Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
des Rumpfes, der die Pulverkammer enthielt, hatte am wenigsten gelitten.
    »Alles ganz schön! sagte der starrköpfige Seemann, aber ein Felsen befindet sich doch nicht im Canale.
    – Nun, und wie ist das sonst gekommen? fragte Harbert.
    – Ich weiß es nicht, erwiderte Pencroff, Herr Cyrus auch nicht, und Niemand weiß es jetzt oder wird es später wissen!«
    Während dieser Untersuchungen verflossen einige Stunden, und schon machte sich die Fluth wieder bemerkbar. An ein Wegtreiben des Schiffskörpers durch das Meer war nicht zu denken, da dieser so fest lag, als wenn er verankert wäre.
    Man konnte also ruhig die nächste Ebbe abwarten, um das Uebrige zu holen. Das Fahrzeug selbst erwies sich freilich so weit zerstört, daß man eilen mußte, die Trümmer des Rumpfes zu bergen, da diese unter dem beweglichen Sande des Canals gewiß bald verschwunden wären.
    Es war jetzt fünf Uhr Abends, und ein angestrengtes Tageswerk vollbracht. Allen mundete das Essen vortrefflich, doch trotz ihrer Ermüdung ließ es ihnen keine Ruhe, die Kisten und Kasten aus der Ladung des Speedy zu untersuchen.
    Der größte Theil derselben enthielt fertige Kleidungsstücke, welche natürlich hoch willkommen geheißen wurden. Der Vorrath reichte für die ganze Colonie, Schuhwerk fand sich für jeden Fuß.
    »Da sind wir ja auf einmal reich! rief Pencroff, doch was fangen wir mit dem Allen an?«
    Immer und immer wieder ertönte das lustige Hurrah des Seemannes, wenn er da Fässer mit Zuckerbranntwein, Packete mit Tabak, Feuergewehre und blanke Waffen, Baumwollenballen und Ackerbaugeräthe, Zimmermanns-, Tischler-und Schmiedewerkzeuge, Säcke mit Saatkörnern jeder Art, welchen der kurze Aufenthalt im Wasser nicht geschadet hatte, zum Vorschein kommen sah. O, zwei Jahre vorher, welchen Werth hätten diese Sachen da gehabt! Doch auch jetzt, da die Colonisten sich mit eigenen Kräften geholfen hatten, so gut es anging, mußten diese Schätze ja ihre Verwendung finden.
    In den Magazinen des Granithauses fehlte es zwar nicht an Platz, wohl aber an diesem Tage an der nöthigen Zeit, um Alles einzubringen. Auch durfte man nicht vergessen, daß sechs Ueberlebende vom Speedy auf der Insel Fuß gefaßt hatten, ohne Zweifel Landstreicher erster Sorte, vor denen man sich hüten mußte. Waren auch die Brücke der Mercy und die übrigen Stege aufgezogen, so setzte das jene Sträflinge wahrscheinlich nicht in besondere Verlegenheit, und von der Verzweiflung getrieben, konnten die Schurken noch furchtbare Feinde werden.
    Was in dieser Hinsicht zu thun sei, wollte man später überlegen; zunächst erschien es nothwendig, die neben den Kaminen angehäuften Kisten und Collis zu bewachen, wobei sich die Colonisten die Nacht über der Reihe nach ablösten.
    Die Nacht verging indessen, ohne daß die Sträflinge einen Angriff zu unternehmen wagten. Meister Jup und Top, beide auf Wache am Fuße des Granithauses, hätten ihr Erscheinen gewiß schnell kund gegeben.
    Die drei folgenden Tage, der 19., 20. und 21. October, wurden zur Rettung alles dessen angewendet, was entweder von der Ladung oder der Ausrüstung der Brigg selbst nur irgend von Werth oder Nutzen zu sein schien. Während der Ebbe räumte man den Schiffsraum aus, während der Fluth schaffte man die geborgenen Gegenstände nach Hause. Man schälte auch einen großen Theil vom Kupferbeschlag des Rumpfes ab, der mehr und mehr im Sande versank. Noch bevor dieser aber die schwereren Gegenstände vollständig begrub, tauchten Ayrton und Pencroff wiederholt bis zum Grunde des Canals und fanden daselbst die Ketten und Anker der Brigg, viele Eisenbarren vom Ballast und auch die vier Kanonen, welche von leeren Tonnen getragen an das Land bugsirt werden konnten.
    Man erkennt, daß das Arsenal der Colonie keinen geringeren Zuwachs erhielt, als die Vorrathskammern und Magazine des Granithauses. Pencroff, der von jeher gern weitaussehende Projecte zu Tage förderte, sprach schon davon, eine Batterie zu errichten, die den Canal und die Flußmündung beherrschen sollte. Mit den vier Kanonen verpflichtete er sich, jede »noch so mächtige Flotte« am Einlaufen in die Gewässer der Insel Lincoln zu verhindern.
    Während dieser Arbeiten trat, als von der Brigg nur noch ein ziemlich nutzloses Gerippe übrig war, schlechtes Wetter ein, das dessen Zerstörung vollends beendigen mußte. Cyrus Smith hatte zwar vorher die Absicht gehabt, dasselbe zu sprengen und die Trümmer womöglich an der Küste zu sammeln, doch ein

Weitere Kostenlose Bücher