Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
Lage. Die anderen sind zu viele, viel zu viele, und außerdem schleicht die Sphinx hier irgendwo herum.« Er hielt kurz inne. »Ich kann’s nicht glauben, dass ich einem Papagei Bericht erstatte.«
»Areop-Enap«, zirpte der Vogel.
Mars schaute den einäugigen Älteren an. »Hat er gerade ›Areop-Enap‹ gesagt?«
Der Sittich hüpfte von einem Fuß auf den anderen. »Areop-Enap, Areop-Enap, Areop-Enap.«
Odin nickte. »Ja, er hat ›Areop-Enap‹ gesagt.«
»Wo? Hier?«, fragte Mars.
Der Vogel erhob sich in die Luft und kreiste über den beiden Älteren. »Hier, hier, hier.«
»Das bedeutet Ja«, meinte Odin. »Was für eine Verbündete, wenn sie mit uns kämpfen würde!« Er schlug Mars auf die Schulter. »Bring die Urspinne her. So schwer kann sie nicht zu finden sein. Ich kümmere mich derweil um Hels Verletzungen.« Er packte den Hus Krommyon an einem der gewaltigen Hauer und schleifte ihn von den Stufen.
»Was hast du damit vor?«
»Hel ist keine Vegetarierin.« Odin grinste. »Und sie liebt Schweinefleisch.«
»Roh?«
»Ganz besonders roh.«
Der Blaukopfsittich flog über den Abendhimmel. Mit müdem Flügelschlag hielt er auf den Embarcadero zu und landete schließlich auf dem Kopf des Alchemysten. Mit geschlossenem Schnabel klopfte er Nicholas Flamel auf den kurz geschorenen Schädel.
Ein Schauer überlief den Alchemysten. Er holte tief Luft und Prometheus stützte ihn, als er sich reckte und die eingeschlafenen Finger ausschüttelte. Dann hob er die rechte Hand und der Sittich hüpfte darauf. »Danke«, sagte er leise. Pfefferminzgrüner Nebel stieg von dem rotgrünen Gefieder auf. Der Vogel schüttelte sich, schwang sich in die Luft und rief dabei: »Areop-Enap, Areop-Enap, Areop-Enap.« Flamels Blick folgte ihm über den Abendhimmel.
»In ein paar Tagen kreischen sämtliche Papageien entlang der Uferstraße diesen Namen«, vermutete er.
»Konntest du etwas in Erfahrung bringen?«, erkundigte sich Perenelle.
Flamel nickte. »Die Ungeheuer sind im großen Zellenblock. Ich habe Mars, Odin und Hel gesehen. Von Black Hawk keine Spur und Hel ist verletzt. Aber wir scheinen zwei neue Verbündete zu haben. Machiavelli und Billy the Kid haben sich um sie gekümmert.«
Perenelle blinzelte überrascht. »Machiavelli war noch nie ein Freund von uns.«
»Ich weiß. Aber er ist ein Opportunist. Vielleicht hat er begriffen, dass es besser ist, sich auf die Seite der Sieger zu schlagen.«
»Oder vielleicht hat er einfach nur seine Menschlichkeit wieder entdeckt«, bemerkte Niten leise. »Vielleicht hat ihn jemand daran erinnert, dass er in erster Linie Mensch ist und nur in zweiter unsterblich.«
»Das klingt ja gerade so, als würdest du aus Erfahrung sprechen«, meinte Perenelle.
»So ist es«, erwiderte er. »Es gab einmal eine Zeit, da war ich … wild.«
»Was ist passiert?«
Er lächelte. »Ich bin einer rothaarigen irischen Kriegerin begegnet.«
»Und hast dich verliebt«, neckte sie ihn.
»Das habe ich nicht gesagt.«
»War auch nicht nötig.« Sie wandte sich wieder an Flamel. »Und was ist mit Dee?«
»Das war ganz seltsam. Ich konnte ganz schwach seine Aura riechen, aber sie war alt und vermischt mit Sophies Vanilleduft und Joshs Orangenaroma. Salbei war auch dabei …«
»Virginia Dare«, warf Perenelle ein.
»Sie waren alle miteinander verwoben und dazu kam noch die Energie der vier Kraftschwerter. Aber ich glaube nicht, dass Dee noch auf der Insel ist.«
»Wo ist er dann?«, fragte Niten.
Der Alchemyst setzte zu einem Kopfschütteln an, hielt dann aber inne. »Auf dem Boden war ein Abdruck der vier Kraftschwerter«, begann er gedehnt und malte mit den Händen ein Viereck in die Luft. »Es sah aus, als seien sie so ausgelegt worden, dass sich ein Rechteck ergab.«
»Er hat ein Tor geschaffen«, vermutete Prometheus. »Ich war nie Zeuge, wie es gemacht wird, aber ich weiß, dass es möglich ist.«
»Ein Tor wohin?«, fragte Nicholas. Er schaute Perenelle an, doch sie schüttelte den Kopf.
»Zu keinem Ort auf dieser Welt, so viel steht fest«, meldete sich Prometheus. »Ich würde fast wetten, dass sie irgendwo auf Danu Talis herausgekommen sind. Dee hat die Zwillinge in der Zeit zurückgeführt.«
KAPITEL ACHT
S o fühlte sich also das Sterben an.
Dr. John Dee legte sich in das seidige Gras und zog die rote Fleecejacke eng um sich. Ihm war kalt, ganz entsetzlich kalt. Die eisige Kälte ließ seine Finger und Zehen taub werden und hatte sich auch schon in seinem Magen
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