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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vielleicht benutzt er jetzt nur die Segel, wandte Pencroff ein. Der Wind ist der Richtung, welcher er zu folgen scheint, günstig, auch dürfte es ihm geboten erscheinen, bei dieser ungeheuren Entfernung von jedem Festlande seine Kohlen sorgsam zu sparen.
    – Sie könnten möglicher Weise Recht haben, Pencroff, antwortete Ayrton; vielleicht hat man auf dem Schiffe die Kesselfeuer gelöscht. Lassen wir es sich der Küste etwas weiter nähern, so werden wir wissen, woran wir sind.«
    Nach diesen Worten setzte sich Ayrton schweigend in einer Ecke des Saales nieder. Die Ansiedler tauschten ihre Meinungen über das unbekannte Schiff auch noch ferner aus, doch Ayrton nahm an dem Gespräche nicht mehr Theil.
    Alle befanden sich jetzt in einer Gemüthsverfassung, die ihnen jede andere Beschäftigung einfach zur Unmöglichkeit machte. Gedeon Spilett und Pencroff schienen vorzüglich erregt, gingen ab und zu und fanden an keiner Stelle Ruhe. Bei Harbert überwog das Gefühl der neugierigen Erwartung. Nab allein bewahrte seine gewohnte Ruhe. War seine Heimat nicht da, wo sich sein Herr befand? Der Ingenieur selbst blieb in Gedanken vertieft, und fürchtete die Ankunft jenes Schiffes mehr, als er sie herbei wünschte.
    Inzwischen hatte sich Letzteres der Insel ein wenig genähert. Mit bewaffnetem Auge erkannte man nun bestimmt, daß es ein größeres Seeschiff und nicht eine jener malayischen Praos war, deren sich die Seeräuber des Stillen Oceanes im Allgemeinen bedienen. Noch konnte man also hoffen, daß die Befürchtung des Ingenieurs sich nicht erfüllen und die Anwesenheit dieses Fahrzeugs im Gewässer der Insel Lincoln dieser keine Gefahr bringen werde. Pencroff bemerkte nach genauer Beobachtung, daß jenes Briggtakelage führe und unter Steuerbordhalfen, den unteren, den Mars-und den Bramsegeln in schiefer Richtung auf die Küste zulaufe, was Ayrton vollkommen bestätigte.
    Bei Einhaltung dieses Curses mußte es jedoch bald hinter den Ausläufern des Krallen-Caps verschwinden, denn es segelte nach Südwest, und um es mit den Augen verfolgen zu können, hätte man sich nach den Anhöhen hinter der Washington-Bai neben dem Ballonhafen begeben müssen. Unglücklicher Weise war es schon gegen fünf Uhr Abends, und die Dämmerung mußte bald jede Beobachtung vereiteln.
    »Was sollen wir thun, wenn die Nacht kommt? fragte Gedeon Spilett; ein Feuer anzünden, um unsere Anwesenheit kund zu geben?«
    Es war das eine ernste Frage, welche indeß, trotz der bösen Ahnungen des Ingenieurs, in bejahendem Sinne entschieden wurde. Während der Nacht konnte das Schiff verschwinden, weiter segeln auf Nimmerwiederkehr, und war diese Gelegenheit vorüber, würde sich jemals ein anderes in die Nähe der unbekannten Insel verirren? Und wer konnte vorhersagen, was den Colonisten noch in der Zukunft bevorstand?
    »Ja wohl, sagte der Reporter, wir müssen jenem Schiffe, es sei nun welches es wolle, zeigen, daß die Insel bewohnt ist. Die Aussicht, die sich jetzt uns bietet, unbenutzt lassen, hieße uns künftig manche Selbstvorwürfe zuziehen!«
    Es wurde also beschlossen, durch Nab und Pencroff bei einbrechender Dunkelheit auf einem höheren Punkte neben dem Ballonhafen ein weitleuchtendes Feuer entzünden zu lassen, das die Aufmerksamkeit der Besatzung jener Brigg nothwendig erregen mußte.
    Gerade als Nab und der Seemann aber das Granithaus verlassen wollten, wechselte das Schiff die Halsen und fuhr nun direct nach der Insel in der Richtung auf die Unions-Bai zu. Sie lief gut, jene Brigg, denn sie kam jetzt sichtlich näher.
    Nab und Pencroff ließen von ihrem Vorhaben ab, und Ayrton erhielt das Fernrohr wieder, um nun endgiltig entscheiden zu können, ob das heransegelnde Fahrzeug der Duncan sei oder nicht. Auch die schottische Yacht führte das Takelwerk einer Brigg. Es handelte sich also vorzüglich darum, zu erkennen, ob sich zwischen den beiden Masten des Schiffes, das jetzt nur noch zehn Meilen entfernt war, wohl ein Rauchfang erhöbe.
     

    » … Für den Duncan kann ich es nicht halten.« (S. 493.)
     
    Der sehr reine Horizont erleichterte diese Beobachtung, und bald ließ Ayrton das Rohr wieder sinken mit den Worten:
    »Der Duncan ist es nicht! – Er konnte es nicht sein! …
    Pencroff brachte das Schiff noch einmal in das Gesichtsfeld des Fernglases, und erkannte, daß diese Brigg von drei-bis vierhundert Tonnen bei ihrer wunderbaren Schlankheit, ihren kühn aufstrebenden Masten und günstigen Schwimmlinien ein guter Schnellsegler

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