Die geheimnisvollen Pergamente
erhob sich und ging auf Zehenspitzen zu dem Bündel im Gras, in dem seine Waffen steckten. Jeden Schritt setzte er mit äußerster Vorsicht. Aus der aschebedeckten Glut der Feuerstelle stieg ein fingerdünner Rauchfaden fast senkrecht hoch in die Baumkronen.
Sein Pferd wurde unruhig, sah zu ihm hin und prustete. Sean glaubte zu fühlen, wie sein Herzschlag aussetzte. Mit seiner Hand durchwühlte er den Leinensack, und schließlich ertastete er den Morgenstern und den Dolch. Er zog die Waffen mitsamt dem Gurt heraus, schnallte den Gürtel um und steckte nach kurzem Zögern den Morgenstern dort hinein. Er wickelte die Kette in den Schoß seines Hemdes ein und bewegte sich fast lautlos zwischen den Stämmen und Wurzeln auf den Anführer zu, der halb zusammengerollt auf Seans Mantel schlief.
Sean sah sich um. Jede seiner Bewegungen hatte er sich vor dem Einschlafen ein paar Dutzend Male durch den Kopf gehen lassen. Er legte den Morgenstern griffbereit neben sich, zog den Dolch und zielte. Dann schlug er den runden Knauf des Dolches kurz und hart gegen die Schläfe des Anführers.
Der Araber zuckte in die Höhe, stieß ein kurzes Gurgeln aus und sackte in sich zusammen. Sean sah sich um und wartete. Niemand hatte den Laut gehört. Er packte die Hände und fesselte sie so schnell und hart er konnte vor die Brust. Er tastete nach dem Gürtel des Mannes, zog ihn unter dessen Rücken hervor und band die Handgelenke an eine Wurzel.
Noch immer schliefen die vier anderen tief und fest. Sean hatte nicht mit so viel Glück gerechnet. Er steckte den Dolch zurück, packte den Griff des Morgensterns und schlich zu den Pferden. Bevor er eingeschlafen war, hatte er gesehen, dass sein Rappe als einziges Pferd nicht abgesattelt worden war. Er schleppte seine Waffen unter den Baum, knotete den Zügel des Rappen los und beruhigte das Pferd. Der schwere Morgenstern behinderte ihn bei jeder Bewegung. Sein Herz schlug ihm bis in den Hals; der Schweiß unter seinen Achseln und auf seinem Rücken war eiskalt.
Dann hängte er so leise wie möglich den Sack an das Sattelhorn und packte die Zügel dicht hinter dem Maul des Rappen. Er führte das Pferd unter dem Baum hervor auf den Weg, den er soeben noch erkennen konnte, vorbei an den Schlafenden. Zwei Schritte, vier, noch ein paar… zwei Männer wurden unruhig und bewegten sich. Sean ging schneller und zog das Pferd hinter sich her. Der Pfad schlängelte sich den Hügel hinunter und aus dem kleinen Tal wieder zur Straße hinauf. Die Hufschläge klangen dumpf auf dem festgetretenen Sand.
Ein Dutzend Schritte… weiter, nach rechts und abwärts. Dann hörte Sean undeutliche Rufe, Lärm und einen Schrei. Jetzt begann er zu rennen, so schnell es seine tauben Muskeln erlaubten, und machte sich auf einen Kampf gefasst.
Der Rappe folgte ihm willig den leichten Hang hinab und tappte weiter, als Sean den Zügel losließ und die flache Hand auf die Kruppe schlug. Er ging schnell hinter dem Tier her und sah sich über die Schulter um. Noch war niemand zu sehen, aber aus dem Wäldchen ertönte ein lautes Stimmengewirr. Wieder begann Sean seine Schritte zu zählen und hoffte, so weit wie möglich vom Lagerplatz entfernt zu sein, wenn es zum Kampf kam. Er war sicher, dass die Entführer ihre Beute verfolgen würden. Pferd und Reiter verschwanden in der Senke und tauchten einen knappen Steinwurf jenseits der Felsen wieder auf. Der Hirtenpfad wand sich zur Straße hinauf.
Jetzt erst hörte Sean hastige Schritte, das Keuchen der Männer und das Geräusch von brechenden Zweigen. Er fasste den Morgenstern fester, sicherte nach allen Seiten und sprang ungefähr in der Mitte des Pfades hinter einen überwucherten Felsen, der in der Dunkelheit wie ein Mauerrest aussah.
Sein Pferd setzte Huf vor Huf und kletterte weiter.
Sean hörte seine Verfolger, richtig sehen konnte er sie nicht. Erst als sie auf dem Pfad hintereinander näher kamen, konnte er sie unterscheiden. Sternenlicht funkelte matt von den Klingen der Krummschwerter. Sean ließ einen Räuber an sich vorbei, sprang mit geschwungenem Morgenstern aus seinem Versteck und ließ die Stachelkugel mit aller Kraft auf die rechte Schulter seines Verfolgers heruntersausen. Ein knirschender Aufschlag, dann ein gellender Schmerzensschrei, der sich mit dem zweiten Krachen und dem zweiten Schrei mischte, als die Waffe den anderen Araber auf der Brust traf und das Geräusch vom Brechen einiger Knochen zu hören war.
Ohne sich um die zusammenbrechenden,
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