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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
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darauf zu sprechen, dass wir dieses Fest in kleinerer Runde feiern müssten, da uns die liebte Tante Martha im August für immer verlassen habe. Wir stießen auf ihr Wohl an. Nach meiner Ansprache stürzten sich alle auf den von meiner Frau gebackenen und herrlich verführerisch duftenden Obst- und Schokoladenkuchen. Kaum war der Kaffeetisch abgeräumt, begann ich einige Weihnachtstitel auf dem Klavier zu spielen. Meine Mutter ließ ihre Stimme ertönen, es folgte die Bescherung, die Jüngeren erbrachten den von ihnen geforderten Kulturbeitrag und meine Neffen fragten nach den Geschicklichkeits- und Kraftspielen. Ich wollte schon die Sanduhr holen und meinen Spruch aufsagen, um das Spiel des Lebens 2007 wieder zu beginnen. Amor Fati! Dann kam ein Beitrag, den ich noch nicht kannte, der mich aus dem Konzept brachte. Meine Mutter bat mich, den Fernseher anzustellen, sie wolle die Lokalnachrichten sehen. Monique und Adeline, meine Schwester, könnten doch inzwischen das Abendbrot vorbereiten. Für unsere dummen Spiele wäre doch nach dem Abendessen noch genügend Zeit. Ich hätte protestieren müssen, war aber völlig überrascht. Dieser Ablauf war neu für mich.
    Gott ist kein bloßer Zuschauer. Dieser Spruch des Alten fiel mir in diesem Augenblick ein. Ich gab meiner Tochter einen Wink, den Fernseher anzustellen. Vielleicht gab es eine Nachricht, die die Sanduhr und mein Handeln betraf. Ich hörte hoch konzentriert den Ausführungen der beiden Moderatoren zu. Es gab nichts, das in mir irgendetwas auslöste. Kein Heureka-Effekt. Berichte über die letzten Einkäufe der Berliner am Vormittag. Dann kam der letzte Beitrag, der Berliner und Berlinbesucher auf den Weihnachtsmärkten zeigte und beim Besuch der Marienkirche, dann blendete die Kamera den Dom in Großaufnahme ein und zeigte die Besucher im Innenraum, ein Rundumschwenk fing ein wenig von der Monumentalität des Hauptraumes ein, zeigte die Sandsteinfiguren von Luther und Zwingli und in Nahaufnahme das prächtige Altarfenster. Als ich Jesus am Kreuz hängen sah und vor allem die obere Spitze des Kreuzes mit der Tafel und den Initialen, wusste ich, dass ich diesen Ausschnitt schon gesehen hatte. In der gelben Stadtvilla, die Will Smith und seinen Kumpanen als Unterschlupf gedient hatte. Die Moderatorin bemerkte, dass die Berliner Kirchen an diesem Tag überfüllt wären und im Dom mehr als eintausendsechshundert Menschen am Mitternachtsgottesdienst teilnehmen würden. Mein Gehirn begann zu arbeiten, unzählige Bienen waren wieder im Einsatz. Sollte ich mit der Einstellung der Sanduhr noch warten oder sollte ich die Hinweise mit zurück ins Jahr 2007 nehmen und mit der Suche von vorn beginnen? Die Wege mochten vorgezeichnet sein, aber welchen man ging und in welchem Tempo schien immer noch Angelegenheit des handelnden Subjekts zu sein. Ich ging im Kopf alle mir einfallenden Varianten durch. Zu viele Möglichkeiten und Unbekannte. Die Kraftspiele absolvierte ich, ohne auf die Anfeuerungsrufe meiner Neffen zu achten. Ich zählte gar nicht mit. Ungläubiges Staunen.
    „Mann, Onkel! Wahnsinn. Du hast tatsächlich heute die Zweihunderter Marke geknackt. Das macht ja keinen Spaß mehr, ich habe das gesamte Jahr über trainiert und komme höchstens auf siebzig Stöße“, meinte enttäuscht mein jüngerer Neffe.
    „Trainiere weiter“, meine ich. Nach dem Abendessen wusste ich gar nicht, was ich überhaupt gegessen hatte.
    „Du bist heute aber wieder sehr zerstreut“, kritisierte meine Mutter, weil ich auf ihre Frage, eine falsche Antwort gegeben hatte. Ich war nicht zerstreut, ich war völlig verwirrt.
    Was sollte ich nur machen, gab es eine Gefahr für den Dom oder andere Bauten der Stadt? Führte Will Smith Böses im Schilde? Ich betonte, um mein wenig gastfreundliches Verhalten zu entschuldigen, dass ich seit dem frühen Morgen an starken Kopfschmerzen leiden würde und auch die Aspirintabletten keine Wirkung gezeigt hätten. Dank meiner Ausrede war die Stimmung dahin und der Abend ging früher als gewöhnlich zu Ende. Nach dem ich alle Familienmitglieder in der Diele verabschiedet hatte, ging ich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich in den großen Fernsehsessel. Monique machte sich Sorgen. Sie näherte sich von hinten und begann meine Stirn zu massieren. „Du kannst eine meiner Kopfschmerztabletten bekommen, die sind stärker als die Aspirin.“
    „Danke. Aber ich brauche frische Luft. Ich werde einen kleinen Spaziergang machen.“
    „Warte, bis ich den

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