Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
Vom Netzwerk:
Lass uns einen Spaziergang machen«, schlug Avi vor.

    Ein Pfad schlängelte sich durch einen gepflegten Gemüsegarten nach Norden bis zu einer großen Wiese. Sie schlenderten dicht nebeneinanderher, und Avi griff ganz automatisch nach Hannahs Hand. Sie zog sie nicht weg, und als sie die Finger um seine schloss, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Die Wiese war auf allen Seiten von großen, mit Dornen bewehrten Bäumen umgeben, zwischen denen schattenhafte Gestalten umherhuschten.
    »Wer sind sie?«, fragte Hannah.
    »Aufpasser«, erwiderte Avi. »Meine Mutter züchtet exotische Tiere. Die hübschen hält sie als Haustiere, die wilden setzt sie zur Arbeit ein.«
    »Erinnerst du dich daran?«
    »Nein, Tyrian hat es mir erzählt.«
    »Wer ist Tyrian?«
    »So eine Art Diener und eine ziemliche Nervensäge.«
    »Und das sind die wilden Tiere?«
    »Vermutlich.«
    Als sie auf eine Lücke zwischen den Bäumen zusteuerten, wurden sie von zweien der Geschöpfe verfolgt. Das eine kroch dahin wie ein Alligator. Sein geschuppter Reptilienkörper passte nicht zum Kopf, der dem eines kleinen Hahns ähnelte.
    »Das ist, glaube ich, ein sogenannter Gatorhahn«, erklärte Avi. »Sie hat eine Miniaturausgabe davon in einem Käfig in ihrem Zimmer.«
    Die zweite Gestalt tarnte sich hinter den Dornen und huschte so rasch vorwärts, dass Avi sie nur verschwommen wahrnahm und keine Ahnung hatte, worum es sich handelte. Eine große Katze vielleicht.
    »Sie dürfen sich frei bewegen, werden aber in einer Menagerie gezüchtet. Das ist so etwas wie der Londoner Zoo. Kein Wunder, dass der mir so bekannt vorkam.«
    »Als du auf dem Motorrad daran vorbeigefahren bist?«, fragte Hannah mit einem spitzbübischen Grinsen.
    »Ja.«
    »Bevor du das gestohlene Polizeimotorrad zurückgelassen hast?«
    »Äh, ja.«
    »So etwas hätte ich dir gar nicht zugetraut!«
    Der Pfad führte unter den Bäumen hindurch und einen verschneiten Hügel hinauf.
    »Wir wollen nachschauen, was da oben ist«, meinte Hannah.
    »Meine Mutter hat gesagt, wir sollen auf dem Gelände bleiben.«
    »Siehst du hier irgendwo ein Schild mit der Aufschrift Ausgang? «
    »Nein.«
    »Also sind wir noch auf dem Gelände. Komm.«
    Als sie losrannte, heftete Avi sich an ihre Fersen. Auf halbem Weg holte er sie ein und schlang ihr die Arme um die Taille. Kichernd purzelten die beiden in eine Schneewehe. Hannah nahm eine Handvoll Schnee und stopfte sie Avi in den Kragen.
    »Jetzt nützen dir deine tollen Feenklamotten auch nichts mehr«, stellte sie fest.
    Avi rächte sich, indem er die Kapuze ihres Sweatshirts mit Schnee füllte und sie ihr dann aufsetzte. Vor Kälte schnappte sie nach Luft und gab ihm einem Schubs, dass er wieder in einer Schneewehe landete.
    »Waffenstillstand!«, keuchte er lachend.
    »Gibst du dich geschlagen?«, fragte sie und drohte ihm mit einem Schneeball.
    »Du hast gewonnen!«, antwortete er.
    Hannah ließ ihr Wurfgeschoss fallen und half ihm auf.
    Nachdem sie einander abgeklopft hatten, gingen sie Arm in Arm weiter. Je höher sie kamen, desto wilder wurde die Landschaft.
    »Ich fasse es nicht, dass das London sein soll«, sagte Hannah. »Ich kann zwar da drüben rechts und links Häuser sehen, aber die Wildnis scheint gar kein Ende zu nehmen.«
    »So muss es in eurer Vergangenheit gewesen sein«, erwiderte Avi. »Bevor die Stadt so groß wurde.«
    Am Gipfel angekommen, blieben sie stehen und blickten zurück. Das London des Feenreichs mit seinen bescheidenen Kirchtürmen und den Gasthöfen im Fachwerkbau erstreckte sich vor ihnen. Hannah wies auf die Orientierungspunkte hin, die sie kannte, und stellte einige Vermutungen an.
    »Das da ist der Zoo, oder die Menagerie, wenn dir das besser gefällt. Westminster ist leicht zu erkennen. Wir sind ein ganz schönes Stück gelaufen. Und, oh, das muss die alte London Bridge sein, die abgebrannt ist. Und wo ist Saint Paul’s?«
    »Die Kathedrale mit der Kuppel? Die müsste etwa dort sein.« Er zeigte mit dem Finger. »Aber da steht nur eine andere große Kirche.«
    »Vielleicht haben sie die Kuppel erst später draufgesetzt.«
    Hannah war vorgetreten, um die Landschaft zu bewundern. Nun lehnte sie sich an Avi, der ohne nachzudenken die Arme um sie legte. Sie fühlte sich warm an.
    »Oh!« Hannah schnappte nach Luft und erschauderte. Avi ließ nicht los.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Wir stehen genau auf Primrose Hill. Das hier ist mein Zuhause, Avi.«
    Die Sonne, die sie den ganzen Weg vom Palast

Weitere Kostenlose Bücher