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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Wort dieser Schrift kannte.
    Das ist ein Problem, das nur Uthman und Joshua lösen können, dachte er und überlegte, die Gefährten zu wecken. Aber da es ruhig blieb und selbst die Haushälterin in der Küche keinen Lärm machte, wollte er bis zum Morgen warten.
    Doch Henri hatte nicht mit dem leichten Schlaf seines alten Freundes Joshua gerechnet. Auf dem Gang waren Schritte zu hören, dann ein Hüsteln.
    »Du bist wach, Henri?«, erkundigte sich Joshua.
    »Ja, und du auch, wie ich sehe.«
    »Dann bist du wohl nach dem Krach nach unten gerannt und hast die Haustür geöffnet?«
    »Genauso war es. Komm herein.«
    Joshua trug eine brennende Kerze, deren Flamme er mit der Hand abschirmte. Er betrat Henris Zimmer, stellte die Kerze auf den Tisch und betrachtete den Stein, die Lederschnur und das Pergament.
    Henri sagte: »Das da lag vor der Haustür, zusammen mit Holzsplittern. Ein beschriebenes Stück Pergament.«
    »Lass sehen, mein Freund.«
    Joshua, der sich in einen bodenlangen Hausmantel gehüllt hatte, setzte sich und befestigte die Schnüre der Brille hinter seinen Ohren. Er senkte seinen Blick auf die Schrift. Der Gelehrte fuhr mit dem Finger die Zeilen entlang, von links nach rechts und zurück, einmal, zweimal, dann sagte er leise: »Ich kann nur wenige Worte lesen: Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen. Das ist die Sure von den Weibern, Al-Nisa. Die Weiber. Mehr kann ich nicht entziffern.«
    »Aber du kannst doch Arabisch lesen, Joshua!«, sagte Henri.
    »Das hier sieht auch so ähnlich aus wie arabische Schrift, ist aber unlesbar. Als ob ein Fremder diese Schrift nachgeahmt hätte, ohne sie zu kennen.«
    Henri zuckte mit den Schultern.
    »Warten wir, bis Uthman wach ist. Wahrscheinlich kann er uns weiterhelfen.«
    »Die Schrift will uns etwas sagen. Vielleicht, nein, wahrscheinlich hat uns dieser junge Mann mit dem schwärmerischen Blick die Nachricht auf diese Weise zukommen lassen, weil er nicht wagte, uns persönlich gegenüberzutreten.«
    »Da könntest du Recht haben«, sagte Henri, der sich zurücklehnte und zusah, wie Joshua die Brille abnahm und neben das Pergament legte. »Warten wir also auf den Morgen. Es kann sein, dass uns das Licht der Sonne hilft, das Rätsel zu entschlüsseln.«
     
    Henri fand bis zum Morgen keinen Schlaf mehr, im Gegensatz zu Joshua. Trotz der nächtlichen Störung waren aber beide schon früh auf und saßen bereits auf der Terrasse, als Uthman kam und sich zu ihnen setzte. Henri berichtete, was in der Nacht geschehen war, und zeigte ihm das Pergament.
    Uthman schlürfte aus einer Schale frischen Aufguss, las die verständlich geschriebenen Worte und hob hilflos die Hände.
    »Du hast Recht, Joshua. Die ersten Worte kann ich lesen. Was du herausgelesen hast, steht hier.«
    Auf dem Tisch standen Schalen und Krüge und ein offenes Kästchen aus Silber, in dem der Gelehrte sein Schreibzeug aufbewahrte. Uthmans Augen hefteten sich auf das Pergament, dann stellte er seine Trinkschale ab. Der Schatten seiner Hand fiel auf das Geschriebene und über die Seitenwand des Kästchens. Plötzlich grinste Uthman und winkte mit beiden Händen.
    »Stellt euch hinter mich und seht mir über die Schulter. Hier!« Er zeigte auf die undeutliche Spiegelung im Silber, das Mara sorgfältig geputzt hatte. »Was seht ihr?«
    Henri ging um den Tisch herum, kauerte sich neben Uthman nieder und starrte auf die Stelle, auf die Uthman zeigte.
    »Ich sehe, dass sich die Zeilen in der Wand des Kastens spiegeln.«
    »Mehr sehe ich auch nicht«, gab Joshua zu.
    »Holt einen Spiegel«, sagte Uthman. »Diese Schrift ist von einem Spaßvogel geschrieben worden, der uns verwirren will. Er hat dies mit Hilfe eines Spiegels geschrieben.«
    Joshua erhob sich ächzend und ging hinein. Nach einer Weile kam er mit einem Handspiegel zurück. Henri räumte Schalen und Krüge beiseite, fegte Brotkrümel von der Platte und setzte sich neben Uthman, der den Spiegel senkrecht vor das Pergament hielt. Nun war zumindest für den Sarazenen die Schrift zu lesen.
    »Da hat sich jemand Mühe gegeben, große Mühe«, sagte Uthman und las langsam vor. »Oh, ihr Menschen. Oder: Oh, Volk der Schrift. Das ist, lass mich nachdenken, der 171. Vers der Sure. Weiter:
    Sagt nicht: ›Drei!‹ Hört auf damit. Denn es ist besser für Euch. Allah ist ja ein einziger Gott. In unseren Worten: Nun ist der Gesandte zu euch gekommen, mit der Wahrheit von eurem Herrn; darum glaubt, und es wird besser um euch stehen; glaubt ihr aber nicht,

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