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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wahnsinniger.
    Nab, Pencroff und Harbert eilten sogleich nach dem Saume des Waldes, doch sie kehrten allein zurück.
    »Man muß ihn gewähren lassen, sagte Cyrus Smith.
    – Der kommt niemals wieder … meinte Pencroff.
    – Er wird wiederkommen«, versicherte der Ingenieur.
    Wohl so mancher Tag verging, aber Cyrus Smith – war es eine Art Ahnung? – beharrte bei der Ansicht, daß der Unglückliche früher oder später wiederkehren werde.
    »Das war der letzte Ausbruch der Wildheit seiner Natur, sagte er, welche die Gewissensbisse nicht in Ruhe ließen, und die eine wiederholte Einsamkeit vollends ersticken wird«.
    Inzwischen wurden die verschiedensten Arbeiten rüstig fortgesetzt, ebenso auf dem Plateau der Freien Umschau, wie an der Viehhürde, neben der der Ingenieur eine vollständige Farm anzulegen gedachte. Selbstverständlich waren die durch Harbert von der Insel Tabor mitgebrachten Sämereien mit aller Sorgfalt ins Land gebracht worden. Das Plateau verwandelte sich nach und nach in einen ausgedehmen Gemüsegarten, dessen Instandhaltung die Arme der Colonisten nicht zum Feiern kommen ließ, denn da gab es immer zu arbeiten. Entsprechend der Vermehrung und Vervielfältigung der Anpflanzungen mußten die früheren Beete jetzt vergrößert werden, so daß sie bald wirkliche Felder bildeten und Wiesengründe verdrängten. An Futter war auch in anderen Theilen der Insel kein Mangel, und die Quagga’s brauchten nie zu fürchten, es zu spärlich zugetheilt zu erhalten. Uebrigens erschien es vortheilhaft, das Plateau der Freien Umschau als Gemüsegarten zu bewirthschaften, weil es durch die tiefen Wasserläufe ringsum geschützt wurde, und die Wiesen, welche keines besonderen Schutzes gegen Vierhänder oder Vierfüßler bedurften, nach Außen zu verlegen
    Am 15. November verschritt man zur dritten Ernte. Wie hatte sich die Oberfläche des Feldes ausgedehnt, seit vor achtzehn Monaten das erste Korn gesteckt wurde! Die zweite Ernte von 600,000 Körnern ergab jetzt 1000 Scheffel, d.h. mehr als 500 Millionen Körner! Die Ansiedelung war nun reich an Getreide, denn schon die Einsaat von etwa zehn Scheffeln reichte ja hin, den nöthigen Erntebetrag jedes Jahr sicher zu stellen, und Alle, Menschen und Thiere, zu ernähren.
    Die Ernte wurde also eingebracht, und man verwandte die letzte Hälfte des Monats November auf die Vorarbeiten zur Brodbereitung.
    Denn wohl besaß man jetzt das Getreide, aber noch lange nicht das Mehl, welches die Errichtung einer Mühle nöthig machte. Cyrus Smith hätte zu dieser wohl den zweiten Wasserfall, der sich in die Mercy stürzte, als Motor benutzen können – man erinnere sich, daß der erste schon zur Bewegung der Walkmühle diente – doch nach reiflicher Ueberlegung entschied man sich dahin, auf dem Plateau der Freien Umschau eine einfache Windmühle herzustellen. Die Construction der einen war nicht mit größeren Schwierigkeiten verknüpft, als die der anderen, und man war ja sicher, daß der Wind auf diesem den Seewinden ausgesetzten Plateau niemals fehlen werde.
    »Ohne zu veranschlagen, sagte Pencroff, daß eine Windmühle weit lustiger aussieht und in der Landschaft einen hübschen Effect hervorbringt.«
    Man begann also das Werk mit der Auswahl der zu den Wänden und dem Mechanismus nöthigen und geeigneten Bäume. Einige große Sandsteine, welche im Norden des Sees gefunden wurden, konnten sehr leicht zu Mühlsteinen verwendet werden, während die unerschöpfliche Ballonhülle den nöthigen Stoff für die Flügel lieferte.
    Cyrus Smith entwarf die Pläne, und als Platz für die Mühle bestimmte man eine rechts vom Hühnerhofe, nahe dem Ufer des Sees gelegene Stelle. Das ganze Gebäude sollte auf einem Zapfen ruhen, um dasselbe sammt dem Mechanismus je nach der Richtung des Windes drehen zu können.
    Diese Arbeit wurde schnell vollendet. Nab und Pencroff hatten sich zu sehr geschickten Zimmerleuten ausgebildet und brauchten sich nur nach dem von dem Ingenieur gezeichneten Aufriß zu richten.
    So erhob sich denn bald an der erwählten Stelle eine Art Schilderhaus mit zugespitztem Dache. Die vier Rahmen, welche die Flügel bilden sollten, wurden in einem gewissen Winkel haltbar in dem Wellbaum befestigt und durch eiserne Klammern gesichert. Auch die verschiedenen Theile des inneren Mechanismus, der Behälter für die Mühlsteine, den Läufer und den Ruhestein, der Trichter, eine Art oben weiteren, unten engeren Troges, durch den das Getreide auf die Steine herabfallen sollte;

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