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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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abgehängt. Als sie schlitternd um eine Ecke bogen, fanden sie sich in einer großen Vorhalle mit hoher Decke wieder. An jeder Wand standen in Habtachtstellung schwarz gefiederte Wachleute.
    Die Garde des Weißen Turms.
    Avi bremste abrupt und wollte schon umkehren, doch der Koch war ihnen noch immer auf den Fersen. Inzwischen hatte er an Tempo zugelegt und raste wie ein Koloss auf sie zu.
    Die rückwärtige Wand der Vorhalle brannte. Nur dass es sich nicht um eine Wand, sondern um eine riesige Tür handelte, die vom Boden bis zur Decke reichte.
    Das ist keine Tür, sondern die Zugbrücke.
    Plötzlich herrschte überall Bewegung. Die Holzbohlen der Zugbrücke fielen auseinander, so dass leuchtend orangefarbene Flammen hindurchzüngelten. Das Feuer ist von den brennenden Pfeilen entfacht worden, dachte Avi. Wenige Sekunden später wurde die Rückseite der Zugbrücke von einem gewaltigen Objekt getroffen. Sonnenlicht fiel durch die Lücke, und die Flammen erloschen. Ein riesenhafter Schädel mit Stoßzähnen zwängte sich durch die Trümmer. Es war der Kopf des Ungetüms, das Avi zuvor in der Nachhut von Arethusas Armee bemerkt hatte.
    Er begriff nicht, warum die Elitesoldaten sich nicht rührten. Dann rammte das Ungeheuer seine Stoßzähne in den nächstbesten … und die leere Uniform sackte einfach in sich zusammen.
    »Sie sind nicht echt, sondern stehen nur zur Abschreckung da!«, rief Avi und eilte auf das Ungeheuer zu.
    »Was machst du da?«, kreischte Hannah und stolperte hinter ihm her.
    »Schon gut«, beruhigte er sie. »Es ist auf unserer Seite.«
    Hoffentlich!
    Das Ungeheuer schüttelte den Kopf, so dass sich das Stück einer Holzbohle von seinem Stoßzahn löste und durch die Luft auf sie zusauste. Sie duckten sich, als es über sie hinwegflog. Es folgten ein schmatzendes Geräusch und ein lautes Gurgeln. Hannah schob Avi gerade noch rechtzeitig beiseite, damit er nicht von dem hünenhaften Koch zermalmt wurde, der leblos zu Boden fiel. Das Holzstück ragte wie ein Speer aus seinem Hals.
    Unterdessen zog das Ungeheuer den Kopf wieder aus der zerschmetterten Zugbrücke. Avi erkannte derbe Borsten, jede so dick wie ein Besenstiel, schwarze Knopfaugen und einen mit dunklem, grobem Fell bewachsenen Rücken. Er brauchte einen Moment, um die Eindrücke zu einem schrecklichen Ganzen zusammenzufügen: Vor ihm stand das gewaltigste Wildschwein, das ihm je untergekommen war.
    Dann war das Tier fort und die Vorhalle bis auf die Trümmer der Zugbrücke, die zerstörten Uniformen und den toten Koch leer. Hand in Hand hasteten Avi und Hannah durch den Schutt, wobei sie zersplitterten Bohlen und zerrissenen Ketten ausweichen mussten. Auf der Schwelle blieb Avi stehen und holte tief Luft, um in den Burggraben zu springen. Doch da bemerkte er die Einhörner am anderen Ufer, die ihre Hörner noch immer ins Wasser tauchten. Inzwischen war der Graben völlig zugefroren.
    Das Eis ist dick genug, um das Wildschwein zu tragen, dachte er, als sie über die gefrorene Wasserfläche glitten. Das Vieh schlägt einen Rammbock noch um Längen.
    Das Wildschwein war bereits wieder hinter den smaragdgrünen Fahnen der Armee verschwunden. Hochgewachsene Feensoldaten stürmten voran, um durch die Bresche anzugreifen. Bei Avis und Hannahs Anblick blieben sie stehen.
    Rauch und Staub wehten ihnen aus der Burg nach, und Sonnenstrahlen verfolgten jeden ihrer Schritte. Avi würde nie verstehen, warum sie nicht ausgerutscht waren. Als sie das Eis hinter sich hatten und das mit Gras bewachsene Ufer hinaufliefen, hoben die Soldaten einer nach dem anderen ihre Fahnen, bis diese ein Begrüßungsspalier bildeten. Es war kalt, und der Jubel der Soldaten hallte wie Donner durch die Luft.
    Avi wurden die Knie weich. Sein Erinnerungsbuch im Hosenbund, Brucie schlaff in seinem Griff und Hannahs heiße Hand in seiner, sank er in die wartenden Arme der Soldaten, die seine Mutter geschickt hatte, um ihn zu befreien.

Kapitel 26
    E r ist dein Bruder«, sagt Professor Khan. Sein Gesicht entschwebt wie ein Ballon ohne Halteschnur.
    »Du bist nicht verrückt«, meint Dr. Janssen, die plötzlich in Sicht kommt. »Es liegt nur an dieser Prophezeiung.« Sie versinkt, und Jane Easter nimmt ihren Platz ein.
    »Ich habe schlechte Nachrichten, was deine Mutter angeht«, verkündet sie. »Sie schickt dich in eine andere Welt.«
    Jane Easter zerplatzt wie eine Seifenblase. Elfenflügel streifen Avis Nase und Kinn, dass es kitzelt. Er scheucht sie weg …

    … aber es

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