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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ferner der oscillirende Schuh, der das Durchsinken der Körner regelte und dem sein ewiges Ticktack den Namen des »Schwätzers« eingebracht hat; endlich das Sieb, durch dessen Bewegung die Kleie von dem Mehle gesondert wird, alles Das wurde ohne Mühe fertig gestellt. Die Werkzeuge waren ja gut und die Arbeit nicht allzu schwierig, denn Alles in Allem sind die Bestandtheile einer Mühle sehr einfacher Natur. Das Ganze war nur eine Frage der Zeit.
    Jedermann hatte sich bei der Arbeit, die am 1. December beendet wurde, nach Kräften betheiligt.
    Wie immer zeigte sich Pencroff über sein Werk ganz entzückt, und zweifelte gar nicht daran, daß es die erwünschten Dienste leisten werde.
    »Nun einen guten Wind, sagte er, und wir werden bald unsere erste Ernte in Mehl verwandeln.
    – Einen guten Wind, ja, antwortete der Ingenieur doch keinen zu starken, Pencroff.
    – Ei was, dann wird sich unsere Mühle nur schneller drehen!
    – Eine gar zu große Geschwindigkeit ist nicht nöthig, belehrte ihn Cyrus Smith. Man weiß aus Erfahrung, daß die größte Leistungsfähigkeit einer Mühle dann erzielt wird, wenn die Anzahl der von den Flügeln in einer Minute gemachten Umdrehungen das Sechsfache von der Anzahl Fuße ist, welche der Wind in einer Secunde zurücklegt. Bei einer mäßigen Brise von etwa vierundzwanzig Fuß Geschwindigkeit per Secunde machen die Flügel etwa sechzehn Touren in der Minute, und das ist übrig genug.
    – Nun denn, rief Harbert, eben weht ein ganz passender Nordwest, der uns gleich zu Statten kommen soll!«
    Man hatte keinen Grund, die Ingangsetzung der Mühle zu verzögern, denn die Colonisten alle drängte es, das erste Stück Brod von der Insel Lincoln zu kosten. Noch im Laufe des Morgens dieses Tages wurden also zwei bis drei Scheffel Getreide gemahlen, und am anderen Tage paradirte denn zum Frühstücke ein prächtiger Laib Brod auf dem Tische im Granithause, das freilich, trotzdem der Teig mit Bierhefen angesetzt worden war, noch etwas fest erschien. Jedermann versuchte seine Zähne daran, und man kann sich denken, mit welchem Vergnügen.
    Der Unbekannte war auch bis jetzt nicht wiedergekommen. Wiederholt hatten Gedeon Spilett und Harbert den Wald in der Umgebung des Granithauses durchstreift, ohne ihn selbst oder nur eine Spur von ihm zu treffen. Diese verlängerte Abwesenheit flößte ihnen doch allgemach etwas Angst ein. Zwar konnte der wilde Mann von der Insel Tabor in den wildreichen Gegenden des fernen Westens wegen der Nahrungsmittel nicht in Velegenheit kommen, lag aber nicht die Befürchtung nahe, daß er seine alten Gewohnheiten wieder annähme und dieses zügellose Umherschweifen seine thierischen Instincte wieder anfachte? Nur Cyrus Smith beharrte in einer Art Vorgefühl bei dem Glauben, daß der Flüchtling einst wiederkehren werde.
    »Ja, ja, er bleibt ganz gewiß nicht aus, wiederholte er mit einem Vertrauen, das seine Genossen nicht theilen konnten. So lange der Unglückliche noch auf der Insel Tabor lebte, wußte er sich allein! Hier weiß er, daß Andere seiner warten! Da der arme bußfertige Sünder schon die Hälfte seines Lebens erzählt hat, wird er wiederkommen, um das Weitere mitzutheilen, und von dem Tage an wird er unser sein!«
    Die nächste Zukunft sollte Cyrus Smith Recht geben.
    Am 3. December hatte Harbert das Plateau der Freien Umschau verlassen, um am südlichen Ufer des Sees zu fischen. Er war ganz unbewaffnet, und bisher hatte man auch keine Veranlassung zu besonderen Vorsichtsmaßregeln gehabt, da sich gefährlichere Thiere in diesem Theile der Insel niemals zeigten.
    Zu gleicher Zeit arbeiteten Pencroff und Nab im Hühnerhofe, während Cyrus Smith und der Reporter in den Kaminen mit der Zubereitung von Soda beschäftigt waren, da der Vorrath an Seife zu Ende ging.
    Plötzlich erscholl ein ängstlicher Hilferuf.
    »Zu Hilfe! Zu Hilfe! Hierher!«
    Cyrus Smith und der Reporter hatten es der großen Entfernung wegen nicht hören können; Pencroff und Nab aber verließen eiligst den Hühnerhof und eilten nach dem See zu.
    Noch vor ihnen aber übersprang der Unbekannte, dessen Anwesenheit in der Nähe Niemand vermuthet hatte, den Glycerin-Fluß, der das Plateau vom Walde trennte.
    Dort stand Harbert einem fürchterlichen Jaguar, ähnlich dem im Schlangenvorgebirge erlegten, gegenüber. Vor Schrecken starr, drückte er sich gegen einen Baum, während das Thier zusammenkroch, um sich auf ihn zu stürzen …. Da warf sich der Unbekannte, mit keiner anderen Waffe

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