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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die Hände entgegen, welche diese mit freudiger Zustimmung drückten.
    Ayrton allein war in seiner Ecke geblieben und schloß sich dieser Kundgebung nicht an. Vielleicht fühlte er, der frühere Verbrecher, sich noch immer nicht würdig dazu.
    Cyrus Smith sah ein, was in Ayrton’s Seele vorgehen mochte, und wendete sich jetzt direct an Jenen.
    »Nun, und Sie, Ayrton, fragte er, was gedenken Sie zu thun?
    – Meine Pflicht!« antwortete Ayrton.
    Dann erhob er sich, ging wieder nach dem Fenster, und seine Blicke suchten die grüne Schutzwand zu durchdringen.
    Es war jetzt sieben ein halb Uhr und die Sonne seit etwa zwanzig Minuten hinter dem Granithause untergegangen, so daß der östliche Horizont sich schon langsam in Dunkel hüllte. Dennoch segelte die Brigg unaufgehalten gegen die Unions-Bai weiter heran. Jetzt befand sie sich in einer Entfernung von ungefähr acht Meilen dem Plateau der Freien Umschau gerade gegenüber, denn nachdem sie in der Höhe des Krallen-Caps beigedreht hatte, lief sie mit Unterstützung der steigenden Fluth sehr schnell nach Norden zu. Bei dieser Entfernung konnte man sogar sagen, daß sie schon in die ausgedehnte Bai eingelaufen sei, denn eine vom Krallen-nach dem Kiefern-Cap gelegte gerade Linie wäre östlich auf Steuerbordseite derselben vorüber gegangen.
    Würde die Brigg noch tiefer in die Bai einfahren? Das war die erste Frage. Würde sie darin Anker werfen? Das war die zweite. Würde sie sich damit begnügen, das Ufer näher zu beobachten und keine Mannschaften an’s Land setzen? Das mußte man vor Ablauf einer Stunde erfahren. Die Colonisten mußten die weitere Entwickelung eben abwarten.
    Nicht ohne ernstere Aengstlichkeit hatte Cyrus Smith die schwarze Flagge an dem verdächtigen Fahrzeuge aufgezogen gesehen. War das nicht eine ausgesprochene Bedrohung des Werkes, das er mit seinen Genossen bis jetzt so erfreulich gefördert hatte? Sollten die Seeräuber – denn für etwas Anderes konnte man die Besatzung jener Brigg nicht halten – diese Insel schon früher besucht haben, da sie bei Annäherung an das Land ihre Farbe zeigten? Waren sie hier schon vordem einmal angelaufen, was gewisse bis jetzt unerforscht gebliebene Eigenthümlichkeiten erklärt hätte? Lebte in den bis jetzt noch nicht untersuchten Theilen vielleicht ein Genosse derselben, der mit ihnen in Verbindung stand?
    All’ diese Fragen, welche Cyrus Smith sich aufdrängten, konnte er vorläufig nicht beantworten, doch er fühlte mit Bestimmtheit, daß die Lage der Colonie durch das Erscheinen der Brigg sehr ernstlich gefährdet sei.
    Auf jeden Fall waren er und seine Genossen zum äußersten Widerstande entschlossen. Uebertrafen die Piraten wohl an Anzahl die Colonisten und hatten sie bessere Waffen als diese? – Das hätte man gerne gewußt, doch wie sollte man dazu gelangen?
    Es wurde inzwischen völlig Nacht. Die schmale Mondsichel war im letzten Dämmerlichte schon verschwunden. Tiefe Finsterniß umfing das Meer und die Insel. Schwere, rings um den Horizont gelagerte Wolken ließen keinen Lichtschimmer durchdringen. Auch der Wind hatte sich schon mit Eintritt der Dämmerung gelegt. Kein Blättchen regte sich an den Bäumen, keine Welle murmelte am Strande. Von dem Schiffe sah man nichts; alle Lichter desselben waren gelöscht oder verdeckt, und wenn es überhaupt noch in Sicht der Insel schwamm, so konnte man seine jetzige Stelle doch unmöglich bezeichnen.
    »Ha, wer weiß, äußerte sich der Seemann, vielleicht ist das verdammte Schiff davon gesegelt und wir sehen mit Tagesanbruch keine Spur mehr von ihm wieder?«
    Da blitzte, wie als Antwort auf Pencroff’s Bemerkung, ein greller Lichtschein im Dunkel auf und hallte der Donner einer Kanone durch die Luft. Das Fahrzeug war also noch in der Nähe und führte Geschütze an Bord. Sechs Secunden waren zwischen dem Blitz und dem Donner verflossen. Die Brigg befand sich also etwa eine Meile von der Insel.
    Zu gleicher Zeit hörte man das Klirren von Ketten, welche rasselnd durch die Klüsen liefen.
    Das Schiff hatte in Sicht des Granithauses Anker geworfen!
Zweites Capitel.
Unterredungen und Ahnungen. – Ein Vorschlag Ayrton’s. – Ayrton und Pencroff auf dem Grant-Eilande. – Verbrecher aus Norfolk. – Ihre Ziele. – Eine Heldenthat Ayrton’s. – Seine Rückkehr. – Sechs gegen Fünfzig.
    Ueber die Absichten der Piraten konnte ein weiterer Zweifel nicht bestehen. Dicht bei der Insel hatten sie Anker geworfen, und es lag auf der Hand, daß sie am

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