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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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in Greenwich und Hannahs Entführung durch die Kundschafter verfinsterte sich ihre Miene. Sie nickte beifällig zu Brucies Streichen und hüstelte, als er Roosevelt erwähnte. Besonders aufmerksam lauschte sie seiner Schilderung des Globe Theatre und schien sich vor allem für den geheimnisvollen Kundschafter zu interessieren, der Avi über die Brücke geholfen hatte.
    »Hast du sein Gesicht gesehen?«, erkundigte sie sich so betont beiläufig, dass Avi sie sofort durchschaute.
    »Ich denke schon«, entgegnete er.
    »Beschreib ihn mir.«
    »Ich weiß nicht so recht«, meinte Avi. »Er war noch dabei, sich zu verwandeln. Ein Kobold, glaube ich.«
    Arethusa machte ein enttäuschtes Gesicht.
    »Aber er hatte ein Medaillon«, fuhr Avi fort. »Es war mit einer Perle verziert, die einem Auge ähnelte. Jetzt ist er zwischen den Welten verloren.«
    Arethusa griff sich unwillkürlich an die Kehle. »Déopnes«, murmelte sie. »Das ist … entsetzlich.«
    »Wer war er?«, fragte Avi.
    »Jemand, der ein besseres Schicksal verdient hat«, antwortete sie traurig. Ihr Blick wurde stumpf, und ihre Haut schien kurz den Schimmer zu verlieren. Avi hatte den Eindruck, ihr zu nah getreten zu sein, und wandte sich ab.
    »Erzähl mir von Levi«, forderte Arethusa ihn auf.
    »Stimmt es wirklich, dass er dein Sohn ist?«
    Arethusa nickte und legte ihre warme Handfläche auf Avis Hand. »Du musst verstehen, dass Kellen nicht immer so war. Er war ein guter Mann. Das Déopnes hat ihn verändert.« Sie hielt inne. » Ich habe ihn verändert.«
    »Kellen war im Déopnes? «, wunderte sich Avi. »Ich habe immer geglaubt, von dort gibt es kein Entrinnen.«
    »Ich auch«, antwortete seine Mutter bedrückt.
    »Levi hat viel dahergeredet«, sprach Avi weiter. »Er hat eine Prophezeiung erwähnt, die etwas mit dem Orakel zu tun hat. Auch Durin hat dieses Wort benutzt.« Tränen stiegen ihm in die Augen, und er senkte den Blick. »Es gibt so vieles, an das ich mich nicht erinnere, und so vieles, was ich vergessen will.«
    »Was könntest du vergessen wollen, mein lieber Avi?«
    »Dass du mich weggeschickt hast.«
    Arethusa senkte den Blick. »Ich habe es vom ersten Moment an bereut. Doch mir blieb nichts anderes übrig. Wir beide hatten keine Wahl. Es war der einzige Weg, dich vor Kellen zu schützen. Wir waren uns einig, Avi. Weißt du nicht mehr?«
    »Nein, genau das ist ja das Problem.«
    »Aber es stimmt. Und was hat Levi sonst noch gesagt?«
    »Dass wir Brüder sind. Nun, Halbbrüder. Und das bringt mich zu einer anderen Frage. Mich interessiert … das heißt, ich habe überlegt …«
    »Was, Avi?«
    »Wer mein Vater ist.«
    Sie strich ihm das Haar aus der Stirn. »Nicht jetzt, mein Sohn«, meinte sie. »Spar dir diese Frage für einen anderen Tag auf.«
    Ihr Tonfall verriet, dass sie keinen Widerspruch gewöhnt war, aber schließlich war Avi keiner ihrer Untertanen.
    »Warum verschweigst du es mir?«, beharrte er, mühsam beherrscht.
    »Weil es mich noch zu sehr schmerzt, daran zu denken«, wollte sie ihn beschwichtigen. »Es ist, als ob es erst gestern geschehen wäre. Kannst du das verstehen?«
    Das verstehe ich sogar sehr gut, dachte Avi, und seine Wut verrauchte.
    »Bitte erzähl weiter, mein Sohn.«
    Als Avi am Ende seines Berichts angelangt war, fühlte er sich erschöpft und sank dankbar in Arethusas ausgebreitete Arme. Sie roch sauber und süß, und es war so schön, sich an sie zu schmiegen. Während ihre langen Arme ihn umfingen, erkannte er, dass er hierher gehörte.
    Wie sie so Arm in Arm dasaßen, spürte er, dass sie wärmer wurde. Er betrachtete ihr Gesicht und stellte fest, dass sich ihre Lippen gerötet und ihre schwarzen Pupillen geweitet hatten. Ihr Körper zitterte leicht, und sie schien von Energie durchströmt.
    Bald jedoch schlief ihm der Arm ein, und er versuchte, eine bequemere Körperhaltung zu finden. Sie machte diese Bewegung nicht mit und passte ihre Sitzposition nicht der seinen an. Sie saß einfach nur da wie eine lebende Statue, warm und weich zwar, doch letztlich unnachgiebig.
    Also richtete Avi sich auf. Arethusa breitete die Arme aus und ließ ihn los. Sie musterte ihn mit einem Ausdruck, der genauso gut Bedauern wie Erleichterung sein konnte. Ihre Pupillen verengten sich, und ihr Gesicht nahm wieder seine gewöhnliche Färbung an.
    Es läutete an der Tür. Tyrian trat ein. Er hatte ein Tablett bei sich, auf dem sich Pergamentrollen türmten.
    »Ich fürchte, du musst jetzt gehen, Avi«, sagte Arethusa. »Es

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