in eine unsichtbare Burg eindringen. Außerdem seien die Gefangenen darin nun zu klein, um zu fliehen. Kellen ist außer sich geraten und hat Blink befohlen, den Originalzustand wiederherzustellen.«
    »Und was passierte dann?«, wollte Fugit wissen. Sein Gesicht war zwar noch immer unbewegt, doch in seinen Augenwinkeln entstanden Lachfältchen.
    »Also ging Blink wieder zum Flussufer«, sprach Foster weiter, musste aber wegen eines Lachanfalls innehalten. »Und weißt du was?«
    Inzwischen lächelte Fugit sogar. »Was?«
    »Er konnte sie nicht finden!«
    »Er hat Kellens Burg verschlampt?«, fragte Fugit. »Mein dämlicher Bruder hat tatsächlich Kellens Burg verschlampt?«
    Foster nickte nur.
    Fugit fing an zu kichern. »So ein Trottel. Und was hat Kellen mit ihm gemacht?«
    »Er hat Blink gezwungen, auf Händen und Knien das ganze Flussufer

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