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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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vieler Schritte und einem seltsamen Murmeln Platz machte. Der Gestank blakender Fackeln drang durch die Türritzen, und vor den Flammen der Öllichter sahen die Wartenden dünnen Rauch, der flach unter der Tür hindurchkam.
    Uthman polterte die Stufen herunter und rief unterdrückt: »Die meisten sind weg. Nur noch ein paar stehen da, rechts, vor der Quergasse. Wir brauchen uns nicht zu verteidigen.«
    »Sie werden wiederkommen, verlasst euch darauf!«, rief Joshua klagend.
    »Das ist möglich, aber ich glaube es nicht«, versuchte Sean den Gefährten zu beruhigen. Der Tod seiner Frau und seines Sohnes, die er in jungen Jahren während eines Pogroms verloren hatte, war ein Schmerz, der noch immer schwer auf Joshuas Seele lastete. »Es wird immer ruhiger dort draußen.«
    Wieder warteten sie. Henri öffnete das kleine, eiserne Fenster in der Mitte der Tür und spähte, so gut es ging, hindurch. Er sah nur die Splitter der Schnitzereien und dahinter, mitten auf der Gasse, eine halb erloschene, rauchende Fackel, in deren rötlichen Schein mehrere steinerne Wurfgeschosse lange Schatten warfen.
    Er schloss das Fenster, drehte sich zu den Gefährten herum und zuckte mit den Schultern.
    »Es ist vorbei«, sagte er. »Draußen ist niemand mehr zu sehen.«
    »Der Anführer meiner Entführer«, erklärte Sean unvermittelt, »hat etwas mit dieser Zusammenrottung zu schaffen. Ich hab ihn deutlich erkannt. Er hat die Menge angefeuert und dirigiert.«
    »Bist du sicher?«, fragte Henri verblüfft. Sean nickte.
    »Ganz sicher. Er hat mit mir gesprochen, als sie mich niedergeschlagen und gefesselt hatten. Und vorhin stand er im vollen Sonnenlicht. Ich kann mich nicht geirrt haben.«
    »Kennst du seinen Namen?« Uthman runzelte die Stirn und schob sein Krummschwert langsam in die Scheide.
    »Nein, seinen Namen kenne ich nicht. Aber er war es.«
    »Ein weiteres Rätsel«, sagte Henri, ging zur Tür und bemühte sich, die Riegel lautlos zurückzuschieben. Daraufhin öffnete er die Tür und sah hinaus. Er nickte, schloss und verriegelte die Tür.
    Dann sagte er ruhig: »Sie sind fort. Alle.«
    »Dem Herrn sei Dank!« Joshua löste seinen Arm von Maras Schultern und kam näher. Er setzte die Brille auf, musterte die Riegel und holte tief Luft.
    »Jeder bedanke sich bei seinem Gott, dass dieser Abend ohne Kampf und Blutvergießen vorbeigegangen ist.«
    »Das werden wir tun«, versicherte Uthman. »Morgen wird sich zeigen, wie es um die Ruhe in der Stadt bestellt ist. Ich werde zum obersten Richter der Mamelucken gehen und ihn fragen, wo heute Abend die Stadtwachen waren.«
    »Ich wünsche dir – und uns – viel Erfolg dabei«, schloss Joshua.
     
    Trotz der milden Nachtluft und der Gerüche aus vielen Blüten, die sich in der Dunkelheit geöffnet hatten, lief der junge Mann in seinem Zimmer hin und her. Seine nackten Sohlen bewegten sich über dicke Teppiche. Sein Turban, halb aufgewickelt, hing von einer Stuhllehne. Schweißnass klebte sein Haar in der Stirn und am Kopf. Im Kerzenlicht irrten seine dunklen Blicke durch den Raum, hinaus durch das weit geöffnete Fenster, dann hefteten sie sich an das Schreibzeug auf dem Tisch und die Bücher auf dem Wandbrett.
    Er war jung, innerlich aufgewühlt und führte leise Selbstgespräche; in seinem Kopf tobte ein Sturm.
    »Ich habe es geschafft«, sinnierte er flüsternd. »Dreimal habe ich zugeschlagen. Dreimal habe ich den Männern etwas zum Nachdenken gegeben. Drei Religionen, drei verschiedene Auslegungen, drei Götter – oder nur ein Gott? Allah wird ihre Gedanken auf den richtigen Pfad lenken.«
    Er war eigentlich todmüde, hungrig und durstig. Aber er spürte weder Müdigkeit noch Hunger; ein Krug Wasser hatte ihm für die Hälfte der Nacht gereicht. Alles, was für sein großes, einzigartiges Vorhaben notwendig gewesen war, hatte er in die Wege geleitet. Es war gut so. Er sollte eigentlich Angst vor seinem eigenen Mut haben und vor seiner Entschlossenheit, denn was er getan hatte und noch zu tun beabsichtigte, war sehr gefährlich für ihn.
    Endlich ließ er sich auf einen Sitzwürfel fallen und wischte blinzelnd den Schweiß aus seinen Brauen.
    »Beinahe hätte mich der junge Christ eingeholt und zur Rede gestellt. Aber ich war schneller, weil ich jeden Stein in Al Quds kenne.« Er kicherte atemlos. »Auch die Steine, mit denen ich die Botschaften geworfen habe.«
    Eine der Mägde seines Vaters hatte während seiner Abwesenheit einiges an Essen heraufgebracht.
    Er wedelte Fliegen weg

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