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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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oder 50 Jahre dort wohnen, sogar dort geboren wurden, dort ihr Leben
verbracht haben.“
    „Verstehe“, nickte Paul — mit
einer Miene, als schliefe er schon.
    „Lohmann, der Luxussanierer, —
und das trifft zu auf alle Typen seines Schlages — wittern nun das große
Geschäft, den warmen Geldregen — ohne Rücksicht auf die Mitmenschen. Und dieser
Dreh geht so: Als neuer Hauseigentümer beschließt der Luxussanierer aus den
alten Wohnungen Luxuswohnungen zu machen. Alles wird modernisiert und
verschönert. Danach kostet die Miete das drei- oder vierfache von vorher. Was
der Markt hergibt, wie man sagt. Wer das nicht bezahlen kann, fliegt raus. Aber
diese Methode ist sozusagen nur der kleine Gewinn. Der richtig große Gewinn
stellt sich ein, wenn aus den Mietwohnungen Eigentumswohnungen werden. Das
heißt: Nach dem Aufmotzen — der Luxussanierung — werden die Wohnungen
schweineteuer verkauft. Natürlich an ganz andere Leute — an solche, die geil
sind auf eine In-Wohnung in einer In-Gegend in einem Luxushaus.“
    „Verstehe.“ Paul wiederholte
sich. Und fügte hinzu: „Aber das Problem sind die alten Mieter.“
    „Ein Problem“, nickte Glockner,
„das fast immer zur Tragödie wird. Denn diese eingesessenen Leute können weder
die neue horrende Miete aufbringen noch können sie kaufen. Und damit verlieren
sie sozusagen über Nacht ihre Bleibe.“
    „Dagegen wehren sie sich?“
    „Die meisten wehren sich.“
    „Aber nur selten mit Erfolg —
wie ich in der Presse gelesen habe.“
    „Ihre rechtliche Position ist
schwierig. Allerdings haben sie im Deutschen Mieterbund einen starken Partner,
der viel für sie tut und viel erreicht hat. Aber die Brutalität der
Luxussanierer — Lohmann ist nur einer von ihnen — stellt alles in den Schatten.
Da wird Gewalt angewendet. Es kommt zu Giftanschlägen. Strom und Wasser werden
abgestellt. Plötzlich geht der Lift nicht mehr. Bei Abwesenheit des Mieters
wird die Wohnung ausgeräumt und die ganze Habe samt Möbel auf den Müll
geworfen. Pöbeleien und Drohungen durch gemietete Schlägertrupps sind an der
Tagesordnung. Wohnungstüren werden eingetreten. In eine leere Wohnung setzt der
Luxussanierer ausgeflippte Musikgruppen, die dann nachts mit Disco-Lautstärke
üben. Mit einem Wort: Für die Mieter, die bleiben wollen und sich wehren, geht
die Hölle los.“
    „Wir — ich meine die
uniformierten Kollegen — können eingreifen. Oder?“
    „Klar doch. Aber erst, wenn es
ganz schlimm kommt. Und die Ermittlungen sind schwierig, Beweise schwer zu
erbringen. Die Schläger verschwinden, die Randalierer ziehen ab. Dass der
Luxussanierer der Auftraggeber ist für die Anschläge — das lässt sich nur
selten beweisen. Immer wieder werden diese Typen zwar zu beträchtlichen
Geldstrafen verurteilt. Und sie müssen den Mietern Schadenersatz leisten. Aber
das haben die Entmiethaie — ein hässliches, aber treffendes Wort — schon
einberechnet in ihre Unkosten. Der Gewinn letztendlich ist immer noch
berauschend.“
    „Da bin ich aber froh, dass ich
noch bei meinen Eltern wohne in einem Mehrfamilien-Silo.“
    Glockner lachte. „Vor der
Luxussanierung ist nur der Wohnungseigentümer sicher.“
    „Die Fünf-Zimmer-Wohnung gehört
meinen Eltern — jedenfalls in 23 Monaten. Wenn die letzte Rate bezahlt ist.“
    „Gratuliere.“
    „Es war mühselig. Insgesamt
haben sie 30 Jahre lang abgezahlt. So alt bin ich noch nicht.“
    Glockner hielt, weil eine junge
Frau mit Kinderwagen, zwei Kleinkindern im Schlepp und einem Mischlingshund an
der Leine — weil diese Gruppe die Fahrbahn überquerte.
    „Brutale Situation“, meinte
Paul. Offenbar empörte er sich — aber bei seinem Temperament klang’s eher, als
beende er sein Nachtgebet.
    „Seit langem hat Lohmann einen
Konkurrenten“, fuhr Glockner fort: „Hans-Martin Zinse — mit dem Spitznamen
Bulldozer. Den, Paul, müssen Sie sich merken. Denn der übertrumpft Lohmann —
was Gemeinheiten betrifft — bei weitem. Gegen Zinse hat Lohmann immer das
Nachsehen gehabt. Das heißt: Lohmann wurden die besten Objekte vor der Nase
weggeschnappt. Zuletzt die Poseidon-Villa. Als Objekt für Luxussanierung ist
das der absolute Hit. Beide wollten das Gebäude kaufen. Zinse war schneller und
hat das Rennen gemacht. Für Lohmann eine Katastrophe. Er hat enorme
Steuerschulden. Geschäftlich steht ihm das Wasser bis zum Hals. Mit der Poseidon-Villa
wäre er wieder auf die Füße gefallen. Aber der Zug ist nun abgefahren. Wie

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