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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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wie Avi groß. Der Hüne griff nach einem überdimensionalen Hackebeil und begann, das Fleisch zu bearbeiten. Jedes abgeschnittene Stück hätte eine Familie einen Monat lang ernährt.
    »Hier entlang«, flüsterte Hannah.
    Er folgte ihr einen schmalen Gang hinunter in ein kleines Vorzimmer, wo Röhren an den Wänden den Dampf aus der Küche in unter Druck stehende Flaschen leiteten. Weitere Röhren fügten einen Farbstoff hinzu, der den eingefangenen Dampf grellgelb färbte.
    In die Wände des Vorzimmers waren einige winzige Nischen eingelassen. In jeder davon stand ein Stühlchen. Und auf jedem dieser Stühlchen, mit dünnen Lederriemen gefesselt, saß eine Elfe. Aus Hähnen tropfte der gelbe Dampf auf ihre Köpfe.
    »Schlafen sie?«, fragte Hannah. Als sie mit den Fingern vor ihren Gesichtern herumschnippte, rührte sich keine der Elfen.
    »Schau«, sagte Avi. »Noch ein Zimmer.«
    Hier waren weitere Elfen, diesmal nicht an Stühle, sondern, bäuchlings und mit kleinen Masken auf den Gesichtern, auf Bänke gebunden. Jede Maske hatte die Größe von Avis aneinandergelegten Händen. Schläuche führten von den Masken zu weiteren Flaschen mit gelbem Gas. Die Flügel der Elfen waren ausgestreckt und in kompliziert aussehende Messingklammern eingespannt.
    Die Elfen im nächsten Zimmer schließlich waren wach. Es waren etwa fünfzig von ihnen, alle in einem Stahlkäfig gefangen.
    Brucie war auch dabei.
    Der Raum war zwar dämmrig, aber nicht verqualmt.
    »Brucie!«, rief Avi. »Alles wird gut. Wir sind hier, um dich zu befreien.«
    Aber Brucie rührte sich nicht. Wie ihre Mitgefangenen saß sie, die Arme um die Knie geschlungen, da und ließ den Kopf hängen. Als sie Avis Stimme hörte, blickte sie zwar auf, aber ohne zu lächeln.
    Avi rüttelte am Vorhängeschloss. »Hast du noch deine Samen?«, fragte er.
    Traurig und langsam schüttelte Brucie den Kopf.
    »Wir müssen doch etwas tun können«, meinte Avi zu Hannah.
    Hannah hatte die Hand vor den Mund geschlagen und zitterte am ganzen Leib.
    Avi betrachtete die Elfen im Käfig und stellte fest, dass sie alle einen bedrückten und gebrochenen Eindruck machten.
    Gebrochen?
    »Brucie«, murmelte er. »Deine Flügel.«
    Brucie stand auf, drehte sich um und zeigte ihnen ihren Rücken.
    Ihre Flügel waren fort. Es waren nur zwei schartige, blau mit getrocknetem Elfenblut verkrustete Narben übrig geblieben. Die Wunden waren mit dicken Heftklammern verschlossen. Als Avi genauer hinschaute, bemerkte er, dass die Heftklammern in Wirklichkeit die Köpfe winziger Insekten waren, am Hals abgetrennt und die Kiefer fest in die Wundränder gebohrt.
    Er musterte die übrigen Elfen und erkannte, dass auch ihnen die Flügel fehlten.
    Im nächsten Moment erklang hinter ihnen ein ohrenbetäubendes Gebrüll. Der hünenhafte Koch drängte sich durch den Flur auf sie zu, stürzte in den Raum und holte mit aller Kraft mit dem Hackebeil aus.
    Avi stieß Hannah zur Seite und wich in die andere Richtung aus, so dass das Hackebeil zwischen ihnen durch die Luft sauste … und das Vorhängeschloss traf. Blut spritzte von der Klinge. Das Vorhängeschloss zersprang, und die Käfigtür öffnete sich langsam.
    Rasend vor Wut wollte der Koch noch einmal zuschlagen, aber das Hackebeil steckte jetzt im Boden fest. Während der Hüne kräftig daran zerrte, duckte Avi sich unter seinen Beinen hindurch und griff nach Brucie. Sie sträubte sich weder, noch unterstützte sie ihn, sondern hing nur schlaff in seinen Händen, als er sie aus dem Käfig zog.
    »Raus hier!«, rief er den anderen Elfen zu. »Ihr alle.«
    Doch die flügellosen Elfen wandten nur den stumpfen Blick von ihm ab.
    »Verschwindet«, drängte Avi. »Das ist eure letzte Chance!«
    Mit einem scheußlichen Quietschen wurde das Beil aus dem Boden gerissen. Taumelnd richtete der Koch sich auf und hielt mit seinem einen Auge Ausschau nach seiner Beute.
    »Avi!«, schrie Hannah. »Zeit zum Abhauen!«
    »Aber wir müssen sie retten!«
    »Du kannst nicht jeden retten.«
    Brucie an die Brust gedrückt, rannte Avi zwischen den fuchtelnden Armen des Hünen hindurch und ließ sich von Hannah in die Küche führen. Dampf schlug ihnen entgegen, und die heißen Flammen versuchten, sie zurückzudrängen. Der Mundgeruch des Kochs, der sie verfolgte, sorgte dafür, dass sich Avi fast der Magen umdrehte.
    Sie stürmten durch den mit Wasserspeiern verzierten Torbogen hinaus, wo die Luft wieder klar war. Da sie schnell rannten, hatten sie den Koch bald

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